Thalmässing
Von Feuerwerksmusik bis Sternenkrieg

09.11.2010 | Stand 03.12.2020, 3:29 Uhr

Blechreiz begeistert beim Konzert mit Vielfältigkeit: Stücke von Händel und Mozart kommen ebenso zu Gehör wie Gospelsongs und eine "Star Wars Suite". - Foto: Leykamm

Thalmässing (HK) Es ist eigentlich ein gewagtes Wortspiel, wenn sich ein Bläserensemble Blechreiz nennt. Doch was die aus Musikern und Posaunenchorleitern zusammengesetzte Truppe in der St. Gotthard-Kirche zum Besten gab, entlockte dem knapp 200-köpfigen Publikum nur positive Reaktionen.

Für den Leiter des Ensembles war jenes Konzert eigentlich ein Heimspiel. Denn Andreas Knollmeyer ist in Thalmässing kein Unbekannter, sondern regelmäßig als Organist in der Kirche St. Michael des Ortes zu hören. Dass er auch als Dirigent glänzen kann, bewies er nun beim Blechreiz-Auftritt in St. Gotthard. Immer wieder gelang es ihm, mit emotional aufgeladener Gestik seine Musiker zu Höchstleistungen anzuspornen.
 

Vom ersten Klang an waren so die Besucher in den Bann des zunächst recht feierlichen Blechbläserklangs gezogen. Was natürlich auch an der Auswahl der Stücke lag. Für den Beginn hatte man sich gleich einen der ganz großen Klassiker der E-Musik ausgesucht: die Overtüre aus Händels Feuerwerksmusik. Es folgte ein beschwingtes Rondo aus Mozarts sechster Serenade, bevor das Ensemble dann mit zwei getragenen Stücken schwebende Klänge durch das Kirchenschiff treiben ließ. Nach "Chanson de Matin" (Edward Elgar) und "Pie Jesu" (John Rutter) zollte Blechreiz dann dem Gotteshaus als Veranstaltungsraum Tribut und brachte das Kirchenlied "Befiehl Du Deine Wege" zu Gehör. In St. Gotthard wohl schon sehr oft gesungen – aber so wie an jenem Abend erklang es dort wohl noch nie. Denn die vielen Facetten des Liedes spiegelten sich beim Konzert in den verschiedenen Arrangements wider, die die Musiker in Thalmässing mit Leben erfüllten: mal besinnlich, mal dramatisch und schließlich versöhnlich.

Zwischen den einzelnen Versionen las Moderatorin Christina Günzel die Strophen des Liedes vor, bevor sie wieder an Trompete beziehungsweise Flügelhorn eilte. Mit jenem Kirchenlied endete dann der sakrale Teil des Abends. Bei "Cheek to cheek" (Irving Berlin) schlug Blechreiz dann ganz andere Töne an, schwenkte dann beim "Canzon septime octavi toni" (Giovianni Gabrieli) aber noch einmal kurz in den Barock zurück. Dazu verteilten sich die Musiker übrigens zu drei Gruppen im Kirchenschiff, wie es der Komponist einst auch vorgesehen hatte – heute nennt sich das "Surround Sound", doch auch schon vor vier Jahrhunderten wusste man Raumklang zu erzeugen.

Nach diesem ungewöhnlichen Hörerlebnis kündigte Günzel "drei spannende Gospels" an. Und in der Tat: "Down by the riverside", "I will follow him" und "When the saints go marching in" kamen mit einigen musikalischen Kniffen wie Rhythmuswechseln daher. Auch beim "Blues March" (Raymond Premru) begann es dann im Kirchenschiff verdächtig zu swingen. Die Neigung zu wuchtigen, monumentalen und pathetischen Klängen konnte das Ensemble dann bei "Das große Tor von Kiew" aus Moussorgskys "Bilder einer Ausstellung" ebenso wenig verhehlen wie bei der "Star Wars Suite", bei der man die Sternenkrieger förmlich durch das Gotteshaus toben sah.

Entspannter wurde es dann wieder bei den Zugaben wie dem Grand-Prix-Evergreen "Halleluja" und dem Swingklassiker "Sweet Georgia Brown". Zu Ende ging das Konzert dann beinahe obligatorisch mit "Der Mond ist aufgegangen", zu dem Pfarrer Frank Zimmer als Hausherr Luthers Abendsegen spendete – nicht ohne im Namen der Besucher Blechreiz für "einen fantastischen Abend" zu danken.

Die Spenden, um die das Ensemble an jenem Abend bat, kommen nun übrigens einem Hilfsprojekt in Kenia zugute, für das sich eine ehemalige Mitmusikerin der Gruppe engagiert.