Pfaffenhofen
"Von drauß vom Walde komm ich her..."

Nikolaus und Krampus setzen im Landkreis auf kontaktlose Besuche - teils fallen die Touren aber auch aus

23.11.2020 | Stand 23.09.2023, 15:36 Uhr
Nikolaus und Krampus sind in Scheyern auch im Namen der CSU unterwegs. Heuer gibt es die Besuche allerdings nur per Video. "Wenn schon kein Besuch möglich ist, dann kommt der Nikolaus heuer eben digital ins Haus", sagt Dominik Bichler. −Foto: CSU Scheyern

Pfaffenhofen - Jedes Jahr um diese Zeit packt der Nikolaus langsam seinen Schlitten und bereitet sich vor für seine vorweihnachtliche Nikolaustour. Doch in Coronazeiten ist alles anders - aber Not macht auch erfinderisch: Die Scheyerer CSU Nikolaus-Aktion und die Katholische Pfarrjugend von St. Johannes Baptist gehen online, damit die Kinder trotz Kontaktbeschränkung und Corona-Auflagen nicht ganz auf ihren Nikolaus verzichten müssen, hat man sich was einfallen lassen. In einigen Dörfern und Gemeinden allerdings lässt man die geliebte Tradition schweren Herzens ausfallen.

Seit sieben Jahren ist Dominik Bichler als Nikolaus der CSU-Aktion in Scheyern unterwegs und besucht seitdem zusammen mit einem Krampus die kribbeligen und gespannt wartenden Kinder aus der Gemeinde und Umgebung. "Die Kinder sind wie verzaubert, schauen mit großen glänzenden Augen zum Nikolaus auf - und das soll es heuer nicht geben? Wir brauchen einfach eine Alternative, haben wir uns dann überlegt", meint dazu Dominik Bichler und die schaut nun so aus: Statt eines persönlichen Besuchs hatten die Scheyrer die Idee, einen Film zu drehen, in dem der Nikolaus zu sehen ist und der Krampus (Dieter Schwab) liest im Film eine Nikolausgeschichte und spricht mit dem Nikolaus.

Es ist zwar kein persönlicher Besuch vom Nikolaus, aber die Eltern bekommen auf Wunsch für ihre Kinder eine ganz persönliche besinnliche Video Botschaft vom Nikolaus auf einem USB-Stick sowie einen persönlichen Brief. "Wir wollen mit dem kurzen Film und dem Brief den Kindern eine kleine Freude machen. Denn wenn schon kein Besuch möglich ist, dann kommt der Nikolaus heuer eben digital ins Haus", verspricht "Nikolaus" Domink Bichler. "Für die Video-Botschaft und den Brief bitten wir die Eltern um einige Stichpunkte zu jedem Kind, es kann auch gerne ausführlicher sein." Man freut sich wie jedes Jahr über einen kleinen Unkostenbeitrag, der Erlös geht wie immer je zur Hälfte an das Kinderhaus Atemreich in München und einem regionalen guten Zweck.

Auch die Katholische Pfarrjugend von St. Johannes Baptist wird dieses Jahr den Nikolaus digital entsenden: "Das heißt: Wir streamen für jede Familie ihren individuellen Nikolaus", erklärt Pfarrsekretärin Astrid Offermann. Funktionieren wird das wie folgt: Die Anmeldung geht an das Pfarrbüro, wo vom Pfarrbüroteam eine Liste erstellt wird. Von der Pfarrjugendleitung erhalten die Nikolausfreunde an die angegebene E-Mail-Adresse eine Mail mit allen weiteren Infos, den Zugangslink, Anleitungen und dergleichen; die Eltern schicken dann der Pfarrjugendleitung per E-Mail, was der Nikolaus den Kinder sagen soll. Und an dem Tag, an dem der Termin ausgemacht wurde, gelangt man über den Link in einen digitalen Warteraum und wird dann von der Technik des Nikolauses zum Nikolaus höchstpersönlich weitergeleitet. Außerdem kommt am Sonntag, 6. Dezember, um 10.30 Uhr der Nikolaus auch in den Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche.

In Singenbach wird es in diesem Jahr keinen Nikolaus geben nach Absprache mit der Gemeinde und wegen der Vorgaben vom Landratsamt - Mindestabstand, Nikolaus, Krampus und der Fahrer kommen aus drei Familien, was nicht zulässig ist, und es soll keinen Kontakt mit den Kindern geben. "Das war ausschlaggebend für uns", erklärt Organisator Thomas Koller aus Singenbach.

Vor 16 Jahren wurde diese Nikolausaktion im Rahmen der Katholischen Landjugend Singenbach gestartet. "Der Verein wird aufgelöst, aber diese Nikolaustradition soll weiterleben. Es haben sich mehrere Leute zusammengetan, auch Ältere sind heute dabei. Wir haben viele Familien mit kleinen Kindern hier in Singenbach und eigentlich ist es ein Selbstläufer. Die Leute kommen aktiv auf uns zu", erklärt Koller und hofft, dass er nächstes Jahr wieder als Nikolaus unterwegs sein kann. "Wir spenden die Einnahmen immer für wohltätige Zwecke und wollen auch diese Tradition gerne weiter fortsetzen."

Auch in Rohrbach müssen die Kinder heuer auf den Nikolaus verzichten. Die Nikoläuse des DJK Rohrbach erfreuen seit 40 Jahren mit ihren Besuchen schon Generationen von Kindern. "Drei Gruppen mit Nikolaus, Krampus und Fahrer besuchen immer 60 bis 65 Haushalte - es ist uns einfach zu gefährlich, dass wir das Virus von Tür zu Tür tragen könnten", erklärt der Vorsitzende des DJK Franz Kersten. "Dass es heuer keinen Nikolaus gibt, tut uns schon sehr leid für die Kinder." Er erinnert sich: "Die Kinder haben uns immer beim Abschied die Hand gereicht - trotz manch strenger Ermahnungen - und mit dem Krampus am Ende den Sack ausgeräumt." Nur ein einziges Mal lief es bei ihm anders: "Ein Bub hat vorher groß getönt, doch dann war er nicht zu bewegen, hinter dem Kanapee herauszuschlüpfen, wo er sich versteckt hatte."

Franz Kersten bedauert die Absage sehr: "Die erste Anmeldung kam schon im Juli und jetzt geht gar nichts. Der Nikolaus wird uns allen sehr fehlen."

In Pörnbach hat der Burschenverein noch nichts entschieden. Thomas Schaubeck ist einer der Organisatoren und sagt: "Es kommt darauf an, was es im Dezember für Vorgaben gibt." Eines ist sicher: Man wird auf keinen Fall von Haus zu Haus gehen. "Vielleicht ist der Nikolaus irgendwo in Pörnbach und die Kinder können vorbeikommen. Denn es geht ja darum, dass die Kinder den Nikolaus sehen und sich darüber freuen können." Gemacht wird auf alle Fälle etwas, ist sich Thomas Schaubeck sicher. "Es ist schade, wenn diese Tradition wegfällt, wenn es hoffentlich auch nur für dieses eine Jahr wäre." Man wird dann im Kindergarten einen Aushang machen "und dann ist es ein Selbstläufer und schnell organisiert", meint Schaubeck: "Denn Anfragen gibt es schon."

PK

KONTAKTE

Interessierte Familien in Scheyern und Umgebung können sich anmelden bei Familie Bichler unter der Telefonnummer (08441) 760554 (ab 18 Uhr) oder per E-Mail an monikabehr@yahoo.de um Einzelheiten zu besprechen.

Wer in Pfaffenhofen ein Gespräch mit dem Nikolaus anmelden möchte, kann sich im Pfarrbüro St. Johannes Baptist unter Telefon (08441) 800910 melden.

Weitere Vereine und Gruppen, die einen Nikolausdienst anbieten, können sich für eine Ankündigung gerne bei der Redaktion melden, unter Telefon (08441) 86930 oder per E-Mail an red aktion@pfaffenhofenerkurie r.de.

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Anna Ermert