Von Doppelmoralisten und "selbsterhöhtem Bessermenschentum"

27.07.2020 | Stand 02.12.2020, 10:53 Uhr

Zum Leserbrief von Johanna Descy "Die AfD ist ein Wolf im Schafspelz" (PK vom 22. Juli) ging folgende Zuschrift des AfD-Kreisrates Tobias Teich ein:Ein seltsam anmutendes Schauspiel, welches in der Echokammer der bunten Einheitspolitik im Landkreis Pfaffenhofen zu erleben ist.

Begonnen mit dem Zitat des PK-Redakteurs Daniel Wenisch aus der Kolumne "Unterm Strich": "Die etablierten Parteien wissen nicht und können sich nicht darauf einigen, wie man mit der AfD umgehen soll. " Eines demokratischen Rechtsstaates gemäß demokratisch, so möchte man meinen. Johanna Descy behauptet in ihrem Leserbrief, diese Frage betreffe mittlerweile jedes politische Gremium. Alsbald folgte dem von ihr als "Schlingerkurs" bezeichneten Kurs der Altparteien im Umgang mit der AfD die offenbarende Einschätzung, "unsere bunte Koalition" sei nicht davor gefeit.

Die Autorin des feministischen Blogs "Tamponkollektiv. com" führte weiterhin aus, die bunte Koalition hätte sich einen massiven Fehler geleistet, da sie zuerst einen AfD-Kandidaten "durchgewunken" hat und im Anschluss jeden weiteren Vorschlag, der ausgehöhlten Phrase "Keine Toleranz gegenüber der Intoleranz" wegen, abgelehnt hat. "Nicht erlauben" bräuchten sich weder die bunte Koalition noch die anderen Altparteien "Weitere Aktionen und Fauxpas dieser Art", belehrte Descy den Leser und Wähler.

Der letzte Kandidat für den Wirtschaftsbeirat des Kreistages - ohne Parteiverbindung zur AfD; lediglich gemäß dem Vorschlagsrecht eingebracht - Michael Bergmaier, urteilte nach seiner wenig objektiven Behandlung, er sei schwer enttäuscht von der Landkreispolitik. Es sei "kaum in Worte zu fassen". Bergmaier stellte fest, in der Kommunalpolitik habe es sich um die Sache zu drehen, nicht um die Partei. In einem demokratischen Rechtsstaat eine Selbstverständlichkeit, so möchte man meinen. Nicht aber gemäß dem Verständnis der Doppelmoral und des selbsterhöhten Bessermenschentums. In diesem diffusen Verständnis wird versucht, dem Unterstützer der SPD und der FW - Bergmaier engagierte sich noch im Kommunalwahlkampf für den Landratskandidaten der SPD, Andreas Herrschmann - deutlich zu machen, ein Missverständnis über seine Einschätzung läge vor. Es "verwundere" fast, meint die Autorin, dass Bergmaier die gemeinsame Sache höher als die Person wertet. Bergmaier habe sein "Mitleid verspielt". Wer seine Kraft, seine Zeit und sein Geld für das Ehrenamt einbringen möchte, jedoch ohne selbst eine Verbindung zur vorschlagenden AfD zu besitzen, darf diese Chance niemals erhalten. Er soll gesellschaftlich gebrandmarkt werden.

Der Versuch, die politische Arbeit der AfD im Landkreis in Misskredit zu bringen, lässt entweder lückenhafte Kenntnisse oder schlichte Absicht vermuten: Sämtliche von Descy aufgeführten Personen verließen die AfD entweder aus persönlicher Entscheidung oder auf Betreiben der Partei. Ebenfalls verleitend, aus anderen Gründen, die Erwähnung des Landes-Fraktionsvorsitzenden von Brandenburg, welchem im Juni 2020 durch das Landgericht Berlin sämtliche Mitgliedsrechte und ebenso seine Zugehörigkeit als Mitglied des Bundesvorstandes zugesprochen wurden.

Als letzter Stich schlägt der durchschaubare Versuch, den Besuch einer Parteiveranstaltung im Kyffhäuser Kreis zu skandalisieren, fehl. Jörg Meuthen und Alexander Gauland besuchten und sprachen selbst über Jahre zu diesem Anlass. Videoaufzeichnungen davon sind frei verfügbar. Was bei genauerer Betrachtung bleibt, ist der Sturm im Wasserglas.

Keine Kritik ohne eine verdiente Anerkennung: Durchaus nicht alle Inhalte Descys sind kritikfähig. Zutreffend ist, der AfD-Kreisverband Freising/Pfaffenhofen hat von Zeit zu Zeit die Berichterstattung des Pfaffenhofener Kurier moniert und auch mit Kritik nicht gespart. Aus der Sicht des Kreisverbandes berechtigt und auch kein Geheimnis. Die zu verurteilende Belehrung eines Redakteurs, in diesem Fall Patrick Ermert, welcher bisher nicht Gefahr lief, sparsam mit Kritik an der AfD zu sein, hat der Kreisverband aber niemals versucht.

Darin liegt der feine Unterschied. Haltungsjournalismus ist gar kein Journalismus. Journalisten sollten politisch Aktive beobachten und berichten, keine politische Aktivisten sein.

Wer nicht Willens oder dazu in der Lage ist, sich mit dieser Selbstverständlichkeit zu identifizieren, demaskiert sich und seine Gesinnung beim genauen Hinsehen selbst. Es sind Vertreter dieses Starrsinns, welche permanent versuchen, den Bürgern ein X für ein U vorzumachen. Das sollte uns allen klar werden, auch den im Kern Autoritären.
Tobias Teich
Geisenfeld