Pfaffenhofen
Von der Ersatzkeeperin zur Meisterheldin

Eishockey: Franziska Albl vom EC Pfaffenhofen holt mit Planegg den Titel in der Frauen-Bundesliga

31.03.2021 | Stand 27.05.2021, 3:34 Uhr
Grenzenloser Jubel und Franziska Albl (vordere Reihe 2. v. l.) mittendrin: Die Spielerinnen des ESC Planegg feiern ihren Meistertitel. −Foto: Pencz

Pfaffenhofen - Es sind ereignisreiche Wochen, die Franziska Albl erlebt.

Gerade erst hat die 25-jährige Eishockey-Torhüterin des EC Pfaffenhofen mit dem ESC Planegg-Würmtal die deutsche Meisterschaft im Frauen-Eishockey gewonnen. "Es ist einfach Wahnsinn, diesen Titel zu holen", sagte Albl nach dem Finalsieg gegen Berlin. Nun gilt ihre volle Konzentration der Nationalmannschaft, mit der sie im Mai zur WM nach Kanada fliegen will.

Dass Albl es verdient hätte, bei diesem Turnier für Deutschland im Tor zu stehen, bewies sie in der zurückliegenden Bundesliga-Saison, in der sie dank einer Förderlizenz auflaufen durfte. Nachdem die Bayernligasaison bei den Männern im November abgebrochen worden war, spielte Albl regelmäßig in der Frauen Bundesliga. Mit einer starken Fangquote von 95,5 Prozent und neun Siegen hatte die Torhüterin maßgeblichen Anteil an der Teilnahme am Finalturnier um die Meisterschaft. Planegg holte in der Hauptrunde drei Punkte hinter dem ERC Ingolstadt den zweiten Platz.

Beim Final-Four-Turnier in ihrem Heimatort Füssen zeigte sich Albl ebenfalls von ihrer besten Seite: Sowohl im Halbfinale gegen den ECDC Memmingen als auch im Finale gegen die Eisbären Juniors Berlin stand die Nationaltorhüterin zwischen den Pfosten und trug mit starken Paraden zum Titelgewinn bei. Vor allem beim 3:2-Erfolg im Halbfinale gegen ihren früheren Verein ECDC Memmingen war Albl öfter im Mittelpunkt, als ihr womöglich lieb war. "Ja, es war gut zu tun, aber ohne meine Vorderleute hätte ich alleine nichts ausrichten können", gibt sich die 25-Jährige bescheiden. Dabei steht sogar im Spielbericht auf der Internetseite des ESC Planegg, dass der Sieg gegen den Erzrivalen aus dem Allgäu, mit dem Albl 2016 schon einmal r Meister wurde, besonders ihr zu verdanken war. Und auch im Finale gegen die Eisbären Berlin, die zuvor Hauptrunden-Sieger ERC Ingolstadt ausgeschaltet hatten, stand Albl einmal im Fokus. Planegg ging zwar früh in Führung, musste aber noch im ersten Drittel eine Überzahl-Situation des Gegners überstehen. Berlin schnupperte am Ausgleich, doch Albl machte die beste Chance der Haupstädterinnen zunichte, als sie den Penalty von Theresa Knutson in aller Seelenruhe mit einer Hand herunterpflückte. "So entscheidend war diese Situation auch wieder nicht, es wäre danach noch genug Zeit gewesen", sagt Albl nach dem 4:1-Sieg.

Doch nicht nur ihre Mitspielerinnen, sondern auch die Verantwortlichen des Deutschen Eishockey-Bundes bescheinigten der 25-Jährigen eine herausragende Leistung: Albl wurde nach dem Finale als beste Spielerin ihrer Mannschaft ausgezeichnet. Die Torhüterin ließ von insgesamt 34 Schüssen nur drei passieren.

Auch beim EC Pfaffenhofen hat man die starken Leistungen der gebürtigen Füssenerin registriert. "Franzi ist unglaublich professionell und arbeitet sehr hart für den Erfolg", sagt ECP-Abteilungsleiter Dost. "Wir gratulieren ihr und dem ESC Planegg-Würmtal sehr herzlich zum Gewinn der deutschen Meisterschaft. "

Logisch, dass auch bei Albl der Jubel nach der Schlusssirene keine Grenzen kannte. Schläger und Helme flogen. "Der Titel ist eine tolle Belohnung, gerade in dieser schwierigen Zeit mit vielen Einschränkungen. Wir haben trotzdem hart gearbeitet und freuen uns, dass wir uns dafür belohnen konnten. " Zwar habe der ESC Planegg in der Hauptrunde ein paar Punkte liegen lassen, "aber unser Team hat aus den Fehlern gelernt. Der Zusammenhalt und der Kampfgeist sind fantastisch, jede steht für die andere ein", nennt Albl die Gründe für den Titelgewinn.

Dass der Deutsche Meister in diesem Jahr bei einem Final-Four-Turnier ausgespielt wurde, war im Übrigen der Corona-Situation geschuldet. "Trotz der schwierigen Umstände war das Turnier sehr gut organisiert", sagt Albl. Die Teams befanden sich in einer "Bubble", pendelten also nur zwischen Hotel und Stadion hin und her. "Das gesamte Team musste sich regelmäßig testen lassen und schon zwei Wochen davor mussten wir sogar jeden Tag unseren Puls messen. "

Albl erinnert sich gerne zurück, ihr Blick ist jetzt aber schon wieder nach vorn gerichtet, denn das nächste Großereignis steht vor der Tür: Vom 6. bis 16. Mai findet die Weltmeisterschaft in Kanada statt. Der deutsche Kader für das Turnier steht noch nicht fest. Albl, die bereits 60 Länderspiele bestritten hat, gehört aber zu den 33 Auserwählten, die sich mit dem Team gerade auf die WM vorbereiten. 23 Frauen (20 Spielerinnen und drei Torhüterinnen) werden aber nur mitfahren. "Natürlich ist es mein Ziel, dabei zu sein, ich werde alles dafür geben. Es ist aber ein enger Konkurrenzkampf, wir haben fünf gute Torhüterinnen", sagt die 25-Jährige. Die Entscheidung, wer dabei ist, fällt nach dem abschließenden Lehrgang Ende April. Und dann sind da ja auch noch die Olympischen Winterspiele im Februar 2022 in China, die Albl unbedingt spielen möchte. "Dort dabei zu sein, ist mein großer Traum. " Die Qualifikation dafür bestreitet die deutsche Nationalmannschaft im November.

PK