Heideck
Von der einstigen Faschingshochburg ist nicht mehr viel übrig

"Anni Sattel von Klee" war 1952 die erste Heidecker Faschingsprinzessin – Zweitgrößter Faschingszug Mittelfrankens

03.03.2014 | Stand 02.12.2020, 23:00 Uhr

Mit einem Kuhfuhrwerk fuhr der Heidecker Elferrat im Faschingszug mit. Josef Grund, Michael Krätzer, Josef Gaus, Wilibald Kleesattel und Georg Stücklen (von links) sind auf diesem alten Foto aus den 1950er Jahren zu sehen. Repro: Wechsler

Heideck (wex) Lange Jahre galt Heideck als die Faschingshochburg im Altlandkreis Roth. Als sich in anderen Orten noch kaum etwas rührte, gab es in Heideck schon einen Faschingszug und ab 1952 auch ein eigenes Prinzenpaar. Schon 1952 zog in Heideck nach Nürnberg der zweitgrößte Faschingszug Mittelfrankens durch die Stadt. Beim Erzählcafé konnten sich noch viele an diese Zeit erinnern. Das Vereinsleben blühte in den Nachkriegsjahren schnell auf.

Bald schon zogen die Moritatensänger durch die Wirtshäuser und sangen über die Geschehnisse, die im Laufe des Jahres passiert waren. Bei den Kappenabenden in den Wirtshäusern war immer viel los und ein Alleinunterhalter sorgte für Stimmung. Besonders gerne gingen die Damen am Unsinnigen Donnerstag ins damals noch bestehende Café Plank.
 
Der Gesangverein, der Rauchclub und die Gemütlichkeit waren treibende Kräfte des gesellschaftlichen Lebens. Männer wie Max Ring, Georg Stücklen, Michael Krätzer, Josef Gaus und Willibald Kleesattel schmiedeten die ersten Pläne und stellten schon 1951 den ersten Faschingszug zusammen. Zu ihnen gesellten sich bald Männer wie Fritz Köstler, Hans Schwab und Hans Deß. 1952 übernahm dann der Heimat- und Verkehrsverein die Regie für die Faschingsveranstaltungen und fand in Gerhard Schneider einen wichtigen Mitstreiter. Der Kleiderfabrikant ließ in seiner Firma im Anbau an das Gasthaus Wurm die Kostüme fertigen und stellte die Stoffe für die Ausschmückung der Säle und der Faschingswagen.

In Heideck herrschte eine nie mehr dagewesene Aufbruchstimmung und viele Menschen aus den Nachbargemeinden wollten am Heidecker Faschingsvergnügen teilhaben. Die Ballsaison begann schon am zweiten Weihnachtsfeiertag und oft waren an einem Wochenende gleich zwei Bälle angesetzt. Dazu gab es eine Vielzahl an Kappenabenden und Hausbällen.

Anni Brüchle war 1952 als „Anni Sattel von Klee“ die erste Heidecker Faschingsprinzessin. Sie kann sich noch gut daran erinnern, als ihr Vater, Willibald Kleesattel, von einer Versammlung heimkam und ihr ankündigte: „Du wirst Faschingsprinzessin!“. Die erste Freude war allerdings schnell verflogen, als sie erfuhr, dass ihr Prinz weit über 20 Jahre älter war als sie. Andreas Gröber hatte sich dafür beworben. Doch trotzdem wurde es eine schöne Zeit und es war ein Riesenauflauf.

Der Faschingszug, bei dem das Prinzenpaar und der Elferrat noch auf einem Kuhfuhrwerk durch die Stadt zogen, war der zweitgrößte in ganz Mittelfranken, nach Nürnberg. Auf den Wagen wurden die Geschehnisse und Missgeschicke, die im Laufe des Jahres passiert waren, dargestellt. „Du wirst an Fasching gespielt!“ war ein geflügeltes Wort in Heideck. Verspottet wurde zum Beispiel ein Bauer, der beim Ackern die Pflugschar verloren hatte oder eine heimische Werkstätte, die zwar ein Motorrad fachmännisch auseinandergelegt hatte, aber leider nicht mehr zusammenbauen konnte.

Zur damaligen Zeit war es noch eine große Ehre, vom Heimat- und Verkehrsverein als Prinz oder Prinzessin auserkoren zu werden. So bestiegen viele Heidecker den Faschingsthron. Dazu gab es neben dem Elferrat lange Jahre eine Prinzengarde, die viele Auftritte hatte. Bruno Herzog, der 1964 und dann auch noch 1979 als Faschingsprinz regierte, konnte von vielen tollen Erlebnissen berichten. Allerdings stellte er auch fest, dass die Stimmung 1964 noch eine ganz andere war als 1979. Bei seiner letzten Regentschaft, die auch der letzte Auftritt eines eigenen Heidecker Prinzenpaars war, war es schon äußerst schwer, die Leute für den Fasching zu begeistern. Nur durch den Einsatz von Erwin Blädel war es möglich, die Session erfolgreich zu beenden. In Heideck gab es keinen Faschingszug mehr und das Heidecker Prinzenpaar beteiligte sich am Faschingszug in Allersberg.

Lustige Anekdoten wurden von den Besuchern erzählt. So gab es nach einem Faschingsball ein Presssackessen, bei dem der Eigentümer erst sehr spät erkannte, dass es sein eigener war. Dem Alkohol wurde zu dieser Zeit noch mehr zugesprochen. Daraus entstand so manche lustige Begebenheit, die heute noch für große Heiterkeit sorgt.

Das Faschingstreiben hat sich in Heideck stark reduziert. Es finden nur mehr wenige, meist vereinsinterne Veranstaltungen statt, die aber jeweils gut besucht sind. Was geblieben ist, ist eine Faschingsveranstaltung für Kinder. Seit nunmehr 29 Jahren sorgt Elfriede Hatzak, deren Schwiegervater schon eine Triebfeder für den Heidecker Fasching war, dass in Heideck alljährlich ein Kinderprinzenpaar regiert.