Neuburg
Von der einen Altstadt in die andere

Vor 13 Jahren hat sich Christine Rudolph ein Leben in Neuburg aufgebaut, nun zieht es sie nach Spanien

14.06.2021 | Stand 23.09.2023, 19:11 Uhr
Ab August werden Christine Rudolph und ihr Hund Dr. Einstein erst einmal auf der spanischen Baleareninsel Mallorca leben. Yoga und Reisen sind wichtige Bestandteile im Leben der 48-Jährigen. Da die gebürtige Berlinerin sehr asienaffin ist, hat es sie schon oft nach Bali gezogen (rechts unten). −Foto: privat

Neuburg/Palma - Die Reiselust und Neugier auf fremde Länder und andere Kulturen ist Christine Rudolph wohl in die Wiege gelegt worden.

Als Halb-Ungarin hat sie schon als Kind viele Reisen in die Heimat ihrer Mutter unternommen. Seither hält das Fernweh bei der Berlinerin an, die es im Laufe der Zeit - auch berufsbedingt - an die verschiedensten Orte der Welt gezogen hat. Ihr letztes Zuhause hat die 48-Jährige vor rund 13 Jahren in Neuburg gefunden - Ende Juli ist aber auch dieses Kapitel erst einmal beendet, und Rudolph will auf der spanischen Baleareninsel Mallorca leben.

Von Berlin in die Welt

Vor 30 Jahren ist Christine Rudolph nach dem Abitur von Berlin in die bayerische Landeshauptstadt gezogen. Dort hat sie eine Banklehre abgeschlossen und BWL studiert. "Als Wirtschaftswissenschaftlerin bin ich irgendwann zu Audi gegangen und war dort unter anderem zwei Jahre in China", erzählt sie. Zwischenzeitlich wohnte sie in Vohburg. "Dann hat es sich so ergeben, dass ich durch eine Krankheit und Auszeit eine Yogalehrer-Ausbildung machen wollte. " Deshalb nahm sich Rudolph vor rund 15 Jahren eine Auszeit und ging nach Indien. "Ich wollte das am Ort des Ursprungs lernen - und so fing dieser Weg an. "

Neue Heimat an der Donau

Nach ihrer Rückkehr habe sie ein Kollege auf Neuburg aufmerksam gemacht. "Also bin ich hingefahren, habe mir das angeschaut und gedacht, ich falle tot um, weil vor allem die Altstadt wie eine Filmkulisse aussieht", schwärmt die 48-Jährige noch heute. Schließlich fand Rudolph dort eine Wohnung und eröffnete im November 2010 eine Mini-Yogaschule. "Die war echt klein, da hatten vier bis sechs Leute Platz. " Nach eineinhalb Jahren zog Rudolph in eine neue Bleibe in der Amalienstraße. "Im Prechterhaus nebenan waren zufällig in der früheren Druckerei Räumlichkeiten frei, wo ich Platz für bis zu 16 Yogaschüler hatte. " Die Berlinerin hat das alles neben ihrem eigentlich Job hochgezogen und organisiert. "Ich habe selbst zehn Stunden Yoga pro Woche unterrichtet und mehrere Lehrer eingestellt", berichtet sie. Irgendwann habe sie allerdings gemerkt, dass sie ihr Studio gerne wieder verkleinern möchte und schloss es im Januar 2019 vorerst. "Ich habe erst mal eine Auszeit genommen, aber der harte Kern der Yogaschüler stand plötzlich vor der Tür und wollte, dass ich weitermache. " Also räumte Rudolph ihr Wohnzimmer aus und richtete dort eine kleine Yoga-Lounge ein. "Zurück zum Anfang also", bringt sie es auf den Punkt.

Corona und die Online-Arbeit

Rudolph, die auch systemische Paar- und Traumatherapeutin sowie (interkultureller) Coach ist, hat sich im Laufe der Zeit immer mehr mit dem Zusammenbringen all ihrer Erfahrungen in ein neu entwickeltes, integratives Leadership-Coaching und Mentoring beschäftigt. "Ich habe schon lange auf dem internationalen Parkett online gearbeitet und seit der Corona-Pandemie ist das eigentlich nur noch so", erklärt Rudolph. Yoga-Stunden gab es dann erst einmal online, aber mehr und mehr Menschen seien im Lockdown mit sich selbst beschäftigt gewesen, daher sei es mehr und mehr Richtung Coaching gegangen, da viele ihrer Klienten mit extremen Ängsten zu tun hatten. Die 48-Jährige entwickelte ihr Coaching-Angebot weiter und baute ihre Internetseite aus. Nach ihrem Ausstieg bei Audi hat sich Rudolph primär auf ihr Business konzentriert. "Ortsunabhängiges Arbeiten liegt in meiner Natur und so ergab sich diese Idee, von Mallorca aus zu arbeiten. "

Das Ziel heißt Mallorca

"Da ich sehr asienaffin bin, habe ich meine Urlaube eigentlich immer auf Bali verbracht", verrät Rudolph. "Mittlerweile habe ich aber meinen kleinen Hund Dr. Einstein und da hat sich die Frage gestellt, wo kann ich auch mit dem Auto hinfahren? " Spanien, speziell Mallorca, habe ihr auch schon immer gut gefallen. "Da fahre ich knapp 1000 Kilometer mit dem Auto zur Fähre und am nächsten Tag bin ich auf der Insel. " Schon nach wenigen Tagen habe die 48-Jährige dort eine "andere Energie" gespürt und gewusst, dass sie vorerst einmal hier bleiben möchte. "Viele Freunde haben schon in Neuburg immer gesagt, dass ich eh irgendwann wieder weg bin" - und damit sollten sie Recht behalten. "Ich habe schließlich nach zwei, drei Wochen die Wohnung in Neuburg gekündigt - das war schon traurig, aber ich hatte einfach diesen Impuls", erklärt Rudolph. Momentan verbringt sie ihren Urlaub auf Mallorca in einer Finca, ab August lebt sie dann in einer Wohnung in der Altstadt von Palma.

Vorfreude und Sprachkurs

In den vergangenen sechs Wochen hat Christine Rudolph bereits einen Spanisch-Intensivkurs absolviert. "Das war 1:1-Onlineunterricht, vor Ort besuche ich noch eine Minigruppe in Palma", erklärt sie. Grundlegendes könne sie mittlerweile schon ganz gut ausdrücken, der Rest ergebe sich mit der Zeit und vor allem durch Gespräche. Davon ist die 48-Jährige überzeugt, denn sie spricht neben Deutsch, Ungarisch und Englisch auch Polnisch sowie Russisch und tut sich deshalb mit dem Erlernen gar nicht so schwer. Das Gefühl von Heimweh ist bei der Berlinerin, wie sie selbst sagt, nicht so stark ausgeprägt. "Mit Mallorca hat sich einfach alles so gefügt und ich bin meiner Intuition gefolgt - deshalb soll das wohl jetzt so sein", blickt sie voll Optimismus in die Zukunft. "Bis jetzt waren meine Wege immer richtig und ab August probiere ich mich eben in Spanien aus. " Besonders freue sie sich auf das sonnige Wetter, die Nähe zu Meer und Bergen sowie die quirlige Altstadt von Palma. "Da wartet eine andere Kultur auf mich, besondere Gemeinschaften und der Austausch zu Gleichgesinnten und Einheimischen. Ich darf in eine andere Welt eintauchen. "

Erinnerungen an Neuburg

Etwas wehmütig wird Rudolph bei dem Gedanken an den Abschied von Neuburg allerdings doch. "Die Wohnung war mein Rückzugsort. Ich hatte eine tolle Hausgemeinschaft, nette Nachbarn wie Sepp Egerer und liebe Yogaschüler. " Die Altstadt sei für sie wie ein eigener Bezirk gewesen, in dem sich die Bewohner untereinander gut kennen. Und freilich gibt es Dinge, die sie vermissen wird: den Bioladen am Schrannenplatz, den Blumenladen in der Weinstraße, die Spazierwege rund um die Donau, die Konzerte im Schlosshof, die ihr im Sommer bei offenem Fenster Privatkonzerte beschert haben. "Auch in die Blaue Traube und das ehemalige Café Kate bin ich gern gegangen oder habe in der Aussicht am Tresen auf einen Drink gesessen. " Doch im Leben von Rudolph gehören Reisen und Umzüge eben dazu. "Die 1600 Kilometer zwischen Neuburg und Mallorca fühlen sich für mich gar nicht so weit weg an", sagt sie und allein ist sie auch nicht - mit Dr. Einstein und "Freunden verstreut über die ganze Welt".

DK

Luisa Riß