Gosseltshausen
Von der Dunkelheit in den Tag

Pfarrer Nowak hat die Rorateämter in den frühen Morgen verlegt - und viele Gläubige kommen

06.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:06 Uhr
Kerze im Advent −Foto: Karin Trouboukis

Gosseltshausen (WZ) Er möchte den Menschen ein Angebot machen, ohne "Bling-Bling", aber dafür mit umso mehr Tiefe: Der Gosseltshausener Pfarrer Przemyslaw Nowak feiert seine Rorateämter in der Adventszeit um 6.15 Uhr morgens - und trifft damit offenbar genau das, was sich viele ersehnen.

Im Frühjahr, da hat er sich auf Lauf10! vorbereitet, kam als der "Laufpfarrer von Gosseltshausen" einige Male im Fernsehen, setzte sich für die Aufnahmen auch gerne auf sein weiß-gelbes Quad, mit dem er "im Namen des Herrn" unterwegs ist. Doch er kann auch ganz anders: "Der Advent ist die Zeit des Wartens auf den Erlöser", sagt Pfarrer Nowak. Wachsam sein, sich besinnen, sich auf das Wesentliche konzentrieren - das könne man am besten am Morgen, in der Dunkelheit, beim Warten auf den Anbruch des Tages.

Und genau deshalb hat er in seiner Pfarrei Gosseltshausen mit einer Gewohnheit gebrochen - und die Rorateämter in der Adventszeit vom Abend in den frühen Morgen gelegt. "Ich konnte mich mit dem Abendtermin einfach nicht anfreunden", gesteht er. Denn für ihn gehören die Rorateämter in den Morgen, so ist er das auch aus seiner polnischen Heimat gewohnt: "Mit Kerzen zogen wir da als Kinder jeden Morgen um 6 Uhr in die Kirche", erinnert er sich. Extra früh seien sie am Abend zuvor ins Bett gegangen, um den Morgen eben nicht zu verschlafen. Auch das ist für ihn untrennbar mit dem Advent verbunden: sich vorbereiten, sich bewusst sein, wachsam warten auf den, der da kommt. Dafür stehe "Rorate" ja auch: "Rorate caeli desuper et nubes pluant justum.", zu deutsch "Tauet, Himmel, von oben und die Wolken regnen den Gerechten" heißt es im alttestamentlichen Buch Jesaja.

Also Gottesdienständerung in Gosseltshausen. Auf 6.15 Uhr legte Pfarrer Nowak seine Rorateämter, die jetzt, an den Freitagen vor den Adventssonntagen, wieder beginnen: "Da saß ich dann und habe mir gedacht, da werden vielleicht so zehn Leute kommen", erinnert er sich an die Anfänge. Falsch gedacht, denn tatsächlich zählte der Pfarrer zu seiner großen Überraschung beim ersten Versuch schon 70 Leute - und es wurden immer mehr. Die besondere Faszination des Hineingehens in den Tag am frühen Morgen, die besondere Stimmung in der Dunkelheit bei Kerzenlicht, die hohe Symbolkraft des gemeinsamen Wartens und Wachens - das faszinierte die Leute ganz schnell. Mittlerweile sind die Kirchenbänke in der Gosseltshausener Pfarrkirche "Mariä Heimsuchung" gut gefüllt, wenn Pfarrer Nowak zur Roratemesse lädt. Das freut ihn sehr, denn es sind ganz unterschiedliche Gläubige, die aus ebenso ganz unterschiedlichen Gründen gerne kommen: Ganze Familien mit Kindern sitzen bei ihm frühmorgens in der Kirchenbank, Berufstätige, die im Stress der Vorweihnachtszeit bewusst eine Zäsur setzen wollen, Ehepaare, Jugendliche, Ältere, Jüngere. Vor allem aus der eigenen Pfarrfamilie kommen die Gläubigen, aber auch einige Gäste aus anderen Pfarreien haben laut Pfarrer Nowak den Zauber des frühmorgendlichen Gottesdienstbesuches für sich entdeckt. "Man merkt schon, dass die Menschen gerade in der modernen Zeit auf der Suche sind und es ihnen gut tut, auch gemeinsam die Stille zu erleben", sagt der Geistliche.

Genau dieses Angebot wolle er machen, das erste seiner drei Rorateämter beginnt morgen um 6.15 Uhr in der Gosseltshausener Kirche, weitere Termine sind dann der 15. und der 22. Dezember. Nach der Messe gibt es Frühstück im angrenzenden Pfarrheim. Der Platz dort sei zwar begrenzt, "aber jeder willkommen". So könne man den Tag beginnen - gut gestärkt von innen und außen.