Von der Beifahrerin zur Geschäftsführerin

26.10.2009 | Stand 03.12.2020, 4:33 Uhr

Susann und Ralf Jäger steuern heute die Hilpoltsteiner Spedition Greiner. - Foto: Leykamm

Hilpoltstein (DK) Der erste Weltkrieg ist noch nicht lange vorbei, als ein gewisser Gotthilf Greiner in einem Stuttgarter Vorort namens Grunbach mit einem Pferdefuhrwerk ein Transportunternehmen gründet. Heute leitet Susann Jäger (39) in vierter Generation gemeinsam mit Ehemann Ralf (42) die Spedition Greiner, die über 40 Lkw verfügt, seit 50 Jahren in Hilpoltstein ansässig ist und 60 Mitarbeiter beschäftigt.

Sprung ins kalte Wasser

Dies macht deutlich, welch enorme Expansion der Betrieb durchlaufen hat. Die größten Erweiterungen wurden freilich seit 1994 vollzogen – dem Jahr, als das Ehepaar Jäger die Geschicke des Unternehmens in seine Hand nahm. Ein Sprung ins kalte Wasser, den die Jägers aber nicht nur gut überstanden, sondern sogleich zum unternehmerischen Höhenflug ansetzten.

1919 war dies natürlich noch nicht absehbar. Damals muss Gotthilf Greiner noch als Landwirt seine Brötchen verdienen, das Transportunternehmen mit Pferdefuhrwerk zieht er parallel dazu auf. Es dauert zehn Jahre, bis 1929 der erste Lkw angeschafft wird – damals noch ein überschaubarer 1,5-Tonner. Doch nun kann sich die Firma im Fernverkehr engagieren, bald schon stehen 25 Tonnen Laderaum zur Verfügung. 1946 übernimmt Gotthilf Greiners Sohn Erwin den Betrieb und baut ihn in den 50er Jahren zum modernen Speditionsbetrieb aus.

1959 meldet Erwin Greiner eine Niederlassung in Hilpoltstein an und reicht den Stab der Geschäftsführung an Schwiegersohn Günter Knopf weiter. Der neue Inhaber macht in Hilpoltstein Nägel mit Köpfen: Ein Grundstück wird gekauft und mit einem Betriebsgebäude versehen, das bald um einen Erweiterungsbau ergänzt wird. 1970 kann eine neue Lagerhalle in Hofstetten eingeweiht werden. 1971 schließlich wird Hilpoltstein zum Firmenhauptsitz.

Damals ist Günter Knopfs Tochter Susann gerade einmal ein Jahr alt. Im Alter von fünf Jahren – als gerade eine neue Halle im Entstehen ist – spricht sie bereits von "meiner Firma", denkt Susann Jäger heute schmunzelnd zurück. Als Nachfolger ist damals aber noch ihr Bruder im Gespräch, der sich später dann allerdings beruflich anderweitig orientiert. Die heutige Geschäftsführerin hingegen ist als Beifahrerin bereits in ihren Schuljahren in den Fahrzeugen der Spedition unterwegs – vor allem in den Ferien. 1987 macht sie aber erst einmal eine Ausbildung zur Bankkauffrau und lernt Ralf Jäger kennen und lieben. Er ist als Kaminkehrer tätig und legt als solcher 1990 sogar die Meisterprüfung ab. Ein Jahr später tritt die heutige Inhaberin in das Unternehmen ein – 1993 dann auch Ralf Jäger, zunächst noch als Kraftfahrer.

Es folgt das Jahr 1994 und der Sprung ins kalte Wasser der Geschäftsführung. Damals verfügte das Unternehmen über 25 Angestellte und 13 Lkw. Das Ehepaar Jäger krempelt die Ärmel hoch und legt richtig los: 2001 erfolgt der Neubau einer Werkstatt mit Tankstelle und überdachtem Waschplatz, ein Jahr später die Erweiterung samt Umbau des Bürogebäudes, 2006 wird eine weitere Lagerhalle in Hofstetten errichtet.

Heuer nun sind 60 Angestellte beschäftigt – inklusive dreier Auszubildender. Zudem sind 40 Lkw mit Greiner-Logo im gesamten süddeutschen Raum unterwegs (der größte unter ihnen kann 120 Kubikmeter Ware aufnehmen). Die Aufgaben der Geschäftsführung hat sich das Ehepaar redlich geteilt: Er übernimmt die Organisation und die persönliche Kundenbetreuung, sie hat die Verwaltungshoheit.

Krise schon Vergangenheit

Die Finanzkrise hat das Unternehmen zwar ein halbes Jahr geschüttelt und man musste teils auf Kurzarbeit umstellen. Doch das ist schon wieder Vergangenheit. Mittlerweile sind sogar neue Beschäftigte eingestellt und neue Fahrzeuge angeschafft.

Besonderes Plus im Hause Greiner: Die Option auf Zwischenlagerung dank der 16 000 Quadratmeter Hallenfläche. So können die Kunden vorproduzieren, die hergestellte Ware in den Hallen der Spedition deponieren und schließlich bedarfsgerecht abrufen.

Einen weiteren Trumpf der Spedition bilden deren Mitarbeiter, die vornehmlich aus der Region stammen und meist schon viele Jahre lang dabei sind – die Fluktuation ist gering. Jeder Kraftfahrer hat zudem "seinen" eigenen Lkw und pflegt ihn entsprechend engagiert.