Neuburg
Von den guten und schlechten Seiten der Medien

Die Ansprache von Oberbürgermeister Bernhard Gmehling und Kommodore Andreas Pfeiffer

10.01.2013 | Stand 03.12.2020, 0:37 Uhr

 

Neuburg (pes) Im bereits bewährten OB-Kommodore-Dialog hielten die Gastgeber Bernhard Gmehling und Andreas Pfeiffer im Kongregationssaal ihre 45-minütige Ansprache, die sich dem Thema des Neujahrsempfangs – Medien – aus verschiedenen Blickwinkeln näherte.

Auf den Wandel der örtlichen wie globalen Medienlandschaft ging der Oberbürgermeister ein und umriss die Zeit vor 140 Jahren, als es in Neuburg eine einzige Zeitung gab, bis hin zum „Rund-um-die-Uhr-Smartphone-Zugriff“. Er appellierte an das Verantwortungsbewusstsein der Medienschaffenden, denn die Vielfalt an Kommunikationsmitteln berge auch Gefahren. Das Bestreben, den Mitbewerber zu toppen, habe vor wenigen Wochen in London tragische Auswüchse erlangt: Ein Radio-Scherz-Anruf habe eine Krankenschwester in den Selbstmord getrieben.

Nicht verkneifen konnte sich das Stadtoberhaupt einen verbalen Seitenhieb auf die örtliche Presse: „Es wäre schlichtweg gelogen, würde ich behaupten, dass mir die Berichterstattung über die Stadt Neuburg immer nur Freude bereitet – wahrlich nicht.“ Immer wieder riefen Beiträge bei ihm Missfallen hervor. Aber immerhin zeigte er dafür Verständnis, dass Berichterstattung nichts mit Gefälligkeitsjournalismus zu tun haben solle, und kam dann auf die guten Seiten des Lokaljournalismus zu sprechen: „Sie erfüllen in unserem demokratischen Gefüge eine wichtige Kontrollfunktion.“ Und bei allen kritischen Worten sei es ihm auch wichtig zu betonen, „wie vorteilhaft und gewinnbringend die Arbeit der lokalen und regionalen Medien für die Bürger unserer Stadt ist“. Es gehe um die Schaffung lokaler Identität und gerade in Sachen Heimatverbundenheit werde „gute, erfolgreiche und unverzichtbare Arbeit“ geleistet, zeigte sich der OB wieder versöhnlich. Wichtig sei ihm gegenseitiger Respekt und die Begegnung auf Augenhöhe. Dann stünde einer Aussprache bei einem Bierchen nichts im Wege.

Dass die Bundeswehr das Medienzeitalter mit all seinen Facetten erreicht habe, betonte Oberst Andreas Pfeiffer. Mehr denn je gelte es heute, nicht nur im engeren Umfeld zu informieren. Er nannte Offenheit und Transparenz als Schlagworte – dieser Entwicklung dürfe sich die Bundeswehr als integraler Bestandteil der Gesellschaft nicht verschließen, zumal es in Zeiten reduzierter Personalumfänge und Nachwuchsmangel immer schwieriger würde, „ein angemessenes Verständnis von unserem Auftrag in der Bevölkerung zu erreichen und zu erhalten“. Verständnis erreiche man am ehesten durch Kenntnis und Kenntnis durch Begegnung. Angemessene moderne Medienarbeit sei wichtig – auch im Bereich der Verteidigung.

Eine offene Medienarbeit führe noch zu ganz anderen Effekten: Das jüngste und weitreichendste Beispiel hierfür sei das bislang komplexeste Vorhaben, die erste Eurofighter-Transatlantik-Überführung zur Teilnahme an der multinationalen Übung in Alaska, bei der das Jagdgeschwader 74 eine bislang ungekannte Medienresonanz erreicht habe: „Wir tragen den guten Namen Neuburgs in alle Welt.“

Das Jahr 2012 sei sehr erfolgreich gewesen, habe aber aufgrund knapper personeller und materieller Ressourcen bis an die Grenzen gefordert und in Teilen sehr belastet. Nach der NATO-Überprüfung 2013 werde man daher einen Gang zurückschalten. Darüber hinaus würden sich die Entscheidungen im Rahmen der Bundeswehrreform heuer deutlich auswirken. Teile des Geschwaders würden ausgegliedert, wie zum Beispiel die Feuerwehr und die Verpflegung, die Wetterberatung werde luftwaffenweit zentralisiert und gehe am Standort Zell verloren. Außerdem bekomme das Geschwader eine neue Personalstruktur und übernehme zusätzlich den Betrieb eines Ausweichflugplatzes am Standort Lechfeld. Im Zuge der Übernahme neuer Aufgaben gebe es auch einen neuen Namen: „Ab Oktober dieses Jahres werden wir Taktisches Luftwaffengeschwader 74 heißen“, schloss Pfeiffer.