Eichstätt
Von "Carmen" bis "James Bond"

Das Sinfonieorchester der Universität brillierte bei seinem Sommerkonzert

19.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:32 Uhr

Die bekannte Berliner Sängerin Almut Kühne trat zusammen mit dem virtuosen Sinfonieorchester der Universität auf und präsentierte ein abwechslungsreiches Programm von französischen Chansons über Tangos bis hin zu "James-Bond"-Melodien. Kühne begeisterte das Publikum vor allem mit ihrem vielseitigen sängerischen Können und ihrer verwandlungsfähigen Stimme. - Foto: Kusche

Eichstätt (EK) Mit einem außergewöhnlichen Sommerkonzert begeisterte das Sinfonieorchester der Katholischen Universität zum Abschluss der "Eichstätter Kulturtage" seine Zuhörer.

Im nahezu vollbesetzten Alten Stadttheater präsentierte das Orchester unter Leitung von Uwe Sochaczewsky die musikalischen Highlights aus der berühmten Oper "Carmen" und verzauberte sein Publikum anschließend mit einem hochkarätigen und abwechslungsreichen Musikprogramm. Zudem gab es viele Überraschungen für die Zuhörer.

Opern können auch ohne Gesang aufgeführt werden. Dies bewies das seit fünf Jahren unter Orchesterleiter Sochaczewsky musizierende Sinfonieorchester eindrücklich und hielt somit die erste Überraschung für das Publikum bereit. Denn anstelle eines oder mehrerer Sänger hatte sich das Orchester für die Aufführung von George Bizets Oper "Carmen"mit dem Münchener Jungtalent Sebastian Griegel (Jahrgang 1993) einen brillanten Sprecher engagiert. Das eindrucksvolle Ergebnis der gemeinsamen Arbeit: eine Art "Live-Hörbuch-Inszenierung". Während die Musiker die schönsten Melodien aus der 1875 uraufgeführten Oper "Carmen" anstimmten, ergänzte Sprecher Sebastian Griegel diese musikalische Erzählung mit Ausschnitten aus der gleichnamigen tragikomischen Novelle von Prosper Mérimée. Diese Novelle hatte ursprünglich als Vorlage für Bizets tragikomische Opéra comique gedient. Der Wechsel zwischen Stücken aus Bizets Oper mit Passagen aus Mérimées Novelle - ein spannendes und äußerst gelungenes Konzertexperiment, das das Publikum mit langem Applaus belohnte.

Nach der Pause wartete Uwe Sochaczewsky mit einer zweiten Überraschung auf. Bedingt durch die Erkrankung der für das Konzert eingeplanten Sängerin hatte der seit 2011 an der Professur für Musikwissenschaft tätige Orchesterleiter mit Almut Kühne eine international gefragte Sängerin aus Berlin nach Eichstätt holen können, die allerdings erst einen Tag vor dem Konzert zur gemeinsamen Generalprobe gekommen war. Dennoch präsentierte sie sich, als sei sie schon immer ein festes Mitglied des Ensembles gewesen: Leidenschaftlich und mit fantastischer Stimme sang sie eher leise-melancholische Songs und Chansons wie "I'm a stranger here myself" und "Je ne t'aime pas" von Kurt Weill, der sonst für seine "Dreigroschenoper-Songs" bekannt ist, oder den langsamen Tango "Youkali" sowie drei wunderbare Stücke des Argentiniers Astor Piazzolla, Erfinder des "Tango Nuevo". Beim musikalisch vielgestaltigen "Libertango" bot das Sinfonieorchester mit seinen 17 Instrumentengruppen noch einmal einen ganz besonderen Instrumentalauftritt; mit Leidenschaft und Empathie sang Almut Kühne dann eine Piazzolla-Ballade sowie "Milonga" aus der Oper "Maria" des Argentiniers.

Dann kehrte das Thema zurück zu gefährlichen Liebschaften: Songs von Monty Norman, dem Komponisten des bekannten "James-Bond"-Themas, das den Soundtrack aller Filme mit dem Geheimagenten prägt, sowie John Barry, dessen 1964 für Shirley Bassey geschriebener Song "Goldfinger" weltweit Furore machte, ließen das Publikum wohlig erschaudern. Der Stadttheatersaal bebte, als alle Instrumente, eindrucksvoll begleitet von der rauchig-tiefen Jazz-Stimme von Sängerin Almut Kühne, noch einmal alles an Lautstärke und Dramatik gaben, was möglich war - inklusive E-Gitarre. Für die Interpreten gab es verdient minutenlange "Standing Ovations" und eine Zugabe der Berlinerin mit Sochaczewsky am Piano.