Baldham
Von Baldham in die weite Welt

Von Afrika bis Asien: Schorsch Kirner hat mit Lederhose und Filzhut viele Länder besucht

14.12.2012 | Stand 03.12.2020, 0:42 Uhr

In Tracht durch Indien: Schorsch Kirner unterhält sich vor einem Hirsespeicher in Rajasthan mit Einheimischen - Foto: Wendelstein-Kalender

Baldham (DK) „Für das, was ich zur Völkerverständigung beigetragen habe, hätten sie mich zum bayerischen Außenminister machen sollen.“ Davon ist Schorsch Kirner überzeugt. Ein aufregenderes Leben als das des 76-Jährigen aus Baldham in Oberbayern, der es nun auf den Titel des Wendelstein-Kalenders 2013 geschafft hat, kann man sich kaum vorstellen: Seit über 50 Jahren bereist er die Welt.

Dabei hat er schon so einiges gesehen, erlebt und überlebt: Tellerlippen-Frauen in Äthiopien, Giraffenfrauen in Birma, den Hof des Dalai-Lama, drei Flugzeugabstürze und eine schwere Malaria-Krankheit.

Schon sein ganzes Leben plagt ihn das Fernweh. Seine erste Reise ging mit Fahrrad, Rucksack und Fotoapparat nach Italien. Von da aus setzte er nach Afrika über. In Gabun wollte er ursprünglich in der Leprastation von Albert Schweitzer mithelfen. Das hat er sich dann aber anders überlegt und ist nach Alexandria geradelt.

Was ihn immer besonders beeindruckt hat, war die Gastfreundschaft der Menschen, die er auf seinen Reisen getroffen hat. Selbst die Ärmsten nahmen nichts von ihm an, sondern boten ihm ihrerseits Essen und Trinken an.

Aber Schorsch Kirner ist nicht nur Weltenbummler. Er hat in der Luft- und Raumfahrtbranche gearbeitet – sein Chef hat ihm jedoch immer mal wieder ausgedehnten, unbezahlten Urlaub genehmigt. Verheiratet ist er auch, mit Renate. Die war in den ersten Ehejahren regelmäßig mit ihrem Schorsch auf Weltreise. Dann aber nicht mehr, denn „für Frauen ist das nicht das Ideale, das Essen und die Hygiene“, erklärt Kirner. In manchen Jahren war der Baldhamer mehr als zwei Drittel der Zeit auf Reisen. „Ich möchte am Ende meiner Tage nicht auf ein Leben zurückblicken, das voller Versäumnisse war.“

Privat trägt Kirner gerne Tracht und hört Volksmusik. Ein waschechter Bayer eben. Mit seiner Abenteuerlust ist es aber nun vorbei. Er kann nicht mehr, sagt er. Seine letzte Expedition nach Tibet verlief dramatisch: Ein Begleiter wurde in 4000 Metern Höhe von einem gewaltigen Eisbrocken am Rücken verletzt. Mit Verdacht auf Querschnittslähmung musste er nach Deutschland geflogen werden. Ein anderer starb. „Das alles belastet mich schwer. Denn ich war der Expeditionsleiter“, berichtet Kirner. Seit dem Ende seiner Karriere als Reisender im Dienst der Völkerverständigung bringt er seine Erlebnisse in Bild-Vorträgen unter die Leute. Kirner ist davon überzeugt, dass er die Welt besser gemacht hat. Voller Selbstbewusstsein meint er, eine Welt ohne Schorsch Kirner „wäre ein Verlust für die Menschheit“.