Heideck
Von Aufstiegen, Abstiegen und dem FC Schmiere

Die bewegte Geschichte der Heidecker Fußballabteilung – Innenputz als Ablösesumme für Spielertrainer Gerhard Wieland

13.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:41 Uhr

Die erste Fußballmannschaft des TSV Heideck, die 1938 an Punktespielen teilgenommen hat. Von links: Adolf Prießner, Ernst Mauderer, Oskar Rösch, Trainer und Mannschaftsführer Michael Prießner, Otto Wechsler, Richard Schwarz, Glos, Hans Marschall. Vorne: Oskar Oberhofer, Torwart namentlich nicht bekannt, Huber Steininger. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Heideck bald wieder gekickt. Repro: Wechsler

Heideck (HK) Schon seit 1919 wird in Heideck Fußball gespielt, und die Begeisterung für diesen Sport ist seitdem ungebrochen. Derzeit gehören rund 300 Mitglieder der Abteilung an – das ist ein Drittel des gesamten Vereins.

Gleich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs trafen sich die ersten Fußballbegeisterten in Heideck, um ihrem Sport, der einige Jahre nicht ausgeübt werden konnte, wieder nachzugehen. Schon 1946 erfolgte unter der Regie von Spielleiter Oskar Rösch die Teilnahme an den Verbandsspielen in der Bezirksklasse II. Mit Michael Prießner kam einer der besten Heidecker Fußballspieler aller Zeiten aus der Gefangenschaft zurück. Er spielte zusammen mit dem legendären Torwart Bert Trautmann in England in einer Gefangenenauswahl. Mit Prießner steigerte sich die Heidecker Elf so schnell, dass 1949 schon der Aufstieg in die Bezirksklasse I erreicht wurde.

Dort hätten sich die Heidecker mit Mannschaften wie dem TSV Roth oder dem TSV 04 Schwabach messen müssen, wäre nicht im gleichen Jahr die Neueinteilung der Spielklassen erfolgt. Dabei wurde der TSV Heideck in die B-Klasse eingruppiert. Das entscheidende Spiel hatte die Mannschaft in Wassermungenau gewonnen. Schnell verbreitete sich die Meldung vom Sieg und dem damit verbundenen Aufstieg auch in Heideck. Mit Blasmusik wurde das Team an der Brücke der Roth in der Alleestraße vom damaligen Vorsitzenden Ruppert Roth empfangen. Viele Heidecker standen Spalier und jubelten den Spielern zu. Die Spieler bekamen Urkunden und Mannschaftsfotos, die in der kleinen Glaserei von Amalie Schleicher gerahmt wurden.

1950 wurde der damalige Bundestagsabgeordnete und spätere Bundestagspräsident Richard Stücklen, der vor dem Krieg schon Fußball spielte, für kurze Zeit zum Heidecker Spielleiter. Mit Robert Roth reifte ein Spieler heran, der bei den gegnerischen Mannschaften als schneller Linksaußen und Torschütze gefürchtet war. Da er aber in München studierte, konnte er nicht immer eingesetzt werden. So schauten die Gegner vor dem Spiel immer: Ist „der Rothler“ dabei? Später spielte Roth einige Jahre beim MTV Ingolstadt.

Nach dem Abstieg in die C-Klasse erfolgte unter dem damaligen Übungsleiter Karl Walter und Spielleiter Christian Birkert 1956 der sofortige Wiederaufstieg. Als dann 1959 ein Entscheidungsspiel um den Aufstieg gegen den TV Büchenbach in Georgensgmünd anstand, führten die Heidecker bis kurz vor Schluss mit 2:1, ehe sie noch den Ausgleich kassierten. Zum Wiederholungsspiel traten die Heidecker dann aber ohne große Ambitionen an, wussten sie doch, dass sie im Falle eines Sieges dem Spielkreis Nürnberg zugeordnet werden. Dann hätten sie zu vielen Auswärtsspielen weit und mit dem Zug fahren müssen. Das Spiel ging folglich mit 1:4 verloren.

1962 rief der langjährige Spieler, Spielleiter und Trainer Karl Walter die Altherrenvereinigung ins Leben, die bis heute eine wichtige Stütze des Vereins ist. Die Spieler der Alten Herren waren es auch, die 1964 maßgeblich am Bau des ersten Sportheims mit viel Eigenleistung beteiligt waren und auch heute noch sind sie da, wenn Not am Mann ist. Die Alten Herren brachten es auch fertig, dass der FC Schmiere, eine Mannschaft aus ehemaligen Spitzenspielern, Sportreportern und Schauspielern unter der Leitung von Sammy Drechsel in Heideck gastierte.

Schon in dieser Zeit gewann die Jugendarbeit immer mehr an Bedeutung. Ernst Fürsich und Herbert Österling taten sich bei der Betreuung der Jüngsten besonders hervor. Fürsich ist bis heute einer der Aktivposten im TSV Heideck. Von 1956 bis 1975 war er eine unverzichtbare Stütze in der ersten Mannschaft. Und noch mit 68 Jahren sprang er 2005 bei einem Punktespiel der zweiten Mannschaft in die Bresche. Für den Notfall hatte er seine Fußballschuhe immer im Auto. Seit 1965 betreut er ohne Unterbrechung den Nachwuchs. Seit 1995 fungiert er auch als Platzwart. Für seine großartigen Leistungen wurde er bereits mit dem Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten, dem Verbandsehrenzeichen, der Verdienstehrennadel des BLSV und der Stadtmedaille in Bronze, Silber und Gold ausgezeichnet.

1970 wurde Günther Ott neuer Trainer, bis mit Gerhard Wieland 1973 ein weiteres großes Heidecker Fußballtalent als Spielertrainer verpflichtet wurde. Wieland hatte bereits mit neun Jahren das Fußballspielen in Heideck begonnen. Karl Meyer war damals sein Trainer und erkannte das Talent sehr schnell. Als A-Jugendlicher spielte Wieland schon in der ersten Mannschaft mit. Bald zog es ihn aber zum damals recht erfolgreichen TSV Roth. Nach zwei Jahren stieg er mit der Mannschaft von der Landesliga in die Bayernliga auf. Mit dem neuen Rother Trainer Gustl Flachenecker (ehemals 1. FC Nürnberg) verstand er sich jedoch nicht besonders gut. So kam ihm das Angebot aus Heideck, die Mannschaft als Spielertrainer zu übernehmen, gerade recht.

Allerdings war das Angebot auch sehr verlockend. Die Alten Herren, meist erfahrene Handwerker, hatten ihm angeboten, sein im Bau befindliches Haus innen zu verputzen, wenn er die Stelle in Heideck antritt. Schon im zweiten Jahr mit Wieland stieg die Mannschaft in die A-Klasse auf. Zehn Jahre blieb er dann in Heideck, bis er für einige Jahre zum SV Nennslingen wechselte. Später betreute er noch drei Jahre die Jugend des TSV Weißenburg, die unter ihm bis in die Bayernliga aufstieg. In der erfolgreichen Elf von damals waren Spieler wie Erich Schrötz, Bernhard Walter, Eckehard Eichler, Michael Harrer, Josef und Georg Hafner mit dabei.

Mit dem neuen Spielfeld, das 1976 eingeweiht wurde, und mit Spielleiter Willi Zeus kam ein weiterer Aufschwung. So gelang den Heideckern wieder der Aufstieg in die A-Klasse und auch im Pokal kamen sie sehr weit. Erst vom Bayernligisten ASV Neumarkt wurde der TSV vor 800 begeisterten Zuschauern mit 0:2 gebremst. Nach Gerhard Wieland ging es jedoch bergab, es wechselten die Trainer und Spielleiter, und so stieg die Mannschaft Mitte der 1980er Jahre bis in die C-Klasse ab. Trotz guter Jugendarbeit war die Spielerdecke sehr dünn.

Gleichzeitig gingen aber auch viele gute Spieler aus der Jugend der Heidecker Fußballer hervor. So spielte Benjamin Eichler mehrere Jahre in der zweiten Mannschaft des 1. FC Nürnberg und wurde auch einmal bei den Profis eingesetzt. Christian Schrötz brachte es beim TSV 04 Schwabach bis zur Bayernliga und derzeit gehört mit Jonas Winkler ein Heidecker dem C-Jugend-Kader des 1. FC Nürnberg an.

Sehr engagiert ging ab 1987 der neue Abteilungsleiter Harald Semrau zu Werke. Er sollte dieses Amt 20 Jahre bekleiden. Im Amt des Trainers gab es aber weiterhin viele Wechsel, bis Jürgen Zwickel 2001 das Zepter übernahm. Er hatte vorher beim TSV Weißenburg und beim TSV Berching in der Bezirksliga im Tor gestanden. Schon 2003 gelang mit Zwickel der Aufstieg in die Kreisliga, wenngleich es nur ein Jahr später wieder nach unten ging. Die Mannschaft ließ sich jedoch nicht entmutigen und schaffte den sofortigen Wiederaufstieg in die Kreisliga.

2009 sollte dann der Höhepunkt in der bisherigen Geschichte der Heidecker Fußballabteilung werden. Die erste Mannschaft stieg in die Bezirksliga auf, was den Barden Bernd Hellneder dazu brachte, ein eigene Hymne für die Heidecker Fußballmannschaft zu schreiben. Der Klassenerhalt in der Bezirksliga sollte zwar nicht gelingen, was aber nichts an der Tatsache ändert, dass die Heidecker Fußballabteilung heute sehr gut da steht. Die A-Jugend wurde Meister der Kreisklasse. Die zweite Herrenmannschaft stieg in die A-Klasse auf und die erste Mannschaft spielt derzeit in der Kreisliga vorne mit.

Nach wie vor ist der TSV Heideck einer der wenigen Vereine, die alle Altersklassen im Nachwuchsbereich ohne Spielgemeinschaft besetzen können, manche sogar mehrfach. Rund 30 ehrenamtliche Betreuer kümmern sich um den Nachwuchs. Eine große Ehre wurde dem TSV Heideck 2010 zuteil, als er vom Bayerischen Fußballverband für seine gute Arbeit mit der Silbernen Raute ausgezeichnet wurde.