Schrobenhausen
Vom wichtigen Wind der Orgel

17.12.2009 | Stand 03.12.2020, 4:24 Uhr

Ein Blick mit Steffen Kordmann hinter die Orgel: Eigentliche nur zum Zwecke der Stimmung, Wartung und Reinigung durch die Orgelspezialisten aus Näfels werden sonst die Türen zum Innenleben des Instruments geöffnet. - Foto: Staimer

Schrobenhausen (tsj) Es gibt wohl nur wenige in Schrobenhausen, die die prächtige Front der neuen Kirchenorgel der Stadtpfarrkirche nicht kennen. Aber wie sieht es dahinter aus

Vertraut ist die Frontansicht auf die imposanten Orgelpfeifen eingefasst von taubenblau lasiertem Holz und dem von Bildhauer Karlheinz Torge und Lies Friedrich ausgeführten künstlerischen Konzeption samt Flachrelief der Mitteltafel.

Nur handverlesen ist die Zahl derer, denen es bisher vergönnt war, einen Blick hinter die diversen Türchen und Klappen der Mathis-Orgel zu werfen. Mit der gebotenen Würde sperrt Kirchenmusiker Steffen Kordmann die fünf Wartungsklappen an Front und Seiten der Orgel auf. Nicht ohne den Hinweis, dass es eigentlich der Schweizer Orgelbaufirma Mathis und ihrem Wartungspersonal vorbehalten ist, die Türen zu öffnen. Laut der auf zehn Jahre geltenden Garantie findet das turnusmäßig zweimal im Jahr zur Stimmung und Reinigung statt oder wenn ein Defekt die fachkundige Hand des Servicemanns erforderten.

Komplex die Abläufe, die beim Spielen auf der Orgel im Verborgenen passieren, genauso komplex der Aufbau hinter den Kulissen. Egal ob Metall oder Holz: Jede der 1807 Pfeifen, hat ihren angestammten Platz in Reih und Glied. Offen sichtbar sind die wenigsten.

Der Blick ins Innere fällt auf die Windladen zu unterst, die Ähnlichkeit mit langen Holzkästen haben. Darauf stehen die Pfeifen. Insgesamt verfügt die Schrobenhausener Mathisorgel über acht Windladen: zwei pro Manual und vier über die Pedalklaviatur gesteuerte. "Öffnet man das Spielventil, gelangt der Wind zu den entsprechenden Pfeifen", erklärt Kordmann das Funktionsprinzip. Wind sei im Orgelbau die Bezeichnung für die Luft, der benötigt wird um die Orgelpfeifen zum Klingen zu bringen. Der nötige Winddruck zwischen 68 und 95 Millimeter Wassersäule.

Sogleich wird demonstriert wie es funktioniert: Nach einigem Suchen findet der Organist die richtige Taste auf dem Manual, um die von außen gerade einsichtige Verbindung zum entsprechenden Tonventil zu finden. Eine hauchdünne Holzleiste bewegt sich, die Kordmann im Orgeljargon als "Abstrakte" bezeichnet – begleitet von einem majestätischen Ton. Was man auch sehen kann: Wenn Kordmann per Fußtritt oder mit einem manuellen Regler das Schwellwerk betätigt. Hören kann man den Effekt auch: in derselben Klangfarbe ändert sich die Lautstärke quasi stufenlos.

Trotz geöffneter Türen bleibt vieles immer noch im Verborgenen: Beispielsweise wo der Wind herkommt. Der mit einem Elektromotor betriebene Blasebalg versteckt sich in einer gemauerten Kammer hinter der Orgel.