Eichstätt
Vom Vertriebenen zum Tausendsassa

Der ehemalige Asthe-Geschäftsführer Ingobert Schön feiert an diesem Sonntag seinen 80. Geburtstag

15.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:14 Uhr
Seit über 50 Jahren in und für Eichstätt aktiv: Ingo Schön wird am Sonntag 80 Jahre alt. −Foto: Foto: Buckl

Eichstätt (buk) Was hat er nicht schon alles für Rollen gespielt!

In Eichstätt ist er bekannt als Geschäftsführer des Alten Stadttheaters, als geselliger Gastgeber der "Dominikaner Weinstuben", als Akteur bei "Essig-Mayer" oder als Motor für Städtepartnerschaften und die Kratzauer Gilde, aber auch als Sänger im BBC und Fassschläger bei den Schäffler-Tänzern. Nicht zuletzt trägt er alle 14 Tage mittwochs fleißig zur "hilaren Geselligkeit" der Eichstätter "Niederländter" bei: Die Rede ist von Ingobert Schön, der an diesem Sonntag, 17. Juni, 80 Jahre alt wird.

Geboren wurde er 1938 als zweiter Sohn von Herta und Emil Schön in Saubsdorf bei Freiwaldau im Sudentenland, wo die Großeltern im Altvatergebirge Steinbrüche besaßen und der Vater als "Steiningenieur" wirkte. Die in Kriegszeiten ohnehin nie ganz unbeschwerte Kindheit war jäh zu Ende, als sein Heimatdorf "von der Front überrollt" und der Vater, 1945 aus dem Krieg zurückgekehrt, in ein Arbeitslager deportiert wurde. Mit dem letzten Transport aus dem Sudentenland wurde die Mutter mit den Söhnen Erich und Ingo in einen Viehwaggon gepfercht, der direkt vor der russischen Front noch in den Beschuss der sich zurückziehenden Wehrmacht geriet: "Es war für mich einprägend, erstmals Tote und Verwundete zu sehen. "

Über verschiedene Zwischenlager geriet die Familie nach Titting, wo Ingo unter den Fittichen der Familie Gutmann das Brauer-Handwerk erlernte; auch der kranke und von der Gefangenschaft ausgemergelte Vater stieß 1950 hier wieder zur Familie.

Nach der Lehre kam Ingo Schön 1956, angespornt von seinem Förderer Fritz Gutmann, zur Spaten-Brauerei nach München, später nach Würzburg zum Bürger-Bräu, bevor er 1960 in München bei der Firma Doemenz mit 21 Jahren "als jüngster Braumeister Deutschlands" reüssierte: sehr erstaunlich angesichts seines Bekenntnisses, "kein großer Biertrinker" zu sein. Erneut in Würzburg avancierte er zum Leiter der Expedition des Bürgerbräu, verantwortlich für die Logistik der Auslieferung: "Dabei lernte ich wohl das Organisieren! " Vor allem aber lernte er nun seine Frau Christa kennen, beide heirateten 1963.

Und wieder ein Wechsel: 1961 zu Afri-Cola und Bluna nach Köln, wo er neue Cola-Flaschen mitentwickelte, "und wir haben uns für eine in den 60er-Jahren sehr revolutionäre Werbung der Agentur Charles Wilp für Afri-Cola entschieden". Indes war der Kontakt nach Titting und Eichstätt nie abgebrochen, zumal sein von ihm geschätzter älterer Bruder Erich ("er war lange für mich ein Vater-Ersatz! ") hier als Bau-Ingenieur wirkte. So zog das Paar mit dem 1966 geborenen Sohn Thomas nach Eichstätt, als die Edelbranntwein-Brennerei Gustav Mayer ihm antrug, in die Leitung des Betriebs einzusteigen, was er gern annahm, denn: "Die Arbeit in Köln bei Cola Tag und Nacht hatte mich ausgelaugt! " Hier kreierte er die "Fossilien-Flasche".

Schließlich wechselte er zur Stadt und übernahm 1987 unter dem damaligen Oberbürgermeister Kärtner für rund 15 Jahre die Leitung des neu renovierten Alten Stadttheaters (Asthe) und Verantwortung für Kulturarbeit sowie für Touristik: "Diese beiden Bereiche müssen in Eichstätt aus einem Guss bestehen! " Mit wirtschaftlichen Tagungen ging es ihm darum, "die Bettenkapazität Eichstätts und der Umgebung zu stärken". Stolz zeigt er sich auf die Organisation von Großveranstaltungen wie 1995 der Auftritt der "Kelly Family" am Residenzplatz.

Wichtig ist ihm bis heute die Pflege der Partnerschaft mit der italienischen Fossilienstadt Bolca oder mit dem tschechischen Chrastava, die 600 nach Eichstätt gekommenen Kratzauer hatten hier eine Gilde gebildet. Gern wirkte er zudem im Volksfestausschuss oder beim "FC Altersheimer Weg". Noch immer liebt er das Radfahren - "auch wenn Touren wie einst bis Wien, Venedig, Prag und Rom heute nicht mehr drin sind". 2015 zogen seine Frau und er in eine Wohnung in der Spitalstadt, wo beide heute einen herrlichen Blick auf St. Walburg genießen können.

Neben der Musik - er spielt Gitarre und Mundharmonika - sei jetzt "die Familie das Hobby". Denn seine Frau und er können sich inzwischen an drei bereits erwachsenen Enkeln erfreuen: Natascha (24), Dennis (22) und Tamriko (15), die in Amsterdam leben. Dass er an all dem noch lange Freude verspüren mag, darf man ihm zu seinem Jubeltag herzlich wünschen.