Vom Streifenwagen in den Sattel

20.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:32 Uhr

(hl) Reiterinnen, das weiß man seit Loriot, Reiterinnen werden ja immer gebraucht.

Aber auch Reiter. Wer von uns Älteren erinnert sich nicht noch an Josef Neckermann, wie er weiland neben Liselott Linsenhoff von Medaille zu Medaille ritt, ach was, schwebte. Sogleich fällt uns auch noch Klaus Balkenhol ein, wie er in schöner grüner Schutzmann-Uniform in Barcelona und Atlanta zum olympischen Mannschaftsgold ritt. Ja, so ein Prachtpferd wie "Goldstern" und dann noch ein Mann in Uniform darauf - das konnte sich schon sehen lassen.

Nun, Polizisten zu Pferde, sogenannte Hippocops, sollen auch in Ingolstadt bald zum täglichen Straßenbild gehören. Unsere Polizei weiß das nur noch nicht. Da hat unser Herr Ministerpräsident nämlich diese Woche in seiner Regierungserklärung etwas rausgehauen, das auf dem Dienstweg noch überhaupt nicht an der Basis angekommen ist: Alle bayerischen Großstädte, so hieß es, sollen Polizei-Reiterstaffeln bekommen - also auch unsere Schanz, der das Kavalleriewesen allerdings selbst in der Blütezeit der Bayerischen Armee irgendwie fremd geblieben ist. Kein Wunder, dass gestandene Beamte aus Ingolstädter Inspektion und Präsidium mit den Schultern zucken: Reiterstaffel. Nie gehört.

Die Installation solch einer zumindest bei uns gänzlich neuen polizeilichen Waffengattung wirft natürlich jede Menge Fragen auf: Wer wird da künftig vom gemütlichen Streifenwagen in den Sattel wechseln müssen. Wer wird Rittmeister, wer nur Steigbügelhalter - und wer endet als Stallknecht.

Auch bautechnisch und logistisch gilt es, die Herausforderungen dieser Implementierung zu schultern: Passt ein Pferdestall noch in den Hof des Präsidiums. Wenn ja: Wie viele Parkplätze werden wegfallen und kommt der Heuwagen durch die schmale Einfahrt. Auch über die Ausstattung der Zossen selbst ist zu entscheiden: Wird das Blaulicht zwischen den Ohren in die Mähne gesteckt oder besser weiter hinten bei den Satteltaschen angebracht. Und, ganz wichtig: Was sagt das Beamtengesetz zur Verwendung von Scheuklappen - also: bei den Pferden.

Sie sehen schon: Bis wir unseren wackeren Innenstadt-Kontaktbeamten Fred Over im gestreckten Galopp hinter einem rücksichtslosen Radlfahrer durch die Fußgängerzone jagen sehen, gilt es noch einiges abzuklären. Freitagmittag jedenfalls war er noch ganz konventionell per pedes am Schliffelmarkt unterwegs - wahrscheinlich hofft er sowieso inbrünstig, dem Wechsel zur berittenen Truppe durch den Eintritt in den Ruhestand zuvorkommen zu können.

Ingolstadts Polizeichef Peter Heigl hat sich angesichts der für ihn so unerwarteten Entwicklung den Kommentar entlocken lassen, dass ihm einige neue Streifenbeamte lieber wären als ein paar gute Pferde im Stall. Manche Beobachter meinen indes, dass es auch anders kommen kann: Vielleicht, so heißt es, sind unserem neuen MP ja nur die Gäule durchgegangen.