Dietfurt
Vom Sorgenkind zum Schmuckkästlein

Ehemaliger Dietfurter Stadtpfarrer Strehle bewahrte die Frauenkirche vor 50 Jahren vor dem Verkauf

26.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:48 Uhr
Renovierungsbedürftig war vor 50 Jahren die Frauenkirche, 1979 wurde sie restauriert. −Foto: Patzelt

Dietfurt (pa) Große Sorgen hat man sich vor 50 Jahren um die Zukunft der Dietfurter Frauenkirche gemacht. Sogar über einen Verkauf des Gotteshauses dachte man kurz nach. Allerdings verwarf der damalige Stadtpfarrer Karl Strehle diese Idee gleich wieder. Das berichtete damals der DONAUKURIER.

Nach dem Bau der evangelischen Kirche, die Ende 1969 im Siedlungsgebiet Teichelthal fertiggestellt sein sollte, stand das äußerst restaurierungsbedürftige Gotteshaus wieder der katholischen Pfarrgemeinde zur Verfügung. Man machte sich bereits ein Jahr zuvor intensiv Gedanken über die künftige Nutzung.

Seit über 20 Jahren hatte das katholische Stadtpfarramt die Frauenkirche den evangelischen Christen zur Abhaltung ihrer Gottesdienste zur Verfügung gestellt. Nun konnten die Protestanten in ihr eigenes Gotteshaus einziehen und die Frauenkirche ging an die Katholiken zurück. Die weitere Verwendung war im September 1968 noch völlig unklar.

Stadtpfarrer Karl Strehle hatte zwar bestimmte Vorstellungen, aber es wurde nichts Konkretes beschlossen. "Eines steht auf jeden Fall fest, verkauft wird die Kirche nicht. Sie wird auch weiterhin für kirchliche Zwecke genützt", zeigte sich der damalige Stadtgeistliche entschlossen. Vorher müsse sie aber gründlich restauriert werden. "Das wird mindestens 100000 Mark kosten", vermutete Strehle.

Der Stadtpfarrer hatte gleich mehrere Ideen, wie man die Frauenkirche nutzen könnte. "Unter Umständen soll sie bestimmten Gruppen für Abendessen zur Verfügung stehen. Als Jugendraum ist sie jedoch zu klein." Als weitere Möglichkeit warf er in den Raum, die Kirche so umzugestalten, dass sie für religiöse Vorträge und Seminare verwendet werden könnte. Strehle merkte auch an, dass es sich bei der Frauenkirche um eine Stiftskirche handle. "Daher sollte dort jeden Samstag eine Heilige Messe abgehalten werden." Ob dies möglich sei, hänge letztlich auch davon ab, ob Dietfurt wieder einen Kaplan bekomme. "Wegen des derzeitigen Priestermangels und nicht zuletzt bedingt durch die Gründung neuer Pfarreien in Großstädten sind für Kleinstädte keine Priester zu erhalten", bedauerte der Geistliche.

Zunächst müsste die äußerst schadhafte Frauenkirche ohnehin gründlich renoviert werden. "Die Kirche braucht neue Fenster, der Turm eine Überholung und unter Umständen muss das Turmdach mit Kupfer eingedeckt werden", zählte Strehle auf. Auch verschiedene "andere Schönheitsreparaturen" seien auszuführen. An den Einbau einer Heizung wurde im Jahr 1968 noch nicht gedacht. Diese Frage würde laut dem Stadtgeistlichen erst dann auftauchen, wenn die Verwendung der Kirche feststehe.

Die Frauenkirche war früher die Stadtpfarrkirche. Sie ist in gotischem Stil erbaut worden und wurde zwischen 1440 und 1480 von Martin von Wildenstein und weiteren Adeligen gestiftet. Der Hochaltar zeichnet sich durch vier gedrehte Säulen aus. Maria sitzt auf Wolken, den Arm leicht um das Jesuskind gelegt, das die Weltkugel trägt.

Die Kanzel trägt die Symbole der vier Evangelisten. Sie ist eine Arbeit aus dem Ende des 17.Jahrhunderts. Zur Stadtpfarrei Dietfurt gehörten vor 50 Jahren neben der Frauenkirche auch St. Gilgen (heute St. Ägidius) und die St.-Sebaldus-Kirche, im Volksmund auch Friedhofskirche genannt. Die Sebaldus-Kirche wurde im Jahr 1736 vom Eutenhofener Pfarrer Sebaldus Forchhammer erbaut. Man erzählt, dass der beinahe erblindete Stifter noch im selben Jahr wieder sein Augenlicht erlangte.

Die Frauenkirche wurde schließlich rund zehn Jahre später, im Jahr 1979, vorbildlich restauriert. Heute ist sie ein echtes Schmuckkästchen für die katholischen Christen in Dietfurt.