Vom Rechenmacher zum Schultheiß

11.09.2009 | Stand 03.12.2020, 4:40 Uhr

Historische Rolle: Bürgermeister Josef Kellermeier als Schultheiß.

Breitenbrunn (swp) "Kommet, staunet und höret ihr Leute aus nah und fern – beim Tillyfest in Breitenbrunn seit ihr nicht nur Zaungast, sondern mittendrin im Geschehen." Mit diesen Worten lädt Schultheiß Josef Kellermeier zum Tillyfest in das historische Breitenbrunn ein.

Für zwei Tage vertauscht Josef Kellermeier an diesem Wochenende wieder einmal das Amt des Bürgermeisters mit dem des Schultheiß, wenn es gilt, Johann Tserclaes Graf von Tilly auf dem Marktplatz mit einem Willkommenstrunk zu begrüßen. Während Graf Tilly (Karl Ferstl) für den Adel steht und der Herold (Josef Ehrl) eher das Land vertritt, repräsentiert Kellermeier, wie im richtigen Leben auch, die Bürgerschaft des Marktfleckens. Ihm zur Seite steht der Magistrat, der so genannte innere Rat. Dem gehören drei Personen an, nämlich die Markträte Georg Beck und Reinhold Weigert sowie Kurt Martens. Schultheiß, Magistrat und deren Ehefrauen sind in tiefblaue Gewänder gehüllt, die den historischen Vorbildern nachempfunden sind und den Reichtum der damaligen Zeit widerspiegeln.

"Zu der Zeit als Graf Tilly hier Einzug hielt, erlebte Breitenbrunn gerade eine Blütezeit", sagt Kellermeier. Handwerk und Gewerbe boomten und die Bürger waren begütert und angesehen. Im Ort herrschte ein festes Gefüge und der Adel hatte seinen Sitz außerhalb der Tore. Ein Zeichen des Reichtums der Bürger sei damals unter anderem die Anzahl der Knöpfe an ihren Gewändern gewesen, so der Schultheiß mit einem Fingerzeig auf die unzähligen Knöpfe an seiner eigenen Kleidung.

Schultheiß Kellermeier, er übt dieses Amt heuer im zweiten Jahr aus, hat einen steilen Karrieresprung hinter sich. Bevor er Schultheiß wurde, war er zusammen mit Ehefrau Maria und den Kindern Matthias, Kilian und Regina viele Jahre mit den fahrenden Handwerkern unterwegs und verdiente sich seinen Lebensunterhalt als Rechenmacher. Ein Handwerk, das sich Kellermeier von einem alten Rechenmacher aneignete. Jetzt als Schultheiß, als erster Bürger von Preitprunnin, zieht es den Schultheiß mit seiner Gemahlin immer noch zum Lager der fahrenden Handwerker, wo Sohn Matthias schon in seine Fußstapfen geschlüpft ist. Und was ist das Besondere am Tillyfest in Breitenbrunn? Dazu der Schultheiß: "Weit mehr als 600 Bürgerinnen und Bürger aus vielen Vereinen und Organisationen, bis zu 18 Tillyfestgruppen und zahllose Teilnehmer aus nah und fern, bringen sich unter der hervorragenden Regie von Heidi Ehrl ein, stellen fahrende Handwerker, Wegelagerer, Zigeuner und eben einfache Bürger dar und bieten einen Rückblick in die Zeit des dreißigjährigen Krieges, an dem jeder Besucher und Gast aktiv teilhaben kann."

Der Schultheiß hat an diesem Wochenende ein großes Arbeitspensum zu bewältigen – und er hat seinen Ort zu repräsentieren.