Baiersdorf
Vom Osterhasen und glücklichen Hühnern

02.04.2010 | Stand 03.12.2020, 4:08 Uhr

Neben Kaninchen, Hühnern und einem Pony hält Kurt Röseler auch Kamerunschafe. Mit Tieren aufgewachsen, hat er nun in Baiersdorf seinen Lebenstraum verwirklicht. - Foto: Erl

Baiersdorf (DK) Seinen vier Kindern hat Kurt Röseler damals lange Jahre erzählt, dass der Osterhase aus dem nahen Wald kommt und die bunten Eier im Garten versteckt. Auch die vier Enkelkinder hören diese Geschichte immer wieder gerne, wenn sie zu den Großeltern nach Baiersdorf kommen.

Kurt Röseler freut sich auch als Großvater immer noch über die Begeisterung der Kleinen. Dabei muss er kein schlechtes Gewissen haben, wenn er die Kinder mit dieser Geschichte ein klein wenig anflunkert, denn eigentlich stammen die Eier nicht vom Osterhasen, sondern von den Hühnern auf dem Hof.

Die Hasen – oder vielmehr die Kaninchen – sitzen nur ein paar Meter weiter in der Scheune, mümmeln verschlafen vor sich hin, säugen die Jungen und denken gar nicht daran, die Eier zu verstecken. Ihnen statten die Kleinen auf ihrer Tour über den Bauernhof ebenso einen Besuch ab wie den Hühnern, Enten und Tauben, den Kamerunschafen mit den wenige Tage alten Lämmern und natürlich dem fuchsfarbenen Pony Pippi.

Neben seinen Enkeln sind die vielen Tiere in Kurt Röselers Obhut die größte Leidenschaft des Zimmermanns und er freut sich umso mehr, wenn die Kleinen diese Freude mit ihm teilen. Das Pony hat er sich eigens für die Kinder angeschafft, damit die auf ihm reiten können und so ihre Liebe zu Tieren beim Striegeln, Füttern und Stallmisten kanalisieren können. Dabei ist der Mann aus den neuen Bundesländern selber ganz "pferdenarrisch".

"Ich bin von klein auf mit Tieren aufgewachsen und im tiefsten Brandenburg – kurz vor der polnischen Grenze – mussten wir alle landwirtschaftlichen Arbeiten mit Pferden machen", erinnert er sich. Im Oktober 1989 ist er noch vor dem Mauerfall über die Tschechei nach Bayern geflüchtet und im Aufnahmelager Gundlfing gelandet. Doch dort hielt es den umtriebigen Mann nicht lange. "Ich habe dort erfahren, dass Zimmerleute gesucht werden und so hatte ich bereits am dritten Tag eine Arbeit gefunden. Bei meinem damaligen Chef bin ich heute noch in der Firma beschäftigt", sagt er nicht ohne Stolz.

Für seine Tierliebe und die später nachgeholte Familie entpuppte es sich als Glücksfall, dass er eine Hofstelle in Baiersdorf mieten und sich eine eigene Arche Noah aufbauen konnte. "Da brauchst du auch die richtige Frau dazu. Wenn die kein Verständnis dafür hat oder nicht mit arbeitet, kannst du das alles nicht machen", lobt er seine Karin und deutet mit dem Arm über die gackernden Hühner im Garten, die Tauben auf dem Scheunendach, die Pferdekoppel und die Kamerunschafe auf der Wiese. Jetzt, im Frühjahr, ist für ihn dabei die schönste Zeit. "Da kannst mal eine ganze Stunde nur stehen und zuschauen", schwärmt er und der Karfreitag ist so ein Tag, wo er sich die Ruhe dazu nimmt. "Die Viecher spüren den Frühling. Es ist eine wahnsinnig aufregende Zeit – egal ob Hühner oder Ziegen – und auch für einen selbst. Die Tiere freuen sich, wenn sie wieder aus dem Stall dürfen und die Hühner legen gleich viel mehr Eier", hat er festgestellt.

Gerade zu Ostern hat er dafür alleine schon in der eigenen Familie genügend Abnehmer. Während der übrigen Legesaison aber sucht er sich weitere Konsumenten. Da bekommt dann auch mal das Pony ein rohes Ei zu schlucken. "Ein alter Trick aus meiner Jugend, das gibt einen wunderbaren Glanz ins Fell", zwinkert Kurt Röseler. An den Ostertagen kommt der Familie ein weiterer Nutzen der Tierhaltung zugute. Ein älteres Lamm wurde geschlachtet und kommt an den Feiertagen auf den Tisch, denn alles was auf dem Hof wächst, wird auch verzehrt", erklärt der Selbstversorger.

Den Enkeln allerdings lässt sich der praktische Nutzen der Tierhaltung nur schwer vermitteln. "Da muss man ein bisschen tricksen. Die Hasen, Hühner, Tauben und Schafe sind bei aller Freude an den Geschöpfen auch Nutztiere, und die eigenen Kinder haben diese Nutzung auch irgendwann verstanden. Die Enkel kommen dennoch immer wieder gerne, suchen die Osternester und laufen dann mit Begeisterung zu den Tieren", strahlt der Opa.