Schrobenhausen
Vom Klöppeln zur Textilrestaurierung

Gabi Karl fertigt seit mehr als 30 Jahren Klöppelspitzen, Klosterarbeiten und vieles mehr

30.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:10 Uhr

Klosterarbeiten aller Art fertigt Gabi Karl mit viel Geduld, mit Fingerspitzengefühl und Liebe zum Detail an - Foto: Hammerl

Schrobenhausen (SZ) Das Kunsthandwerk wurde ihr sozusagen in die Wiege gelegt. Und Gabi Karl ist auch an diesem Wochenende wieder aktiv, wenn im Pfarrsaal wieder die Ausstellung „Kunst und Handwerk“ über die Bühne geht.

Großmutter und Tanten von Gabi Karl fertigten bestickte Hauben, Rosenkränze und Ketten, ihre Tante Gertraud Ottillinger restaurierte sogar alte Pfarrergewänder. Sie selbst verlegte sich als junge Mutter aufs Klöppeln. Warum? „Weil die anderen Textilarbeiten in der Familie ja schon da waren.“ Textilkunst hatte die Gruppe junger Frauen, mit der sie sich zu einer Handarbeits- und Bastelgruppe zusammengetan hatte, ihr zugeteilt. „Wenn man daheim mit den Kindern ist, dann sucht man sich halt noch etwas zu tun“, erklärt sie, wie sie zum Kunsthandwerk kam. 24 Jahre alt war die junge Mutter damals, als sie mit dem Klöppeln begann, drei Jahre später kamen Klosterarbeiten hinzu.

Heute ist sie 61 und gibt seit vielen Jahren regelmäßig Kurse an der Volkshochschule. Metallklöppelarbeiten waren die Verbindung vom Klöppeln zu den Klosterarbeiten, denn fertig zu kaufen gab es nur wenige Muster. „Ich wollte nicht jede Klosterarbeit mit derselben Spitze verzieren“, erklärt sie.

An der Wand in ihrer kleinen Werkstatt hängt ein Bilderrahmen mit verschiedenen Mustern für Spitzen, die sie auf Bestellung anfertigt. Klöppelspitzen finden vielseitig Verwendung, vor allem in der Tracht. Früher wurden Trachtenhüte innen mit Spitzen gefüttert. Warum gerade innen, wo doch niemand die kunstvolle Arbeit sieht? „Wahrscheinlich, damit die Spitze den Hut innen vor Gebrauchsspuren schützt“, vermutet Gabi Karl, „denn Filz war wertvoller als Spitze“. Von den Goldklöppelarbeiten mal abgesehen – denn die sind richtig wertvoll und werden nicht nach Metern bezahlt, sondern nach Gewicht, wobei die Arbeitszeit kaum ins Gewicht fällt.

„Beim Klöppeln darf man nicht auf die Uhr schauen“, meint die Klöpplerin augenzwinkernd. Rund zwei Tage Arbeit muss sie in der Regel für einen Meter Goldspitze rechnen. Was sie an den Streich ihres Enkelsohnes erinnert, den sie nur ganz kurz allein gelassen hatte, um Wäsche aus der Maschine zu holen. Als sie zurückkam, hatte er eine 3,6 Meter lange Goldspitze in kleine Teile geschnitten und ihre Blumen damit verziert. „Oma, willst du etwa sagen, dass dir das nicht gefällt“, fragte er sie entrüstet, als er ihr fassungsloses Gesicht sah. Die Spitze war eine Terminarbeit gewesen. Zum Glück nahm der Auftraggeber es mit Humor. Mittlerweile ist der kleine Übeltäter sechs Jahre alt und versicherte ihr kürzlich, als die zerschnittene Spitze beim Umzug wieder auftauchte: „So was mach ich jetzt nicht mehr, heute mach ich andere Sachen“.

Mit dem Umzug zu ihrer Tante Gertraud in deren Haus schließt sich der Kreis für Gabi Karl. Hier hat sie sich jetzt ihre Werkstatt eingerichtet. Dort, wo sie als Kind oft zu Besuch war, und der Tante bei deren Arbeiten über die Schulter schaute. Ihre ersten eigenen Arbeiten zieren nun den Flur in dem kleinen Häuschen in Schrobenhausen. „Die ersten Werke gibt man nicht her“, meint sie.

Originalmaterial für ihre Arbeit findet sie auf Flohmärkten, vieles wird ihr auch gebracht. Da hängt dann ein Beutel mit alten Gewändern an der Tür mit dem Vermerk „kannst du für deine Kurse verwenden“. So fand sie kürzlich ein halbes Pfarrersgewand an ihrer Türklinke hängend. „Ich würde so gern danke sagen, aber die Handschrift war mir nicht bekannt“, erzählt Gabi Karl.

Zweimal im Jahr organisiert sie gemeinsam mit Ute Natzer, mit der sie seit rund 35 Jahren befreundet ist, und Ingrid Edlmann die Ausstellung „Kunst und Handwerk“ im Pfarrsaal St Jakob Schrobenhausen – das nächste Mal an diesem Samstag, 4. Oktober, von 13 bis 18 Uhr und Sonntag, 5. Oktober, von 9.30 bis 17 Uhr.