Ingolstadt
Vom Hindukusch an die Donau

In der Stadt gibt es immer mehr Asylbewerber – der Großteil aus Afghanistan

09.04.2013 | Stand 03.12.2020, 0:17 Uhr

Einer von momentan etwa 160: Javad Shekhzad lebt als Asylbewerber in Ingolstadt. Er flüchtete aus Afghanistan, kam zuerst nach München und wurde dann weiter nach Ingolstadt verlegt - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Die Zahl der Asylbewerber steigt. Aktuell sind knapp 160 Flüchtlinge in der Stadt. Vor wenigen Monaten noch waren es nicht einmal 100 Frauen und Männer.

Seit einem Jahr lebt Javad Shekhzad in Ingolstadt. Der Afghane wohnt im Nordosten der Stadt, mit einem guten Dutzend anderer Asylbewerber teilt er sich ein Haus. Inzwischen spricht er etwas Deutsch, nimmt auch an einem Sprachkurs teil. „Ich habe mich auch um Arbeit beworben“, erzählt er. Eine Antwort habe er von der Firma jedoch noch nicht bekommen. Mit einer Zusage rechnet er allerdings nicht: „Ich muss erst noch richtig Deutsch lernen.“

Laut Zuteilungsquote muss Ingolstadt aktuell 165 Asylbewerber aufnehmen. Insgesamt leben in der Stadt momentan knapp 160 Flüchtlinge. Dazu kommen noch 21 Menschen, die bereits anerkannt sind, aber die noch in den Unterkünften für Asylbewerber wohnen. Die Flüchtlinge kommen zu einem Großteil aus Afghanistan (83). Auch aus Syrien (25), Nigeria (21) und dem Irak (18) fliehen zahlreiche Asylbewerber und kommen nach Ingolstadt – und es werden immer mehr. „Vor ein paar Monaten waren es noch 100, jetzt sind wir bei 180“, sagt Sabrina Bauer. Die Caritas-Mitarbeiterin ist für die Betreuung der Asylbewerber zuständig. „Die Zahl steigt rasant.“

Auch Sozialreferent Wolfgang Scheuer ist sich sicher: „Das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange.“ Vor allem in Hinblick auf Syrien rechnet er mit mehr Personen aus dieser Region. „Wir werden sehen, wie lange die Türkei die Flüchtlinge noch aufnehmen kann.“

Unter den Asylbewerbern sind auch drei sogenannte unbegleitete Minderjährige. Darunter versteht man Jugendliche, die einerseits noch nicht volljährig sind und andererseits ohne gesetzlichen Vormund nach Deutschland gekommen sind. Vor einem Jahr war im Gespräch, etwa zehn solcher jugendlicher Asylbewerber in der ehemaligen Studentenvilla einzuquartieren. Doch Eltern der Kinder in der Villa Kunterbunt direkt daneben waren dagegen. „Das ist für mich vollkommen unverständlich“, sagt Bauer.

Die drei unbegleiteten Minderjährigen, die momentan in der Stadt leben, seien aber wohl nicht die letzten. „Wenn es mehr werden, wird man sich allerdings etwas überlegen müssen“, erklärt Bauer. Allein das Caritas-Personal, das für die Stadt die Asylbewerber betreut, ist hier ein Punkt: Bauer ist die einzige Mitarbeiterin, eigentlich war eine Grenze bei 150 Asylbewerbern gedacht – dann sollte eine weitere Stelle geschaffen werden.

Die Stadt verteilt die Asylbewerber auf neun Gebäude. Die Miete übernimmt der Freistaat. Die Situation in Ingolstadt halten Bauer und ihre Kollegin Angelika Zehndbauer, bei der Caritas für den Migrationsdienst zuständig, für in Ordnung: Die Asylbewerber werden nicht in Gemeinschaftsunterkünften, sondern dezentral einquartiert und bekommen Taschengeld statt Essenspakete. Hinzu kommt, dass die Flüchtlinge relativ nah am Stadtzentrum wohnen und Behörden, Schulen und andere Einrichtungen leicht erreichen können. „Man könnte fast sagen, hier haben sie das große Los gezogen“, sagt Zehndbauer.

Eigentlich sollten die Flüchtlinge – wenn ihr Anerkennungsverfahren beendet ist und sie in Deutschland bleiben dürfen – in eine eigene Wohnung umziehen. Die Stadt helfe ihnen bei der Suche nach einem Zuhause, doch gestalte sich das meist schwierig, so Scheuer. Daher bleiben auch anerkannte Asylbewerber manchmal noch in den Unterkünften. „Eine Umsiedelung in die Obdachlosenunterkunft wollen wir vermeiden“, sagt Scheuer.