Alfershausen
Vom Heimatbuch-Wunsch zur "Bürgerinitiative"

Heimatfreunde Land um Stauf feiern 50. Geburtstag - Erinnerung an Glaubensflüchtlinge aus Oberösterreich

31.10.2019 | Stand 02.12.2020, 12:43 Uhr
Lob für Christian Beyerlein, den Sprecher der Heimatfreunde, von Landrat Herbert Eckstein (rechts). Seit fast 50 Jahren engagiert sich Beyerlein für die Heimatfreunde Land um Stauf und die Erforschung der Exulantengeschichte. −Foto: Schultheiß

Alfershausen (evs) Vor einem halben Jahrhundert, am 25. Oktober 1969, haben sich Nachkommen der Glaubensflüchtlinge aus dem Ländlein ob der Enns, die sich im damaligen Oberamt Stauf-Landeck angesiedelt hatten, in Eichstätt getroffen.

Besprochen werden sollte, ob und wie ein Heimatbuch geschrieben werden kann, in dem die reiche Geschichte des Thalmässinger Raums und die Arbeitswelt zu Beginn des Jahrhunderts in Wort und Bild dargestellt werden sollte.

Bei der Jubiläumsfeier, fast auf den Tag genau 50 Jahre später, erinnerte der Heimatfreunde-Sprecher Christian Beyerlein an die Gründungsväter, die Heimatkundler Georg Barth und Georg Bernreuther aus Nürnberg. Das Buch erschien dann 1972 und eine zweite Auflage 1976. Stark dazugeholfen hatte der Staufer Burgbesitzer Dr. Josef Drexel.

Zur Gründungsfeier gekommen waren 30 Heimatfreunde, 18 erklärten sich bereit, am Heimatbuch mitzuarbeiten. Gegründet wurde damals kein Verein, sondern eine Arbeitsgemeinschaft ohne vereinsmäßige Bindung. So gab es auch keinen Vorstand, sondern zwei Sprecher. Ein Dreivierteljahr später, im Juli 1970, organisierte Georg Barth eine Exulantenfahrt nach Oberösterreich, nach Waxenberg, Lobenstein und Bad Leonfelden. 40 Interessierte fuhren mit in die Heimat ihrer Vorfahren. Bereits ein Jahr später lernten 35 Teilnehmer in Oberösterreich weitere Orte der Vorfahren kennen, wieder unter der Leitung von Georg Barth. Für seine Verdienste um die Erforschung der Heimat- und Exulantengeschichte wurde Georg Barth das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen, was Sprecher Christian Beyerlein angeregt hatte.

Im Juni 1981 fand in Alfershausen der erste Heimatnachmittag mit 100 Teilnehmern statt, bei dem Georg Barth über das Thema "Der 30-jährige Krieg in der Heimat" sprach. Es folgten die Jahre darauf meist ein Heimatnachmittag und Fahrten im Wechsel, die Heimatnachmittage jeweils mit einem Vortrag. So zeigte 1987 Kreisheimatpfleger Ernst Wurdak seinen Film über den Landkreis Hilpoltstein vor 130 Teilnehmern. Insgesamt neun Exulantenfahrten wurden organisiert mit etwa 400 Teilnehmern und sechs Fahrten zu Lutherstätten mit etwa 300 Teilnehmern.

Im Oktober 1994 feierten die Heimatfreunde ihr 25-jähriges Bestehen. Die Festansprache hielt der aus Thalmässing stammende Pfarrer Karl Heinz Keller zum Thema Exulanten. Auch Dias von der Exulantenfahrt dieses Jahres wurden gezeigt. "Für alle Teilnehmer gab es kostenlos Kaffee und Knieküchle, wie heute auch", erinnerte Beyerlein.

Im Rahmen des Bernreuther-Treffens 1998 stellte der Thalmässinger Pfarrer Werner Sindram zusammen, was von den Exulanten bis in die heutige Zeit geblieben ist: ein Segensstrom, der über Jahre spürbar ist durch ein treues Festhalten am Evangelium, tägliche Hausandachten, regelmäßigen Kirchgang, hohe Beteiligung am Abendmahl, Opferbereitschaft, an den Festtagen Festkleidung und die Ehrfurcht vor Gott und in Eintracht mit den Nächsten.

Landrat Herbert Eckstein griff Beyerleins Satz "Zukunft braucht Herkunft" auf, an den er bei Grußworten immer wieder einmal erinnert. Die Heimatfreunde beschäftigen sich intensiv mit ihrer Herkunft, organisierten immer wieder Fahrten nach Oberösterreich, um die alte Heimat, die Herkunft ihrer Vorfahren, kennen zu lernen. Eine für das kommende Jahr geplante Zweitagesfahrt der Heimatfreunde nach Oberösterreich werde er mit 1000 Euro bezuschussen, "damit die Älteren den Jüngeren die Herkunftsregion zeigen können". Er dankte Beyerlein für die vielen Jahre heimatkundlicher Arbeit und erinnerte an den verstorbenen Sprecher Ernst Winkler. Beendet wurde der Heimatnachmittag mit einem Lichtbildervortrag von Reinhard Spörl mit dem Thema "Evangelisch in Allersberg, Heideck und Hilpoltstein". Für die gleichnamige Ausstellung im Hilpoltsteiner Museum zum Reformationsjubiläum hatte er den Heidecker und damit Alfershausener Anteil mit erarbeitet, bilden doch die beiden Orte eine evangelische Kirchengemeinde. Plakattitel der Ausstellung war das Bild von Jan Hus in der Alfershausener Martinskirche. Vermutet wird, dass das Motiv dieses frühen tschechischen Reformators, der am Konzil von Konstanz verbrannt wurde, auf die Exulanten zurückgeht, denn er stammte aus Husinec, das nicht so weit entfernt liegt von der Grenze nach Oberösterreich.

Bei allen Heimatnachmittagen wurden auch Spenden gesammelt, die alle wiederum gespendet wurden, beispielsweise 1984 an die evangelische Kirchengemeinde Heideck für das evangelische Gemeindehaus, 1987 an die evangelische Jugendarbeit Oberösterreich, 1995 an den Diakonieverein Thalmässing, 1996 im Rahmen einer Luther-Fahrt an die evangelische Kirchengemeinde Torgau für die Jugendarbeit und an die evangelische Kirchengemeinde Abenberg für die Neue Johanniskirche, 1999 wieder an den Diakonieverein Thalmässing, 2001 an die Kirchengemeinden Alfershausen, Eysölden und Schärding. "Insgesamt konnten wir rund 4500 Euro spenden", freute sich Beyerlein.

 

ZWEI FAHRTEN GEPLANT

Zwei Fahrten im kommenden Jahr stellte Christian Beyerlein  vor: Die Heimatfreunde werden am Mittwoch, 8. April, zum evangelischen Museum in Rutzenmoos (etwa 70 Kilometer hinter Salzburg) fahren und am Heimweg den Gnadenhof Gut Aiderbichl bei Salzburg besuchen.

Die Zweitagesfahrt führt am 29. und 30. August ins Mühlviertel, unter anderem nach Waxenberg, Lobenstein und Zwettl an der Rodl. Näheres wird noch bekannt gegeben, aber anmelden kann man sich schon jetzt  bei Christian Beyerlein unter der  Telefonnummer (09171) 3737, oder Kreisheimatpflegerin Eva Schultheiß, Telefon (09177) 271 oder eva@schultheiss-heideck.de.