Vom Gotteshaus aus Holz zur neugotischen Kirche

22.10.2009 | Stand 03.12.2020, 4:33 Uhr

Gaimersheim (ghh) Noch bevor die Ortschaft Gaimersheim sich zu einer Marktgemeinde entwickelte, gab es hier eine Pfarrei. Erst im Jahre 1501 wird im Grundbuch zum ersten Mal ein Bürgermeister namens Hans Kriechpaum genannt. Die Pfarrei dürfte bereits um 900 unter König Ludwig IV. entstanden sein.

Wie in vergleichbaren anderen bayerischen Pfarreien ist auch in Gaimersheim um diese Zeit eine Holzkirche anzunehmen, von der allerdings keinerlei Überreste mehr vorhanden sind. Im Jahre 1087 wurde die erste steinerne Kirche im romanischen Stil errichtet. 1488 erbaute dann Pfarrer Martin Pebenhauser an derselben Stelle eine zweischiffige spätgotische Hallenkirche. Das Erdgeschoss des romanischen Turms mit einem Glockhaus (heute: Turmkapelle) ist bis heute erhalten.

Im 18. Jahrhundert wurde diese Kirche im Inneren, wie damals üblich, barockisiert. Aus dieser Zeit stammen die auch in der jetzigen Kirche an den Wänden hängenden Apostelbildnisse. In den Notzeiten des Dreißigjährigen Krieges entstand im Jahre 1644 die Rosenkranzbruderschaft, die auch heute noch besteht und mehrere hundert Mitglieder zählt. In der Säkularisation von 1803 wurde das Patronatsrecht der Äbtissin von Geisenfeld über die Pfarrei Gaimersheim aufgehoben. Der jeweilige Pfarrer wurde dann vom Königreich Bayern bestellt. Erst ab etwa 1930 ging dieses Recht an den Bischof von Eichstätt über.

67 Meter hoher Turm

Über hundert Personen erlagen 1854 der Choleraepidemie. Damals wurde auch der Friedhof endgültig vom Kirchhof weg an die Ettinger Straße verlegt. Im selben Jahr wurde die spätgotische Kirche größtenteils abgetragen und durch die jetzige neugotische Kirche ersetzt. Herausragend ist dabei der 67 Meter hohe Turm mit seiner gusseisernen Spitze, die schon von weitem zu sehen ist.

Unter Pfarrer Karl Hotter kamen 1857 die Armen Schulschwestern nach Gaimersheim. Sie übernahmen die schulische Erziehung der Mädchen. Wegen Nachwuchsmangels wurde ihr Kloster im Jahre 2000 aufgelöst. 1877 ließ Pfarrer Josef Heimbucher gemeinsam mit Bürgermeister Georg Schwab auf dem Marktplatz die Mariensäule errichten.

Außer der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt gibt es in der Pfarrei noch vier weitere Gebetsstätten: Die im 15. Jahrhundert erbaute spätromanische Sankt-Nikolaus-Kirche auf dem Friedhof. Dieses Gotteshaus wurde im 17. Jahrhundert mit Barockaltären ausgestattet.

Um 1900 wurde die Marienwallfahrtskapelle "Am Wallgraben" eingeweiht. Das Seniorenheim verfügt über eine Hauskapelle und schließlich gibt es noch eine Feldkapelle im Ortsteil Rackertshofen, die sich in Privatbesitz befindet. Die katholische Pfarrei Gaimersheim umfasst fast 6000 Personen.

Gemeindezentrum

Im Oktober 1957 konnte in Gaimersheim auf dem Kraiberg das erste evangelische Gotteshaus den Gläubigen übergeben werden. Da dieses schlichte Gebäude im Laufe der Zeit den kirchlichen Anforderungen nicht mehr gerecht werden konnte, wurde am 10. Oktober 1999 die jetzige neue Friedenskirche mit Gemeindezentrum von Landesbischof Hermann von Loewenich eingeweiht. Im selben Jahr war auch anstelle eines evangelischen Vikariats eine selbstständige evangelische Pfarrei installiert worden. Da auch die evangelischen Christen der umliegenden Gemeinden zu dieser Pfarrei gehören, beläuft sich ihre Zahl auf rund 3000 Gläubige.