Titting
Vom Düngen, Sanden und Beschlagen

11.03.2021 | Stand 15.03.2021, 3:33 Uhr
Blick aus dem Bulldog auf die Beladung des Wiegestreuers: Jakob Bösl füllt den Dünger ein, den er wenige Minuten danach schon auf seinen Rapsfeldern ausbringt. −Foto: Bader, Kai, Pleinfeld

Titting - Die kalten Wintermonate waren für den Tittinger Landwirt Jakob Bösl vor allem von Büroarbeit, Anträgen, Schulungen und Online-Versammlungen geprägt.

 

Nur die Arbeit im Wald brachte hier etwas Abwechslung. Jetzt beginnt mit der ersten Düngung für den Raps wieder die Feldarbeit.

Seine Lagerhalle auf dem Tittinger Berg ist an diesem Tag das erste Ziel. Hier hat der 52-jährige Landwirt schon einen großen Hänger mit Dünger stehen, mit dem er in wenigen Minuten den Wiegestreuer an seinem Bulldog füllt. Jetzt muss er nur noch die richtige Menge an Dünger einstellen, die später auf dem Feld landen soll.

 

"Wie viel gestreut wird, habe ich mit einer Online-Berechnung ermittelt", erzählt Bösl. Hier muss er die Ergebnisse der vor einigen Wochen genommenen Bodenproben genauso eintragen wie die gesäte Frucht und den zu erwartenden Ertrag. Das Programm berechnet dann noch abhängig von der Lage seines Ackers die Düngemenge. Und gerade wo das Feld liegt, ist heuer wichtig: Fällt das Ackerstück in die jetzt ausgewiesenen sogenannten roten Gebiete, auf denen die Düngung eingeschränkt ist, zieht das Programm gleich einmal 20 Prozent von der Normalmenge ab.

Ist das alles geklärt, geht es auf dem Rapsfeld, das oberhalb des kleinen Ortes Bürg liegt, relativ flott. "Bei der Arbeitsbreite des Streuers von rund 15 Meter brauche ich zum Düngen von einem Hektar gerade einmal 20 Minuten. " Und bei kleinen Feldern gehe dabei noch viel Zeit beim Wenden drauf. Trotzdem: Er hat nicht nur ein paar Rapsfelder zu düngen, sondern muss sich dann noch um Weizen und Roggen kümmern. Jakob Bösl blättert später in einem kleinen grünen Buch. Hier hat er nicht nur verzeichnet, wann er was und wie viel düngt und spritzt, sondern auch, wie die Witterung zum jeweiligen Zeitpunkt war. "Letztes Jahr habe ich erst am 14. März mit dem Düngen angefangen und heuer bin ich schon komplett durch. "

 

Jetzt Anfang Frühjahr ist es wichtig, dass der Boden nicht mehr gefroren, aber von der Wärme auch noch nicht aufgeweicht ist. "Da bleiben dir morgens oft nur zwei Stunden, damit man mit dem Bulldog nicht zu tiefe Spuren in den Acker zieht", sagt er.

Nur zweimal fährt Bösl im Jahr zum Düngen auf seine Äcker. Normal wäre beim Weizen immer eine dritte Düngung. "Doch Weizen und Gerste gehen bei mir an die Brauerei und da ist es für die Qualität besser, wenn man sparsamer düngt. " Die Aussaat der Gerste ist im Übrigen auch das, was in den nächsten Wochen bei ihm auf dem Plan steht: "Einige andere Landwirte haben schon gesät, aber ich wollte wegen der starken Abkühlung in der Nacht lieber noch warten", sagt er. "Da ist mir die Gefahr, dass die jungen Triebe erfrieren, viel zu groß. " Aber auch dem Weizen, Roggen und Raps, die schon stehen, machen die diesjährigen Temperaturschwankungen zu schaffen: "Mal haben wir am Tag plus 20 Grad und wenige Tage danach sind wir in der Nacht schon wieder bei 14 Grad minus - das ist für alle Pflanzen Stress. "

 

Als Vorsitzender der Erzeugergemeinschaft, der rund 20 Landwirte meist aus dem direkten Umgriff von Titting angehören, ist er mit der Brauerei in regem Kontakt. "Die haben jetzt schon angemeldet, dass sie heuer wahrscheinlich etwas weniger Getreide brauchen als normal", sagt Bösl. Schuld daran sei, dass der Bierausstoß während des Lockdowns und der Schließung der Gaststätten spürbar geringer ist. "Das sieht man schon daran, wie viel Leergut derzeit bei der Brauerei auf dem Hof steht. Da geht eben im Moment lange nicht so viel weg, die haben noch genügend Weizen und Gerste vom vergangenen Jahr", sagt Bösl.

Derzeit liefert der 52-Jährige auch noch Heu aus. "Was wir nicht selbst für unserer Pferde brauchen, geht alles an eine Tierklinik in Röttenbach, die nach qualitativ sehr gutem Heu sucht", sagt er. Meist begnügt sich Bösl bei seinen Wiesen mit zwei statt drei Schnitten. "Ich mähe lieber einmal weniger und später, damit der Anteil der Rohfaser höher ist", sagt er. Und gerade der höhere Teil der Rohfaser, aber auch der genau Blick darauf, welche Kräuter auf der Wiese wachsen, seien es, was gutes Heu ausmache.

 

Für die vier Pferde, um die sich hauptsächlich seine Frau und passionierte Reiterin Irene kümmert, war vor kurzem auch der Hufschmied auf dem Hof, um sie frisch zu beschlagen. "Unsere Pferde haben im Winter keine Eisen, weil diese wesentlich rutschiger sind und sich gerade Pappschnee darunter zu sehr sammelt. " Doch Hufeisen sind im Winter auch gar nicht nötig: "Gerade wenn es sehr kalt ist, reitet man mit den Pferden nicht, denn das ist für die Muskeln und Sehnen gar nicht gut - bei uns geht ja auch keiner bei Eiseskälte zum Joggen. " Genügend Auslauf brauchen die Pferde aber trotzdem. "Deshalb sind sie jeden Tag draußen auf der Wiese", sagt Bösl. "Und damit sie sich dort richtig wohlfühlen, haben wir sie erst wieder frisch aufgesandet - da war die ganze Familie draußen und hat kräftig mitgeholfen. "

EK