Ingolstadt
Vom Dieb bis zur Orgel

Viele neue Legendenschilder für die Straßen in Friedrichshofen

22.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:27 Uhr
Stolz präsentieren sie ihr Werk: Stadtrat Georg Niedermeier, stellvertretender Vorsitzender des BZA Rudi Wagner, Ortschronist Gustl Bernhardt, Vorsitzender des BZA Rainer Mühlberger, Vertreter des Tiefbauamtes Manfred Knust und Kulturreferent der Stadt Ingolstadt Gabriel Engert (von links). −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Die Straßen im Stadtbezirk Friedrichshofen-Hollerstauden haben erläuternde Zusatztexte erhalten.

Nach dem Vorbild der Legendenbeschilderung im Südwesten Ingolstadts wurden insgesamt 23 erklärende Tafeln unter den Straßennamen angebracht. Die inhaltliche Recherche erarbeitete Ortschronist Gustav Bernhardt mit redaktioneller Unterstützung von Georg Niedermeier ehrenamtlich. Für die Koordination und technische Umsetzung sorgten dann Hauptamt, Kulturreferat und Tiefbauamt.

Kulturreferent Gabriel Engert ist erfreut über das gelungene Projekt und die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten: "Die Legendenschilder tragen dazu bei, das Geschichtsbewusstsein der Bürger jedes Alters zu fördern". Den Anstoß für das Projekt gab Ortschronist Gustav Bernhardt, der die Idee dem Vorstand der Friedrichshofener Bürgerinitiative (FBI) vortrug. Finanziert wird das ganze, nach Beschluss des Bezirksausschuss (BZA), durch den Bürgerhaushalt.

"Viele Neubürger und junge Menschen wissen oftmals nicht, dass sich die Straßennamen von Flurnamen und örtlichen Persönlichkeiten herleiten", erklärt Rainer Mühlberger, Vorsitzender des BZA. Tatsächlich verbirgt sich hinter einigen Straßennamen weit mehr, als man zunächst annehmen möchte. Sie haben meist auf verschiedenste Weise einen Bezug zur Region. Oft sind es Namen aus der Geschichte Friedrichshofens, wie beispielsweise die Schultheißstraße und die Friedrichshofener Straße, die beide nach dem Regimentsquartiermeister und Ortsgründer, Friedrich Schultheiß (1791 bis 1864) benannt sind.

Eine ebenso wichtige Persönlichkeit war der ortsansässige Baumeister Friedrich Riebel, Namensgeber des Riebel-Rings. Seine 1925 erbaute Entwässerungsanlage, die als Meisterwerk galt, war eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Dorfentwicklung im damaligen Sumpfgebiet.

Neben wichtigen Persönlichkeiten sind häufig erhaltenswürdige Flurnamen, die einen kleinräumigen Teil der Landschaft bezeichnen, Namensgeber der Straßen. Die Bedeutung wird, wie die des Deub-Rings, erst durch einen historischen Hintergrund klar. Der Name kommt von dem alten Flurnamen Diebsweg, später auch Diebssteig. Um den Bewohnern nicht den Straßennamen Diebs-Ring zuzumuten, wurde der Name durch das gleichbedeutende mittelhochdeutsche Wort Deub abgewandelt. Der schon im späten Mittelalter unter dem Namen Tewbstrass bekannte Weg, führte am südlichen Ortsrand vorbei und wurde wegen der Abgelegenheit von Schmugglern und Dieben genutzt.

Ein weiterer Name mit nicht weniger interessantem Hintergrund ist die Straße Beim Orgelacker. Auf dem Grundstück genau an der Gemarkungsgrenze zwischen Ingolstadt und Gaimersheim wurde das erste Anwesen in Friedrichshofen errichtet. Bemerkenswert ist allerdings, dass sich das Grundstück im Eigentum der Oberen Pfarrkirche befand und hierfür sogar ein Fonds existierte. Dieser diente dann wiederum zur Finanzierung und Aufrechterhaltung der Orgel, sowie zur Entlohnung des Organisten.

Vincent Gaul