Ingolstadt
Vom Brüllaffen zum malmenden Monster

Finale des Bayern-Slams begeisterte 400 Zuschauer – "Bombastische Stimmung"

11.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:19 Uhr

Foto: - -Kein Honorar

Ingolstadt (DK) Das furiose, ausverkaufte Finale der Bayerischen Poetry-Slam-Meisterschaften am Samstagabend in der Halle 9, zu dem gut 400 Zuschauer kamen, hat gezeigt, dass diese Form des lyrischen Wettstreits in Ingolstadt längst keine Nischenkunst mehr ist. Das Resümee: Begeisterung.

Das ist die Evolution des Ingolstädter Poetry-Slams: Statt eines frechen Brüllaffen, dessen nachgeahmtes Geschrei seit Jahren im Maki-Club bei den legendären „Brüllaffenslams“ den Poeten das Zeitlimit ankündigt, wurden bei den Bayern-Slams am Wochenende malmende Monster gesichtet. Das kommt gut an. Riesenstimmung im Saal. Die Poeten auf der Bühne geben alles, reißen das Publikum mit – und lassen sich von den begeisterten Zuschauern mitreißen.

Organisator Johannes Langer ist auch zwei Tage danach noch euphorisiert: „Noch zufriedener könnte ich gar nicht sein!“ Die acht Veranstaltungen des Bayern-Slams seien extrem gut besucht gewesen. Nach Langers ersten Hochrechnungen hat der Bayern-Slam rund 1400 Zuschauer angezogen, darunter allein 550 zur Eröffnungsveranstaltung am Freitag. „Wir haben von vielen Seiten positive Rückmeldungen bekommen, dass die Organisation super abgelaufen ist“, betont auch Tobias Heyel, der zusammen mit Pauline Füg das U 20-Finale moderiert hat. Die Vorbereitungen zur Veranstaltung hätten sich ganze zwei Jahre hingezogen. Zeit, um ein originelles Logo für die Veranstaltung und die bereits erwähnten computeranimierten Monster entwerfen zu lassen, die, auf eine riesige Leinwand projiziert, die Wertungen der Jury anzeigten und die jeweils niedrigste und höchste Wertung auffraßen – „für den Fall, dass die Oma oder die Exfreundin im Publikum sitzt“, wie Moderatorin Pauline Füg dem Publikum erklärte. Dies hätte nämlich durchaus passieren können, da die sieben Jury-Mitglieder per Zufall beim Einlass unter den Zuschauern ausgewählt und mit Punktetafeln ausgestattet wurden. Dass vor allem das Finale so ein Erfolg wird, damit hatte keiner gerechnet. „Wir hatten wirklich eine bombastische Stimmung“, so Organisator Langer. Heyel schließt sich an: „Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass die Leute so abgehen werden.“

Doch warum ist Poetry-Slam zurzeit so angesagt? Tobias Heyel erklärt es sich damit, dass es eine Kunstform sei, deren Szene sich immer wieder erneuere und nachwachse, wie man an der U-20-Gewinnerin Eva Niedermeier sehe: „Sie slammt erst seit einem halben Jahr. Aber sie hat sich gegen ihre Konkurrenten durchgesetzt, und das Publikum hat das honoriert.“ Heyels Co-Moderatorin Pauline Füg betont vor allem die Bedeutung, die den Zuschauern zukommt: „Das Publikum kann selbst mitbestimmen und den Verlauf des Abends steuern.“ Pauline Füg ergänzt: „Poetry Slam ist einfach ein unglaublich abwechslungsreiches Format. Spannend ist auch, dass die Poeten ihre Texte jedes Mal neu interpretieren können.“

Auch für Kevin Reichelt, ein Ingolstädter Poetry-Slammer, ist die Unberechenbarkeit die größte Faszination des Genres. Der 23-Jährige konnte sich auch für den Bayern-Slam qualifizieren, schied dann aber in der Ü-20-Vorrunde aus. Im Maki, wo Reichelt auch den monatlich stattfindenden „Brüllaffenslam“ moderiert, leitete er dann noch eine Veranstaltung. „Da es beim Poetry-Slam kaum Vorgaben gibt, kann auf der Bühne in Textform alles passieren. Das hat seinen ganz eigenen Charme“, so Reichelt. Auch der Ingolstädter Slammer zeigt sich begeistert vom reibungslosen Ablauf der Meisterschaften: „Ich habe die Veranstaltung als sehr entspannt und stressfrei wahrgenommen.“ Er fügt hinzu: „Und an den hohen Wertungen im Finale hat man gesehen, dass durchgehend gute Texte geboten waren.“

Am Ende des Finales kündigte Organisator Langer an, dass weitere Veranstaltungen mit Slams und Musik in der Halle 9 in Planung sind.