Vom Blitz getroffen

10.09.2008 | Stand 03.12.2020, 5:37 Uhr

Spiegelbild einer Leidenschaft: Die aufgemotzten und polierten Autos zeigen, wie sehr sich die Jungs vom Opel-Club "Zur Schleuse" mit den Karossen aus Rüsselsheim verbunden fühlen. Rechts Clubchef Frank Schweiger, links sein Vize Patrick Zell. - Foto: Hauser

Gronsdorf (dls/zel) 800 zum Teil aufgemotzte, mindestens aber auf Hochglanz polierte Autos erwartet der Opel-Club "Zur Schleuse" ab Freitag zum vierten Opel-Treffen bei Gronsdorf. Das Programm bietet Rockmusik und zum Teil kuriose Unterhaltung – zum Beispiel beim Weitwurf von Zylinderköpfen.

Von Freitag bis Sonntag lädt das Opel-Team "Zur Schleuse" zum internationalen Treffen ein. Heuer steigt die vierte Auflage dieses Spektakels, das alle zwei Jahre stattfindet. Der gut 40 Mitglieder zählende Club erwartet an der Schleuse des Main-Donau-Kanals in Gronsdorf 1200 Gäste und Opelfreunde sowie 800 Old- und Youngtimer des Automobilherstellers aus Rüsselsheim mit dem Blitz im Firmenlogo.

Auf die schönsten und interessantesten Autos warten exakt 47 Pokale. Für Unterhaltung sorgen am Freitag- und Samstagabend die Rockbands Evenstorm und Sindecade im Festzelt. Das Event beginnt am Freitag gegen 12 Uhr und endet mit der Siegerehrung samt Pokalverleihung am Sonntag gegen 15 Uhr.

"Unser Club hat sich voll dem Erhalt und der Traditionspflege der Marke Opel verschrieben", erzählt Patrick Zell aus Riedenburg und strahlt dabei übers ganze Gesicht. So, als ob es völlig normal sei, dass man sich im engen Dunstkreis von Audi in Ingolstadt der Marke mit dem Blitz verschrieben hat. Patrick Zell ist der stellvertretende Chef des Opel-Teams "Zur Schleuse" und ein begeisterter Autoschrauber.

Der 27-Jährige kann sich gar nicht vorstellen, in seiner Freizeit ein anderes Auto als einen Opel zu bewegen. In seiner Garage hat er sich das Opel-Logo an die Wand gepinselt; Fahnen und Bilder hängen daneben. Oft ist er beim Stammtisch des Opel-Clubs oder bastelt an seinen Autos herum.

Diese Leidenschaft teilen natürlich alle Mitglieder im Opel-Team "Zur Schleuse", von denen viele ihren Urlaub geopfert haben, um das große Treffen vorzubereiten. Auch Vereinschef Frank Schweiger aus Ihrlerstein – von seinem Vize nur "Präsident" genannt – ist mit ganzem Herzen bei der Sache.

Während der Opel Record D (Baujahr 1977) und das Opel Kadett C Coupé GTE (Baujahr 1978) von Patrick Zell noch bis kurz vor dem Wochenende in einer Halle auf dem Gelände des ehemaligen Munitionsdepots Schaitdorf auf ihren Einsatz warten, wird der Opel Kadett B (Baujahr 1973) schon einmal aus der Garage geholt, um ein paar ordentliche Bilder als Werbung für das Treffen zu machen: Lange bevor das gute Stück mit seiner blauen Metallic-Lackierung zu sehen ist, macht es durch seinen Sound – verursacht durch die Weber-Doppelvergaser-Anlage – auf sich aufmerksam.

Der Opel Olympia (Baujahr 1955) von Thomas Stadler ist mit Abstand das älteste Auto im Opel-Team, aber viele Modelle der Mitglieder – so wie auch der Kadett und der Record von Zell – erinnern an den wohl berühmtesten Opel-Treter, der nur gut 25 Kilometer vom Schauplatz an der Schleuse entfernt im benachbarten Regensburg beheimatet ist. Walter Röhrl, wegen seiner Körpergröße der "Lange" genannt, gewann 1974 die Rallye-Europameisterschaft und ein Jahr später mit der "Rallye Akropolis" seinen ersten WM-Lauf auf einem Opel Ascona. Über solche Erfolge wird wohl auch am Wochenende reichlich philosophiert.

Pokale für die Besten

Bei freiem Eintritt sind von Freitag bis Sonntag aber nicht nur die Karossen der Opel- Freaks zu bestaunen, es gibt auch ordentlich was auf die Ohren: Die Rockbands Evenstorm (Freitag ab 20 Uhr) und Sindecade (Samstag ab 20 Uhr) werden den Gästen einheizen.

Am Sonntag geht es dann für die Opel-Freunde aus ganz Deutschland, die den Weg nach Niederbayern gefunden haben, um 47 heiß begehrte Pokale, die nach der Bewertung der Fahrzeuge vergeben werden. Die tollste Lackierung, der geilste Airbrush und der heißeste Motorraum werden ebenso prämiert wie der schönste Heck- oder Fronttriebler sowie das Gefährt, das noch am besten im Originalzustand daherkommt.

Auch für ein ansprechendes Rahmenprogramm haben die Veranstalter gesorgt: Beim Holzsägen auf bayerische Art und beim Weitwurf von Zylinderköpfen können alle ihr Geschick unter Beweis stellen – egal, ob da ein leidenschaftlicher Opel-Tuner anpackt oder sich ein VW-Fan inkognito bei der Konkurrenz umschaut.

Für Schweiger, Zell & Co. steht jedenfalls fest: Das Treffen an der Schleuse sollen die Gäste so schnell nicht vergessen. "Alle Opelfreunde, die mit ihren heißen Geräten zu uns kommen, bekommen ein Gastgeschenk, das sie immer an das vierte Opel-Treffen in Gronsdorf erinnern wird."

Und während der eine oder andere Opel-Freund, der am Wochenende ins Altmühltal kommen will, dieser Tage sein Gefährt noch einmal poliert, bereiten die Jungs in Gronsdorf alles für das große Spektakel vor. Den meisten Mitgliedern macht es auch nichts aus, dass sie für die 14-tägige heiße Phase der Vorbereitung und die anschließende Nacharbeit fast ihren gesamten Sommerurlaub opfern müssen.

Hauptsache Opel eben. Nur der Vize-Präsident, Patrick Zell, tanzt da manchmal aus der Reihe. Denn als Busfahrer im Familienunternehmen muss er im Berufsalltag auf andere Marken umsteigen. Notgedrungen, denn Omnibusse werden in Rüsselsheim ja noch nicht produziert.