Manching
Vom besiegten Feind zum Partner

Vortrag im Kelten- und Römermuseum über Kelten in der römische Münzprägung

28.02.2019 | Stand 23.09.2023, 6:06 Uhr

Manching (PK) Einen Perspektivenwechsel vollzog der Archäologe David Biedermann mit seinem Vortrag über die vor wenigen Tagen beendete Sonderausstellung über die Bilderwelt der Kelten im Museum Manching.

Denn mit seinen Ausführungen unter dem Titel "Mit den Augen der Eroberer - Kelten in der römischen Münzprägung" näherte er sich dem rätselhaften und schriftlosen Volk aus der Sicht der späteren Eroberer.

Römische Porträtkunst, antike Numismatik und ganz allgemein Formen der Repräsentation sind die Schwerpunkte der Arbeit Biedermanns, der seit rund einem Jahr bei der Ingolstädter Grabungsfirma Pro Arch arbeitet. Eingangs gab er den wiederum zahlreichen Zuhörern einen Überblick über die Grundlagen der römischen Numismatik. Münzen bieten Historikern und Archäologen etliche Vorteile: Sie sind Primärquellen, Bildträger und typologisch vollständig und ermöglichen eine sichere Datierung.

Anhand zahlreicher Bilder ließ Biedermann die Zuhörer im Museum am Wandel der Bilder von den Kelten in der römischen Münzprägung teilhaben, die etwa ab 120 vor Christus auftauchen. So wurden sie anfangs meist als wilde Krieger mit Kinnbart und struppigem Haar dargestellt. Ein Motiv zeigt gar einen Krieger auf einem Pferd mit einem abgeschlagenen Kopf in der Hand. Auch Cäsar bediente sich gern der Darstellung von gefesselten Kelten auf seinen Münzen. Später wurden die Darstellungen dann positiver, was sich unter anderem dadurch zeigte, dass die Frisuren der personifizierten Gallia aufwendiger wurden. Im 3. Jahrhundert dann wieder eine andere Perspektive: Der Kaiser richtet die Gallia auf, etwas spezifisch Keltisches ist nicht mehr zu erkennen.

Biedermann setzt in seinen Forschungen die Münzmotive und deren Wechsel in Bezug zur allgemeinen historischen Entwicklung und teilt die römische Numismatik bezüglich der keltischen Darstellungen in mehrere Phasen ein. Den Anfang machte die innovative Phase, die die Triumphe über die Gallier zeigt, nachdem die Römer eine erste großen Schlacht bei Allia 390 vor Christus kläglich verloren hatten, was als nationale Katastrophe lange im Gedächtnis haften blieb. Biedermann erkennt auf den späteren Motiven anekdotische Phasen, die an die frühere Tapferkeit römischer Soldaten erinnern. Sind nach dem Gallischen Krieg standardisierte Bezüge mit der Gallia zu sehen, verwies etwa Cäsar verstärkt auf außenpolitische Erfolge, je größer der innenpolitische Druck wurde. Es folgte eine Phase des Desinteresses, bis sich schließlich Zeichen einer positiven Aneignung erkennen lassen. Für Biedermann ist der Umang mit dem Gegner nicht zuletzt auch immer ein Blick auf die römische Erinnerungskultur.

Bernhard Pehl