Allersberg
Vom Auszubildenden zum Bürgermeister

Michael Langner ist als Chef ins Pyrbaumer Rathaus zurückgekehrt

22.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:27 Uhr
Michael Langner ist vom Posten des geschäftsleitenden Beamten in Allersberg auf den Chefsessel im Pyrbaumer Rathaus gewechselt. Dort begann seine Laufbahn. −Foto: R. Schmitt

Allersberg/Pyrbaum - Er hat seine Laufbahn im Rathaus Pyrbaum begonnen.

Nun ist er dorthin zurückgekehrt und hat am 2. Mai auf dem Chefsessel Platz genommen. Michael Langner ist bei der Kommunalwahl zum Bürgermeister Pyrbaums gewählt worden. Mit 62,5 Prozent lag der CSU-Politiker deutlich vor seinen beiden Mitbewerbern von der SPD und den Grünen. Gleichwohl hätte das gute Wahlergebnis in eine bessere Zeit fallen können. "Wir müssen uns jetzt stark mit Corona beschäftigen, vor allem mit den Auswirkungen auf den Haushalt", gibt der junge Bürgermeister hinter einer Plexiglasscheibe Auskunft über seine ersten Aufgaben.

Der 38-jährige Verwaltungsfachwirt und Wirtschaftsjurist hat enge Beziehungen zum Landkreis Roth. Von 2007 an war er als geschäftsleitender Beamter in Georgensgmünd hinter Bürgermeisterin Eva Loch und ab 2012 in Allersberg zweiter Mann hinter den Bürgermeistern Bernhard Böckeler und Daniel Horndasch. Nun ist er selbst Rathauschef und sieht seine Zeit im Landkreis Roth als gute Schule. "Die Themen sind ähnlich", stellt er mit Blick auf die Zukunft Pyrbaums fest. Er kennt die westlichste Gemeinde der Oberpfalz wie seine Westentasche. Langner ist hier aufgewachsen, hat fünf Jahre bei der Gemeindeverwaltung gearbeitet und war in den vergangenen sechs Jahren Gemeinderatsmitglied sowie stellvertretender Bürgermeister. 2020 ist der langjährige Bürgermeister Guido Belzl von den Christlichen Freien Wählern nicht mehr zur Wahl angetreten. Die CSU nützte diese Chance, indem sie auf den Verwaltungsfachmann Langner gesetzt hat.

Michael Langner sieht die Zukunft Pyrbaums vor allem als Wohnstandort. Die Ansiedlung größerer Gewerbebetriebe hat für ihn aufgrund der fehlenden überörtlichen Verkehrsanbindung geringere Priorität. Mit etwa 20 Kilometern Entfernung zur Nürnberger Stadtgrenze könne man Pyrbaum getrost noch als Vorort der Noris bezeichnen. Entsprechend existiert auch ein gewisser Siedlungsdruck. "Es gibt ihn, aber wir können gut damit umgehen", sagt Langner der seine 6000-Einwohner Gemeinde vor allem bei sozialen Fragen gut aufgestellt sieht. Kinderbetreuung sowie Betreuungs- und Pflegeinfrastruktur für Senioren seien bedarfsgerecht ausgebaut. Dabei setzt Pyrbaum sogar stark auf die eigenen Handlungsmöglichkeiten. Zwei der drei Kitas befinden sich in Trägerschaft der Gemeinde. Ein Pflegeheim existiert als Kommunalunternehmen. Wichtigstes Projekt in den nächsten Jahren ist die Renovierung der Grundschule mit Standorten in Pyrbaum und Seligenporten. 17 Millionen Euro wird sie aller Voraussicht nach kosten. Bei einem jährlichen Haushaltsvolumen von 24 Millionen Euro ein ziemlicher Batzen.

Michael Langner hat nach dem Abitur eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten im Pyrbaumer Rathaus absolviert. Im Anschluss hat er sich regelmäßig und zielgerichtet fortgebildet. Dabei hat er in Nürnberg und Eichstätt berufsbegleitend studiert. Schon als sehr junger Mann war Langner an leitender Stelle in einer Gemeinde beschäftigt. Instrumente und Strukturen, Möglichkeiten und Grenzen der Kommunalpolitik sind ihm also vertraut. Mit 38 Jahren ist er auch als Bürgermeister einer der jüngeren im Kreis der Gemeindeoberhäupter des Landkreises Neumarkt. Durch seine berufliche Laufbahn ist er bereits bestens vernetzt.

Langner steht nun also an der Spitze einer Behörde des Freistaats Bayern, die ihre Entscheidungen als Gebietskörperschaft mit dem Recht der Selbstverwaltung aufgrund oder im Rahmen der Gesetze trifft. Das gibt ihr gewisse Freiheiten, die Langner als Vorsitzender des Gemeinderats nützen will. Dabei strebt er eine klare Richtung an. "Es gibt Optionen für Baugebiete, aber wir wollen nicht um jeden Preis wachsen", sagt er und will vor allem den Grundsatz "Innenentwicklung vor Außenentwicklung" beherzigen. Pyrbaum soll also bleiben, was es ist: eine ländliche Gemeinde, in der man gut und gerne wohnt.

Langner könnte sich zwar Verbesserungen bei den Einkaufsmöglichkeiten und dem Öffentlichen Personennahverkehr vorstellen. Doch zwei etwa jeweils fünf bis sechs Kilometer entfernte S-Bahnhöfe und große Supermärkte in Postbauer-Heng lassen den Einstieg der örtlichen Politik in diese Erweiterung der Infrastruktur als nicht außerordentlich dringlich erscheinen. "Was Versorgung und Mobilität betrifft, sind die Pyrbaumer nach Postbauer-Heng ausgerichtet", weiß Langner, der, wie jeder bayerische Bürgermeister bei der Entwicklung der Gemeinde und der Ansiedlung von Einrichtungen der Daseinsvorsorge an Vorgaben aus München gebunden ist.

Pyrbaum ist im Landesentwicklungsprogramm der Staatsregierung als "Grundzentrum" eingestuft. Grundzentren "sollen ein umfassendes Angebot an zentralörtlichen Einrichtungen der Grundversorgung für die Einwohner ihres Nahbereichs vorhalten", hat die Staatsregierung festgelegt. In diesem Rahmen dürfen sich in der waldreichsten Gemeinde Bayerns, die wie eine Nase der Oberpfalz in den Landkreis Roth hineinragt, der Flächennutzungsplan und die Bebauungspläne bewegen. Immer wenn Pyrbaum also in diese Richtung aktiv wird, dann wird gewissermaßen die berufliche Vergangenheit des Rathaus-Rückkehrers berührt. Schließlich müssen Allersberg und Roth als unmittelbare Nachbarn zu diesen Bauleitplänen immer Stellung nehmen. Selbst wenn sich für ihn der Kreis geschlossen hat: So ganz trennen kann sich Michael Langner also auch als oberpfälzer Gemeindeoberhaupt nicht von der Region Roth.

HK

Robert Schmitt