Ingolstadt
Vom Anfängerkurs bis ins deutsche Finale

Ausnahmesportler des ESV: Monika Schiller tanzte sechs Jahre lang im Profibereich - und blieb ihrem Verein bis heute treu

26.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:47 Uhr
Bei den German Open 1995 wurden Monika Schiller und Thomas Blomeier Vierte. −Foto: privat

Ingolstadt (DK) Leichtathletik hat Monika Schiller beim ESV Ingolstadt nicht betrieben und dennoch regelmäßig 400-Meter-Läufe absolviert.

Nun ja, zumindest im übertragenen Sinne, denn der Vergleich eignet sich offenbar ganz gut, um Nicht-Tänzern oder passiven Tanz-Fans - etwa Zuschauern der RTL-Erfolgsserie "Let's Dance" - zu verdeutlichen, was bei Wettbewerben sportlich so alles geleistet wird. "Man sagt, man kann eine Tanz-Performance mit einem 400-Meter-Lauf vergleichen", erklärt Schiller. Und bei Turnieren könne es vorkommen, dass man diese Distanz 25-mal an einem Tag absolvieren muss. "Mit 18 Zentimeter hohen Absätzen und in entsprechender Garderobe", betont die Ingolstädterin mit einem Lachen.

1983 begann Schillers Karriere, als aus ihrem Lebenspartner Thomas Blomeier plötzlich auch ihr Tanzpartner wurde. "Eher ungewöhnlich" sei das, sagt die 54-Jährige heute. Der normale Weg sei es, über den gemeinsamen Sport als Tanzpaar zusammenzufinden. Schiller aber startete quasi mit den Anfängern, machte einen Kurs in der Tanzschule Fischer in Ingolstadt, tanzte kurz darauf in der zweithöchsten deutschen Klasse und stieg schon bald in die S-Klasse, die höchste deutsche Amateurliga auf. Für Schiller (damals Blomeier) und ihren Partner war das aber noch nicht genug: Sie suchten sich als Achte (von 160) der deutschen Rangliste eine neue Herausforderung, tanzten von nun an sechs Jahre lang im Profibereich. Ihre Disziplin: lateinamerikanische Tänze. Auch dort erreichte das Paar das deutsche Finale, wurde unter anderem im Kür-Wettbewerb der German Open in Mannheim (ein international besetztes Turnier) Vierter.

Die Karriere der Ingolstädterin war immer eng verknüpft mit der TSA Schwarz-Gold Ingolstadt, also der Tanzsportabteilung beim ESV, welcher die 54-Jährige seit ihren eigenen Anfängen angehört. Schiller erinnert sich gerne daran zurück, dass vor allem die langjährige Präsidentin Gerda Gassen versucht hatte, die Tanzabteilungen von Blau-Gold Etting und des ESV zusammenzuführen. "Das war letztlich auch erfolgreich", sagt Schiller, für die der Verein stets eine große Bedeutung hatte. "Dadurch, dass wir in meiner Anfangszeit mehrere Spitzenpaare beim ESV hatten, war organisatorisch alles viel einfacher", erinnert sie sich. Gemeinsam mit dem Ehepaar Backhausen und der Paarung Jürgen Heigl/Jutta Haggenmiller konnte unter dem Dach des Traditionsvereins auf hohem Niveau trainiert werden. Internationale Trainer, aus England oder Norwegen, kamen nach Ingolstadt. Im Laufe der Jahre waren noch weitere Top-Athleten bei der TSA aktiv: zum Beispiel der heute aus "Let's Dance" bekannte Christian Polanc, dessen Anfänge im Teenager-Alter Schiller begleitete.

Seit dem Ende ihrer aktiven Profikarriere im Jahr 1999 ist die Ingolstädterin nämlich unter anderem als Trainerin tätig. Zwar nicht mehr hauptverantwortlich beim ESV, nach wie vor gibt sie aber Einzeltraining. Und: Schiller ist im Namen des Ingolstädter Traditionsvereins als Wertungsrichterin unterwegs. "Wenn man einmal Blut geleckt hat, lässt einen das nicht mehr los", sagt sie. Der Tanzsport ist Schillers Leidenschaft, die Rhumba und der Paso Doble sind ihre Lieblingstänze, was schon ein bisschen eleganter klingt und mit Sicherheit eleganter aussieht, als "nur" einen 400-Meter-Lauf zu absolvieren.

Matthias Vogt