Ingolstadt
Vom alten Ofenrohr zum klingenden Wunderwerk

11.07.2010 | Stand 03.12.2020, 3:52 Uhr

Heitere und lehrreiche Zeitreise: Das Pindakaas-Ensemble und Martin Heim erzählten im Museum mobile die Geschichte von Adolphe Sax, dem Erfinder des Saxofons. - Foto: Audi

Ingolstadt (DK) Das leuchtet ein: Adolphe Sax hätte seine Erfindung auch "geschwungener Elefantenrüssel" nennen können. Denn genau so sieht das Stück Blech aus, aus dem der Daniel Düsentrieb des 19. Jahrhunderts in der belgischen Provinz sein klingendes Wunderwerk entwickelt hat. Vom Ofenrohr zum Saxofon: So geht zumindest bei der Aufführung von Martin Heim und dem Pindakaas-Ensemble im Museum mobile die Geschichte.

Anja Heix, Marcin Langer, Guido Grospietsch und Matthias Schröder sowie der musizierende Schauspieler Heim boten mit ihrer Produktion "Die Abenteuer des Monsieur Sax" bei den Sommerkonzerten Programm für kleine Zuschauer: eine äußerst vergnügliche Spurensuche, eine Liebeserklärung an das vielseitige Instrument und dessen Erfinder, eine Erzählung mit Zwischentönen und ein wenig Lebensweisheit – ohne pädagogischen Zeigefinger.

Mit dem Minimum an Requisiten und dem Maximum an musikalischen und mimischen Ausdrucksmöglichkeiten ging es auf die Zeitreise. Von der Instrumentenwerkstatt im belgischen Dinant – "ein Ort mit wenigen Häusern, sechs Kühen, ein paar Hühnern und einem halben Hähnchen" – nach Paris. Dort erlebte Monsieur Sax nach Tüfteln und Grübeln, auf der Suche nach dem richtigen Klang, seinen Triumph. Aber auch seine Neider und Konkurrenten.

Geschickt sind in dem Stück, das 2008 beim Deutschen Kinderhörspielpreis lobend erwähnt wurde, Vergangenheit und Gegenwart verknüpft, sind Sprache und Bilder den Erfahrungswelten der kleinen Zuschauer angenähert: das Grammofon wird zum Großvater des Schallplattenspielers und dieser zum Großvater der CD. Das Sopransaxofon klingt wie die nervige Schwester, das Tenorsax wie der energische Vater. In der Gesamtschau sind die Instrumente wie eine Familie. Jedes Mitglied mit eigenem Charakter.

Martin Heim – Erzähler und tragisch-komische Hauptperson, Kommentator und Spaßmacher ohne Klamaukallüren – traf bei der Aufführung ebenso den richtigen Ton wie das gut gelaunte Saxofon-Quartett, das seit 20 Jahren für außergewöhnliche und höchst erfolgreiche Produktionen steht. Und das nun auch schauspielerische Qualitäten bewies. Aber vor allem beschwingt und mitreißend war: mal laut und schräg, mal leise und melancholisch. Gleich ob auf der Oboe, der Flöte oder der Klarinette – oder eben auf den Saxofonen. Lautmalerisch – mit Eigenkompositionen und Bearbeitungen von "Bruder Jakob" über Johann Strauß’ "Kaiserwalzer" bis zu "The Pink Panther" von Henry Mancini –, boten die vier Saxofonisten den Klangteppich für diese fantasievolle Musikgeschichte(n).