Neuburg
Vom Aktenberg zum Patientenarmband

Gesundheit: Die Digitalisierung hält auch in den Kliniken St. Elisabeth Einzug

21.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:31 Uhr

Ein Armband mit Strichcode soll in Zukunft alle Patienten ausweisen: EDV-Leiter Heinz Kirschner (links) und der stellvertretende Pflegedirektor Oliver Hübler erklären die Neuerung.

Neuburg (DK) Keine Daten sind so sensibel wie Patientenakten. Der schnelle Zugriff auf die medizinischen Informationen hilft Ärzten, Leben zu retten. Die Digitalisierung birgt hierbei große Chancen, aber auch Risiken und Nebenwirkungen - ein Blick in die Kliniken St. Elisabeth in Neuburg.

Eine junge Stationsassistentin, die im Vollsprint durch Krankenhausgänge spurtet, um eine Patientenakte aus dem Archiv in den Operationssaal zu bringen - das soll der Vergangenheit angehören. In Zukunft soll der Arzt in der Notaufnahme am Computer mit wenigen Klicks über Vorerkrankungen und Medikamentierung des Patienten informiert werden, weil die Akten digital vorliegen - das papierfreie Krankenhaus ist das Ziel an den Kliniken St. Elisabeth.

"Bestimmte Entscheidungsprozesse können schneller getroffen werden", erklärt der stellvertretende Pflegedirektor Oliver Hübler die Neuerungen. "Der behandelnde Arzt bekommt sofort die Informationen, die er braucht. Aber auch nur die, die er braucht", sagt EDV-Leiter Heinz Kirschner und nennt ein Beispiel: Bei einem Beinbruch muss der Mediziner nicht wissen, ob der Patient schwer depressiv ist. "Ziel ist es, jedem Patienten ein Armband mit Name und einem Barcode, der die Fallnummer enthält, zu geben", erklärt Kirschner. Der Arzt scannt den Barcode, kann die Krankenakte samt Fieberkurve und Medikamenteneinnahme lesen und erfasst auch seine ärztliche Dokumentation digital. "All das hilft, Zeit einzusparen, die Daten werden jederzeit, an jedem Ort im Krankenhaus greifbar." Auf dem Weg zu diesem Ziel sind die Kliniken St. Elisabeth in den vergangenen Jahren bereits einige Schritte vorangekommen. Kinder und Neugeborene bekommen schon heute Patientenarmbänder. Und auch bei den Erwachsenen werden umfangreiche Daten digital gespeichert, etwa die Pflegedokumentation. "Das hat auch eine Erlössteigerung zur Folge, denn die komplizierten Abrechnungsschlüssel sind digital besser greifbar", erklärt Hübler. Der bürokratische Aufwand werde verringert.

Das wird im Keller der Kliniken deutlich. Hier lagern in großen Drehregalen unzählige Akten. 30 Jahre lang müssen Patientendaten aufbewahrt werden - eine logistische Herausforderung bei rund 14 000 stationären und insgesamt etwa 44 000 Fällen im Jahr. Heutzutage werden alle Dokumente gescannt und digital gespeichert.

Bei so sensiblen Daten ist ihr Schutz enorm wichtig. Kirschner nennt einige Sicherheitsvorkehrungen. So sind die Server nicht ans Internet angebunden und der Virenschutz ist im Krankenhaus in doppelter Hinsicht wichtig. Die Server sind an den Notstrom angeschlossen und stehen in zwei unterschiedlichen Brandabschnitten. Jeder Mitarbeiter hat seinen eigenen Log-in-Account mit Passwort und unterschiedlichen Rechten, das System erfasst demnach auch, wer welche Handlungen ausführt. "Als ich 1997 angefangen habe, gab es einen Log-in für alle, seither hat sich viel geändert", sagt Kirschner.

"Die Digitalisierung ist unumkehrbar", meint Hübler und lobt das Personal, für das die Umstellung eine Herausforderung ist. Krankenhäuser, die nicht Schritt halten, würden abgehängt: "Ich würde sagen, wir befinden uns dabei im guten Mittelfeld", sagt Kirschner. Spitzenreiter bei der Digitalisierung seien die finanziell stark ausgestatteten Unikliniken.

Werden dadurch Berufsbilder verschwinden? "Das glaube ich nicht, aber manche Berufsbilder werden sich verändern", antwortet Hübler.