Geisenfeld
Vom Ackerbau zum Bootshafen

Kiesunternehmer Martin Braun im GZ-Interview über die Zukunft des Abbaus im Feilenmoos

13.02.2013 | Stand 03.12.2020, 0:30 Uhr

Mit dem Kiesabbau im Feilenmoos wird seit 60 Jahren viel Geld verdient. Langsam wird das Geschäft jedoch unrentabel, weil den Unternehmern keine langfristigen Abbaugenehmigungen mehr erteilt werden. Dennoch hat sich die Landschaft stark verwandelt - Fotos: Zurek

Geisenfeld (GZ) Die Firma Braun hat vor rund 60 Jahren mit dem Kiesabbau im Feilenmoos begonnen. Ende der 70er Jahre ist der erste große, nach dem Unternehmen benannte Weiher entstanden. Martin Braun ist in dritter Generation für den Betrieb verantwortlich und stellt sich unseren Fragen.

Herr Braun, was macht aus Ihrer Sicht den Abbau im Feilenmoos interessant?

Martin Braun: Die Qualität des Kieses aus dem Feilenmoos ist eine der besten in ganz Bayern – unter anderem, weil das Material alkalifrei ist. Das ist wichtig für die Betonindustrie. Zudem liegt die Kiesschicht direkt unter dem Humus und man muss nicht – wie in anderen Regionen – bis zu sechs Meter Erde abschieben. Das ist ein ökologischer Pluspunkt. Darüber hinaus liegen die meisten Vorkommen in ausreichender Entfernung von Wohnorten und sind gut an die Verkehrsinfrastruktur angebunden.

Wie groß ist aktuell die Fläche, für die Ihr Unternehmen derzeit noch gültige Abbaugenehmigungen hat?

Braun: Aktuell prüft das Landratsamt, ob wir im Zuge der Abrundung gemäß der im Schallergutachten getroffenen Vereinbarungen noch etwa sieben Hektar abbauen dürfen. Der vorzeitige Maßnahmenbeginn wurde bereits erteilt. Langfristig ist hingegen offen, wie es weiter gehen wird.

Ist die Ausweisung weiterer Areale überhaupt gewünscht oder sind die Ressourcen erschöpft?

Braun: Ressourcen wären zur Genüge vorhanden. Aber die Genehmigungspraxis, die in Zeiträumen von zehn Jahren und mit geringen Flächen rechnet, gibt uns keine Planungs- und Investitionssicherheit. Meinem Sohn habe ich auch daher davon abgeraten, ins Kiesgeschäft einzusteigen. Zudem sind die Auflagen, etwa in puncto Renaturierung, so extrem hoch, dass Aufwand und Ertrag bald in keinem sinnvollen Verhältnis mehr stehen.

Was würde im Falle einer Stilllegung der Ausbeutung geschehen? Wäre die Natur davon arg betroffen?

Braun: Es würde nicht viel geschehen. Die vorhandenen Seen bleiben bestehen und werden, wenn man der Natur ihren Lauf lässt, eutrophieren – also verlanden.

Wird der Kiesabbau in andere Regionen verlagert – und wenn ja, wohin?

Braun: Die Tendenz geht in Richtung Trockenabbau, zum Beispiel in der Region Eichstätt. Dort werden Genehmigungen auf 30 Jahre erteilt, was für Unternehmer interessant ist. Die unliebsame Folge: Der Anfahrtsweg zu den verarbeitenden Betrieben im Landkreis Pfaffenhofen ist sehr viel länger. Der Kies wird dadurch teurer und die Verkehrsbelastung steigt. Hinzu kommt, dass jene Verbraucher, die direkt beim Unternehmer kaufen möchten, ebenfalls bis zu 30 Kilometer fahren müssen. Ökologisch ist das keine sinnvolle Bilanz.

Haben Sie eine Vision für das Feilenmoos nach dem Ende der Auskiesung?

Braun: Zunächst sollte man sehen, dass der Kiesabbau zu einer Aufwertung des Feilenmooses geführt hat. Es ist ein wertvolles Öko- und Naherholungssystem entstanden, der Artenreichtum – etwa an Libellen – ist gewachsen. Noch in den 70er Jahren gab es hier nur Ackerbau, mit den umweltbelastenden Faktoren Nitrat- und Phosphoreintrag. Schon mein Großvater hatte im Jahr 1966 die Vision, auf unserem Firmengelände eine Hotelanlage mit Bootshafen und Clubhaus sowie einem Aussichtsturm zur Vogelbeobachtung zu bauen. Die Pläne sind fertig in der Schublade. Sie wären auch heute noch eine Bereicherung.

Das Interview führte

Maggie Zurek