Ingolstadt
Vollgas nur mit Sicherheit

Was haben moderne Streifenwagen an Bord? – Ingolstädter Verkehrspolizeiinspektion zeigt ihr "bestes Pferd im Stall"

09.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:26 Uhr

Alles an Bord: Fein säuberlich sind die Ausrüstungsgegenstände im Kofferraum des Polizei-BMW verstaut. Polizeiobermeisterin Christin Wilke und ihre Kollegen von der Ingolstädter Verkehrspolizeiinspektion sind unter anderem mit dem X 3 auf den Autobahnen in der Region unterwegs - Fotos: Hauser

Ingolstadt (reh) Ein einziger ist noch da. Knappe zehn Jahre alt und im Besitz der Verkehrspolizeiinspektion Ingolstadt (VPI). Was für Streifenwagen erwähnenswert ist, weil fast alle Fahrzeuge nur noch geleast werden. Zwei Jahre, 100 000 Kilometer, dann gehen sie zurück zum Hersteller. Und das ist in Bayern inzwischen fast ausnahmslos BMW, wie sich nicht nur beim Blick in den „uniformierten“ Fuhrpark an der Gutenbergstraße zeigt. Alles Münchner Modelle, bis auf jenen Audi A6 eben, ein Relikt aus den Zeiten, als die Ingolstädter noch im Markt der Spezialfahrzeuge mitwirkten.

„Allrad“, erklärt Inspektionsleiter Alois Batz mit einem Wort, warum der A 6 besonders in den Wintermonaten zu der kleinen Gruppe mit „Dauerläufern“ gehört, wie die drei Einsatzwagen genannt werden, die ständig auf Streife sind. „Die werden im Grunde nicht kalt“, sagt Batz. Sobald die eine Schicht beendet ist, setzen sich die Kollegen in die warmen Sitze und steuern ins Einsatzgebiet Autobahn, den Hauptarbeitsplatz der VPI. Sie betreut auf der A 9 den Abschnitt von der Ausfahrt Altmühltal bis Pfaffenhofen und auf der A 92 vom Kreuz Holledau bis Mainburg.

Für die Polizei ist der Wagen ein extrem wichtiges Dienstmittel. „Die Kollegen verbringen die halbe Schicht im Auto“, berichtet Batz. „Da ist es natürlich wichtig, dass das Mobiliar entsprechend ist.“ Der Sicherheitsaspekt steht aber letztlich über allem. „Die Verkehrspolizei ist eine wunderbare Dienststelle“, sagt Markus Billner, der Leiter der zentralen Verkehrsaufgaben, lächelnd. „Allerdings hat man die Gefahr Autobahn.“ Auf den Verkehr achten und seine Arbeit zu machen – das sei fordernd. „Wenn du dich mal durch 50 Kilometer Stau zu einem Unfall durchgezwängt hast, hast du bestimmt ein durchgeschwitztes Hemd“, berichtet Billner. Kürzlich musste er nachts bei strömendem Regen nach einer Geisterfahrermeldung mit Blaulicht in Richtung Kindinger Berg eilen, „Spaß macht das definitiv nicht“, so der Hauptkommissar. Entsprechend froh sind die Polizisten, wenn sie ein gut ausgestattetes und sicheres Auto haben. „Als ich angefangen habe, kam gerade der Airbag auf“, berichtet Billner.

Eine Sonderbehandlung bekommt die Polizei nicht. Zwar bieten die BMW X3, die seit rund drei Jahren von der Polizei vermehrt gefahren werden, viel Knautschzone, aber dennoch nur serienmäßige Sicherheit und Ausstattung. „Da ist nicht viel gemacht – auch nicht am Motor“, berichtet Billner, als er dem DK einen Einblick in den Fuhrpark gibt. Der normale Drei-Liter-Diesel mit 258,3 PS trägt die VPI über die Autobahn. Im Inneren sind nur ein paar Fächer angeschraubt, die sich aber schnell entfernen lassen, genauso wie die grüne Folie „Polizei“ außen auf dem silbernen Lack. Denn mit dieser Farbe lassen sich die Autos gut wiederverkaufen, wenn sie von der Polizei zurückgehen. „Geschont werden die aber nicht“, weiß man bei der Verkehrspolizei.

Die meisten Umbauten sind im Kofferraum, wo alle Fahrzeuge eine herausfahrbare Schublade haben, in der alles feinsäuberlich geordnet steht: vier Warnlichter („Nissenlampen“), mehrere Pylonen („Hütchen“), Aufstellwarnschilder, ein großer Feuerlöscher, dicke Schutzwesten, Kreide, Maßband oder auch Sprühdosen. Also alles, was man zum Absperren und Sichern an der Unfallstelle sowie zur schnellen Aufnahme des Unfalls braucht. Nicht zu vergessen der grüne Besen mit Aufschrift „Polizei“. Billner erklärt: „Ja sonst packt den noch die Feuerwehr ein...“

Hightech ist neben dem Innenraum (Stichwort Digitalfunk) auf dem Dach verbaut: das extrem helle Blaulicht, samt lauter Sirene und Meldungslaufband, das von „Arzt gesucht“ bis hin zum bekannten „Bitte folgen“ fast alles anzeigen kann. Mit einem einfachen Druck auf „Reset“ auf der Fernbedienung im Innenraum lässt sich alles auf dem Dach löschen. „Früher musste man alles einzeln zurückschalten“, sagt Billner. Da ging schon mal was schief. So soll quasi jede Streife schon mal mit einer Schlange an Autos hinter sich zur Dienststelle zurückgekommen sein. Auf dem Dach hieß es noch: „Bitte folgen“.