Volle Kontrolle über den Luftraum

28.09.2006 | Stand 03.12.2020, 7:29 Uhr

Manching (DK) Ihre Arbeit spielt sich im abgedunkelten Radarraum oder in der lichten Kuppel des Towers in gut 60 Metern Höhe ab: Ohne die Männer der WTD-Flugaufsicht geht bzw. fliegt im Luftraum über der Region nichts.

Es herrscht ruhige Arbeits-atmosphäre. In einem nur vom Licht der Bildschirme und Funktionslämpchen erhellten Raum im Erdgeschoss des Manchinger Kontrollturms sitzen vier Offiziere an ihren K onsolen. Oberleutnant Michael Fröhlich hat den runden Radarschirm fixiert, auf dem der Luftraum zwischen Donauwörth im Westen und Regensburg im Osten, Nürnberg im Norden und dem Manchinger Flugplatz im Süden als Gitternetz mit allerlei Flugkorridoren und Sonderzonen abgebildet ist.

Etwa 50 mal 80 Kilometer misst diese Kontrollzone, in der der Manchinger Radarstrahl den Luftverkehr abbildet. Die WTD-Offiziere sind allerdings nur für jene Maschinen zuständig, die unter einer Höhe von 7000 Fuß ( gut zwei Kilometer) unterwegs sind. Nur in Sonderzonen, in denen nach Bedarf ausschließlich militärischer Luftverkehr zugelassen wird, reicht ihre Aufsicht bis in die obersten Luftschichten. Diese Sperrzonen werden vom Manchinger Kontrollraum aus in Absprache mit der zivilen Flugkontrolle aktiviert.

Ein Traumjob

Michael Fröhlich macht hier seit 13 Jahren seinen "Traumjob", wie er sagt. Wobei er die Bezeichnung "Job" wie alle seine Kollegen natürlich nicht in der Bedeutung "Gelegenheitsarbeit" verstanden wissen will. Ganz und gar nicht. "Wer hier arbeitet, muss immer hellwach sein, stets alle Antennen ausgefahren haben", verdeutlicht Hauptmann Heinrich Hofweber, der an diesem Tag Wachleiter auf dem Tower ist und in der Aussichtskanzel mit zwei Kameraden insbesondere für die Start- und Landeabläufe auf dem WTD-Flugplatz zuständig ist. "Scheuklappen", sagt Hofweber, "darf man hier nicht haben."

Denn schnell ist neben der Konzentration auf die eigentlichen Flugbewegungen auf und über dem Platz auch mal das Randgeschehen auf den Vorfeldern und Rollbahnen im Auge zu behalten. Mehrere Feldstecher sind deshalb in der Kanzel immer griffbereit. Leutnant Fröhlich erzählt schmunzelnd die Geschichte vom zivilen Kurierfahrer, der sich mal auf dem Pflugplatz verfahren hatte und plötzlich mit seinem Kleintransporter auf der nördlichen Start- und Landebahn unterwegs war: "Den mussten wir natürlich schnell einfangen lassen."

Nicht jeder kann Fluglotse werden. "Für die Radararbeit brauchen Sie ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen", erklärt Oberstleutnant Gerhard Werner, Leiter der Manchinger Flugaufsicht, eine der Grund-anforderungen. Die Bundeswehr besetzt das Kontrollpersonal auf ihren Flugplätzen inzwischen ausschließlich mit eigenen Leuten und durchweg mit Offizieren. Die Männer (Frauen gibt’s bislang in dieser Sparte noch keine) haben alle ihre Lehrgänge als Flugverkehrskontrolloffiziere auf einer Luftwaffenschule in Kaufbeuren absolviert. Das Ausbildungszentrum ist "das Modernste, was es derzeit in Europa gibt", weiß Hauptmann Josef Meiler, stellvertretender Chef der WTD-Kontrollstelle und seit bald 25 Jahren mit den Abläufen im Manchinger Tower vertraut.

Kein Tag wie der andere

Dass in und auf diesem Kontrollturm kein Tag wie der andere ist, macht den Reiz der Arbeit aus. Während zivile Fluglotsen an den großen Verkehrsflughäfen zwar meistens ein größeres Pensum an überwiegend "fahrplanmäßigen" Flugbewegungen abzuarbeiten haben, ist es bei der WTD das breite Spektrum der militärischen Einzelflüge, das besonders herausfordert. Wenn Eurofighter oder Tornados zu überwachen sind, stehen halt ganz andere Kapriolen an als bei der streng an Korridore gebundenen Verkehrsluftfahrt.

Der Personalabbau bei der Bundeswehr hat es mit sich gebracht, dass sich inzwischen nur noch 16 Offiziere die Arbeit im WTD-Kontrollturm aufteilen müssen. Das ist im Schichtdienst mit werktags zwei Gruppen und gelegentlichen Wochenenddiensten (militärische Sonderflüge halten sich nicht immer an die üblichen Platzöffnungszeiten) nach Aussage der Beteiligten allerdings mittlerweile auch die aus Sicherheitsgründen noch vertretbare Untergrenze.

Vier Mann im Radarraum und drei auf dem Tower sind "Standard und Minimum zugleich", erklärt Wachleiter Hofweber. Dass sich Urlaubs- oder Krankheitszeiten hier schnell in Mehrarbeit für die übrige Mannschaft auswirken, liegt auf der Hand. Ohne den Teamgeist, den hier jeder erkennen lässt, ginge das kaum. Die Fachleute der WTD-Flugaufsicht sprechen unverblümt von diesen Personalengpässen und hoffen, dass ihre vorgesetzten Stellen um die kritische Untergrenze wissen. Zustände von Arbeitsüberlastung, wie sie vereinzelt in der zivilen Luftraumkontrolle durch dramatische Zwischenfälle ans Tageslicht gekommen sind, wünscht sich für den militärischen Sektor niemand.