Volkslieder am Kap der Guten Hoff nung

03.07.2006 | Stand 03.12.2020, 7:45 Uhr

Neuburg (DK) Reinhardt Reißner hat es geschafft: Der Bayern-Botschafter in Sachen Blasmusik hat alle Kontinente besucht und seine musikalische Visitenkarte abgegeben. Nun ist er mit seinen Musikanten auf Tour in Südafrika gewesen. I n Begleitung einer Reisegruppe waren die Musikbegeisterten im 10 000 Kilometer entfernten Südafrika, um mit ihrer Musik Brücken zu schlagen und freundschaftliche Verbindungen herzustellen, so Reinhardt Reißner.

Bereits kurz nach ihrer Ankunft auf dem Flughafen in Kapstadt, Cape Town, wurden die Reiseteilnehmer durch eine Stadtrundfahrt mit der Millionenstadt vertraut gemacht. Ein Spaziergang durch Company´s Garden und ein Besuch des South African Museums gab es als Einstieg und Einblicke in die interessante Vegetation, in die Sitten und Bräuche der südlichsten Region des Kontinents.

Die außerordentlich günstige Wetterlage ermöglichte auch die Fahrt mit einer Gondel hinauf auf das Kennzeichen der Stadt, auf den Tafelberg, mit 1086 Meter die höchste Erhebung in der Kapregion. Dass die Musikanten dort ein Standkonzert gaben, verstand sich von selbst. Von den schwarzen Wächtern des hoch gelegenen Naturreservats konnte man jedenfalls hören, dass es das erste Mal war, dass sich eine deutsche Musikgruppe mit ihren Blasinstrumenten auf dem Tafelberg hören ließ.

Die Fahrt zum Kap der Guten Hoffnung brachte einerseits einen Einblick in die Vielfalt von Flora und Fauna, zeigte aber auch die bizarre Gestalt des begehrten Zieles am südlichsten Teil des Kontinents.

Tags darauf trennten sich die Wege der Musikanten von ihren Begleitern, die für einige Tage auf "Gardentour" gingen. Hier erlebten sie die einzigartige Hügellandschaft mit der Vielfalt an Pflanzen und Tieren, die Südafrika bietet. Mit offenen Geländewägen ging es dabei vorbei an Elefanten, Zebras, Giraffen und Löwen. Besucht wurde auch das Bartholomäus Diaz Museum, mit einer Besichtigung der originalgetreu nach gebauten Karavelle, mit welcher der Seefahrer das Kap umsegelte. Mit dem "Choo Tjae Train" ging es entlang eines zauberhaften Küstenpanoramas nach Knysna und anschließend mit einem Schaufeldampfer zu einem weiteren Naturreservat wie auch nach Hermanus, einer Bucht, in der noch heute über 100 Wal e ihre Jungen aufziehen.

Die Fahrt mit der Eisenbahn entlang der Küste nach Simon’s Town, dem südlich von Kapstadt gelegenen Stützpunkt der südafrikanischen Marine brachte die Naturschönheit des Kaps und seiner vor gelagerten Gebiete ins Blickfeld. Tags darauf lernten die Neuburger Musikanten dieses einzigartige, im viktorianischen Stil erbaute und Denkmal geschützte Städtchen kennen. Auch besuchten sie eine mehr als 300-köpfige Pinguinkolonie, die sich erst vor einigen Jahren hier angesiedelt hat.

Am Abend lud die Künstlergruppe Simon´s Town Art Group zur Vernissage mit dem Titel "Art and Music" ein. Mehr als 200 Besucher wohnten der Kunstausstellung und dem Konzert der Neuburger bei. Viel wurde dabei gelacht und geklatscht. Die Musikanten konnten hier einen guten Eindruck über den Umgang der Menschen am Kap bekommen, die sich hier aus verschiedenen Nationen, mit den unterschiedlichsten Religionen und Kulturen angesiedelt haben und auch täglich begegnen.

In Kapstadt angekommen, wurden die Musiker bereits am Bahnhof vom Schulbus der Deutschen Internationalen Schule in Empfang genommen. Die Musiklehrerin der Schule, Erika Naumann, deren Mann in Kapstadt die deutsche Buchhandlung betreibt und verwandtschaftliche Beziehungen nach Neuburg pflegt, betreute die Musikanten dabei aufs Herzlichste. Schulleiter Christian Wendt begrüßte die Neuburger im Konzertsaal der Schule und wünschte den Schülern der fünften und sechsten Klassen viel Freude mit der Musik aus Bayern.

Reinhardt Reißner, selbst Musikpädagoge, war nun in seinem Element. Es dauerte nicht lange und alle Kinder klatschten rhythmisch zu den Melodien aus Deutschland. Dass beim Vortrag einiger alter deutscher Volkslieder die Kinder aus voller Kehle mitsangen, beeindruckte sehr. "Kein schöner Land in dieser Zeit", "Wahre Freundschaft soll nicht wanken", "Am Brunnen vor dem Tore" waren nur einige der zahlreichen Lieder, die gemeinsam gesungen wurden, standen sie doch erst kurz vor dem Besuch der Neuburger auf Frau Naumann´s Unterrichtsprogramm und wurden von ihr im Musikunterricht einstudiert.

Mit zünftigen Märschen und bayerischer Blasmusik klang der Abend in "heimatlichen Gefilden" aus. Für die Neuburger Musikanten eine interessante Tatsache, dass sie mit diesem Auftritt bereits in jenen beiden Städten mit Musik in Erscheinung getreten sind, wo die Münchener Brauerei Paulaner das Weißbier vor Ort braut, nämlich in Sydney in Australien und hier im südafrikanischen Kapstadt.

In Paarl, dem Mittelpunkt des bekannten südafrikanischen Obst- und Weinanbaugebietes, war das bekannte Weingut Seidelberg, das sich seit einigen Jahren im Besitz der deutschstämmigen Familie Seidel befindet, ein weiteres Ziel. D er Besitzer dieses Weingutes, begrüßte die Neuburger Delegation persönlich, lud zur Besichtigung seiner Weinkeller und zur anschließenden Weinprobe ein und spendierte den Musikanten für ihr musikalisches Ständchen eine große Kiste besten Rotweins seines Hauses.

Tags darauf ging es zurück nach Frankfurt. Die lange Strecke war aber den Musikanten um ihren Orchesterchef nicht zu viel, denn schon stellte sich die Frage nach den nächsten Reisezielen. Dabei wurde der Entschluss gefasst, in einigen Jahren die selbe Richtung einzuschlagen, um dann das von den Deutschen vor mehr als 100 Jahren mit geprägte Deutsch-Südwest-Afrika, den heutigen Staat Namibia, mit seinen riesigen Naturreservaten auch einmal zu besuchen.