Beilngries
Vögel füttern und das Land erkunden

Die 19-jährige Melanie Bayer aus Beilngries lebt derzeit in Costa Rica, um Papageien zu retten

06.09.2012 | Stand 03.12.2020, 1:06 Uhr

Der bunte Vogel hat es ihr angetan: Die 19-jährige Melanie Bayer aus Beilngries kümmert sich um vom Aussterben bedrohte Papageienarten. Ihrem Lächeln nach gefällt es ihr in Costa Rica - Foto: Privat

Beilngries/Costa Rica (DK) Ihr freiwilliges ökologisches Jahr verbringt die 19-jährige Melanie Bayer aus Beilngries in Costa Rica. Ihre ersten Erlebnisse mit ihrer neuen Arbeit und mit der anderen Kultur in Südamerika schildert sie den Lesern des DONAUKURIER in E-Mails.

Hier Auszüge aus ihren Erlebnisberichten: „Hola a todos, Hallo an alle! Ich bin seit zwei Wochen in Costa Rica und mir gefällt es jeden Tag besser. Die Sonne geht schon um 18 Uhr unter. Daran muss ich mich noch gewöhnen. Um 21 Uhr bin ich dann so müde, dass ich ins Bett fallen könnte.

Nachmittags ist es meist dämmrig, weil schwere Regenwolken über die Stadt ziehen. Es ist Winter, also Regenzeit in Costa Rica. Manchmal nervt der Regen schon, aber er ist schließlich für die reiche Flora und Fauna verantwortlich. Überall wuchern tropische Pflanzen, auch vor dem Haus meiner Gastmutter Elizabeth, in der Stadt Alajuela.

Das acht Hektar große Projektgelände, auf dem Papageien gezüchtet werden, ist nicht weit von meinem neuen Zuhause entfernt. Auf die hellroten Aras und die großen Soldatenaras, zwei Papageienarten, wird das Hauptaugenmerk gelegt. Trotzdem gibt es auf den Palmen auch Kolibris, bunte Eidechsen und Schmetterlinge.

Mein Arbeitstag beginnt um sieben Uhr morgens. Dann zerkleinern wir Freiwilligen in einer kleinen Wellblechhütte, die im hauseigenen Garten gesammelten Früchte für die Papageien. Ich probiere viele Früchte und bin erstaunt, wie sie aussehen. In Deutschland findet man sie nur gewaschen, poliert und in Plastiktüten abgepackt im Supermarktregal.

Zum Frühstück wird den Vögeln das Nationalgericht, Reis mit schwarzen Bohnen, serviert. Bei der Zubereitung helfen uns Amable und Esteban, zwei Costa Ricaner. Die kleine Küche ist dann voll von deutschen, spanischen und englischen Wortfetzen. Anschließend werden die Käfige geputzt.

Momentan gestalten wir das Gelände, denn die neuseeländischen Leiter, Chris und Jenny, wollen Führungen anbieten, um Geld für das Projekt zu verdienen. Doch das ist schwierig, wenn Geld für Reparaturen und Verschönerungen fehlt.

Obwohl Costa Rica das reichste Land Mittelamerikas ist, klingeln täglich rund vier Menschen an Elizabeths Tür und bitten um Geld – für mich eine befremdliche Situation. Die Ticos, wie sich Costa Ricaner selbst nennen, gehen offen damit um und geben den Armen Geld. Das Highlight des Tages eines jeden Ticos sind die Telenovelas, die hier abends im Fernsehen laufen. Konfuse Beziehungen, eine fragwürdige Geschichte, schlechte Schauspieler und viele Tränen. In diesen Serien gibt es nichts, worüber nicht geheult wird.

Die großen Städte in der Umgebung, wie San José, habe ich schon besucht. Die Menschenmassen tummeln sich in der Fußgängerzone. Auf den großen Plätzen stehen Marktschreier, die ihre Ware mit lauter Stimme, alle gleichzeitig und durcheinander, anbieten. Aber das verleiht dem Land auch etwas Lebendiges. Es ist laut und stinkt nach Abgasen. Die Verkehrssituation in Costa Rica ist chaotisch. Die Bushaltestellen befinden sich auf der Autobahn und es kommt häufig vor, dass ein Rollstuhlfahrer auf dem rechten Fahrbahnstreifen entlangfährt.

Als blonde Mädchen sind wir hier die Exoten. Die Ticos warten meist schon auf die nächste Gelegenheit, einen frechen Anmachspruch auszuprobieren. Deutschen wird in Costa Rica mit viel Freundlichkeit begegnet. Ein Mann von hier war so begeistert von uns, dass er gleich allen Kunden in einem Krämerladen von uns erzählte. Ganz anders verhalten sie sich gegenüber US-Amerikanern, die sie gerne „Gringos“ nennen. Oft werden wir mit solchen verwechselt. Einmal gingen wir an einem Bettler in Alajuela vorbei, der uns vor die Füße spuckte und mit harten Worten beleidigte.

Nächste Woche werde ich mit meinem Projektpartner Raban nach Manzanillo, an die Südkaribikküste, fahren, um in einer Auswilderungsstation zu arbeiten. Wer noch mehr von dem Projekt erfahren möchte, kann die Internetseite www.thearaproject.org aufrufen.“