Pfaffenhofen - Vor fünf Wochen hatte die Kuratorin der Modernen Galerie in Valjevo Marija Djuric noch Pfaffenhofen besucht und die Kunsthalle am Amberger Weg besichtigt.
Sie war gekommen, um die für die diesjährigen Kulturtage geplante Ausstellung mit Bildern des serbischen Malers Ljuba Popovic vorzubereiten. Mittlerweile ist in Folge der Pandemie vieles ungewiss geworden. Das teilt Bernd Duschner vom verein Freundschaft mit Valjevo mit.
In Serbien sind nach regierungsamtlichen Angaben bis einschließlich 16. April insgesamt 101 Menschen am oder mit dem Corona-Virus gestorben, wobei meist weitere schwere Vorerkrankungen vorlagen.
Wie in Deutschland ist im serbischen Valjevo das öffentliche Leben längst zum Erliegen gekommen. Schulen, Kindergärten, Gaststätten und alle Läden mit Ausnahme von Apotheken und Lebensmittelgeschäften wurden geschlossen. Bereits am 15. März hatte Präsident Aleksandar Vucic den Ausnahmezustand über das ganze Land verhängt. Die Maßnahmen, mit denen seine Regierung versucht, die Ausbreitung des Pandemie zu verhindern, sind allerdings erheblich drastischer: Während der Wochentage herrscht ab 17 Uhr, am Sonntag ab 15 bis 5 Uhr morgens Polizeistunde. Niemand darf in dieser Zeit seine Wohnung verlassen, berichtet Duschner.
Für die älteren Menschen über 65 Jahren seien die Maßnahmen besonders einschneidend. Sie dürften ihre Wohnung generell nicht verlassen und müssten von Dritten versorgt werden. Nur am Sonntagmorgen zwischen 4 und 8 Uhr sei es ihnen selbst gestattet, zum Einkaufen in ein Lebensmittelgeschäft gehen. An diesem Wochenende, an dem in Serbien Ostern gefeiert wird, habe Präsident Vucic über die gesamten Feiertage vom Freitag, 15 Uhr, bis Dienstag, 5 Uhr morgens - also über 84 Stunden - für alle Bürger ohne Sondergenehmigung eine strikte Ausgangssperre verordnet, so Duschner weiter.
Oppositionspolitiker wie Sasa Radulovic kritisieren laut Duschner, dass die Verhängung des Ausnahmezustandes am 15. März ohne Einbeziehung des laut Verfassung dafür zuständigen Parlamentes erfolgte. "Sie befürchten eine Zerstörung der einheimischen Wirtschaft und eine völlige Willkürherrschaft. " Auch wenn die großen Fabriken in Valjevo wie Krusik, Golden Lady and Kühlgerätehersteller Gorenje, den Chinesen übernommen haben, zwischenzeitlich die Arbeit teilweise wieder aufgenommen haben, machen sich die Bürger in Valjevo Sorgen um ihre Zukunft. "Wie überall hoffen die Bürger in Valjevo, dass Pandemie und Wirtschaftskrise schnell vorbeigehen. "
PK
