Ingolstadt
Virtuos im Großen und im Kleinen

Akkordeonorchester Ingolstadt gibt umjubeltes Konzert im Festsaal des Stadttheaters

18.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:57 Uhr

Die große Besetzung des Akkordeonorchesters Ingolstadt machte den Auftakt mit einem Präludium von Alfred Queisser. - Foto: Hammerl

Ingolstadt (DK) Wie vielseitig das Akkordeon sein kann, hat das Akkordeonorchester Ingolstadt am Samstagabend eindrucksvoll im Festsaal des Stadttheaters bewiesen. Der musikalische Bogen spannte sich von der Romantik bis zur Moderne.

Konzertante Musik, Filmmusik, Marsch und Walzer, ein Charakterstück aus der Militärmusik - abwechslungsreicher hätte Inge Schindler das Programm kaum zusammenstellen können. Dass das Ensemble mit stark verkürzter Vorbereitungszeit auskommen musste, wie die Leiterin eingangs erwähnt, hat der Klangqualität nicht geschadet. Auch das leicht verkürzte Programm begeistert das Publikum im zu zwei Dritteln besetzten Festsaal rundum. Die 18 Musiker der großen Besetzung machen den Auftakt mit dem beschaulichen Präludium von Alfred Queisser. Und agieren deutlich lebhafter für das melodiöse Stück im 8Beat-Sound aus der Feder des jungen Komponisten Jürgen Schmieder, "New Friends". Dann übernimmt die kleine Besetzung, deren zehn Musiker sich zunächst mit dem berührend zarten, fast schon melancholischen "Dank ohne Worte" vorstellen und den leisen Tönen das flott-fröhliche, teils an Jahrmarktklänge erinnernde eingängige Militärstück "Der Student geht vorbei" von Julio Ibanez folgen lassen.

Zu den Höhepunkten des Abends gehören zweifellos die beiden Solostücke von Martin Grünbeck, der zwar keine Zeit mehr habe, mit dem Ensemble zu proben, wie Schindler ihn ankündigt, dafür aber auch an seinem Studienort Budapest Akkordeonunterricht nehme und in seiner Altersklasse den nur alle drei Jahre stattfindenden Wettbewerb ungarischer Musikschulen im Akkordeon gewonnen hat. Das anspruchsvolle, quirlige "Rondino alla burla" des deutschen Komponisten Hans Brehme gelingt Grünbeck virtuos; mit der vielschichtigen Spanischen Serenade bringt der junge Mann südländisches Flair in den Festsaal und weckt Urlaubssehnsüchte. Kein Wunder, dass ihm eine Zugabe abverlangt wird, die er nach kurzem Zögern gibt.

Nach der Pause folgt das lebhafte "Rondo scherzoso" von Konrad Wölki, einst für Mandolinenorchester geschrieben und von Inge Schindler und ihren Musikern nuancenreich dargeboten. Dass Jean Sibelius das "Impromptu" eigentlich für Streichorchester angelegt hat, ist rauszuhören, beinahe imitieren die Tasteninstrumente die Streicher. Original für Akkordeon hat Fritz Dobler Marsch, Intermezzo und Rondo seines "Divertimento" geschrieben, wobei besonders das heiter-gefällige Intermezzo hervorsticht. Mit dem letzten Stück "Verset" von Jacob de Haan unternimmt Schindler mit ihrem homogenen Klangkörper einen Ausflug in die Blasmusik und hat sich dazu Trompeter Moritz Gottschall zur Unterstützung geholt.

Das Publikum applaudiert engagiert, teilweise stehend und verdient sich so noch eine Zugabe. "Gabriellas Song" aus dem Film "Wie im Himmel" solle die Zuschauer im Herzen ein Stück Himmel nach Hause tragen lassen, wünscht sich Schindler zum Abschied, ehe sie noch einmal den Taktstock hebt und ebenso versiert und souverän wie den ganzen Abend schon das sentimentale, zarte Lied anstimmen lässt.