Ingolstadt
Virtuelles Imkergespräch

Veranstaltung von MdL Tanja Schorer-Dremel lockt rund 80 Bienenfreunde vor den Bildschirm

03.12.2020 | Stand 23.09.2023, 15:49 Uhr
Sabine Kaczynski
Die Fachleute referierten im Netz: Hier gibt Andreas Schierling vom Tiergesundheitsdienst Bayern informationen zu einer neuen Virusinfektion, die Bienenvölker bedroht. −Foto: Kaczynski

Ingolstadt - Bereits zum 5. Mal lud die Eichstätter Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dremel (CSU) zum jährlichen Imkergespräch.

Auch diesmal waren drei Referenten anwesend, die zu verschiedenen Themen rund um die Bienen Vorträge hielten. Neu war allerdings die Plattform: Corona-bedingt fand die fünfte Runde der Veranstaltung "nur" an den heimischen Rechnern statt.

Dennoch nahmen an dem virtuellen Meeting rund 80 interessierte Besucher teil, darunter Vertreter aus Politik und Verbänden. "Der letzte Donnerstag im November ist Imkertag", begrüßte Schorer-Dremel ihre Zuhörer, bevor sie das Wort an den ersten Referenten weitergab. Stefan Berg, Leiter des Instituts für Bienenkunde und Imkerei in Veitshöchheim, hatte jedoch zunächst mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen. "Ich glaube, wir haben einen kleinen Hacker unter den Teilnehmern", flachste die Abgeordnete angesichts der Tatsache, dass dem Experten ständig der Moderatorenstatus genommen wurde.

Schließlich sprach Berg selbst ein Machtwort: "Am besten zurücklehnen und die Finger von den Tastaturen lassen", empfahl er und konnte daraufhin endlich mit seinem "Science Slam" loslegen, in dem er verschiedene Projekte vorstellte, an denen in seinem Institut gearbeitet wird. Bienenernährung oder das rätselhafte Hummelsterben unter Silberlinden gehörten genauso dazu wie die Auswirkung der Bekämpfung des Schwammspinners oder verschiedener Wespenfallen, die auch Bienen bedrohen.

Schließlich stellte Berg noch die neue Plattform "Bee Warned" vor, auf der sich Imker über das Vorhandensein von für ihre Bienenvölker gefährlichen Insekten informieren können. Ähnlich funktioniert auch die "Varroa-App", die "Hotspots" der gefährlichen Milbe rot kennzeichnet und Handlungsanweisungen gibt: "Sie ist vergleichbar mit der Corona-App", sagte Berg.

Als zweiter Redner referierte Andreas Schierling, Fachabteilungsleiter des Bienengesundheitsdienstes beim Tiergesundheitsdienst Bayern, über die "Chronische Bienenparalyse" - und er zog die nächste Parallele zu Corona. Denn das Virus, das diese Krankheit bei den gelb-braunen Honiglieferanten auslöst, und die Maßnahmen dagegen erinnern an die Pandemie, die gerade bei den Menschen grassiert - und die Krankheit ist genauso wie Covid 19 auf dem Vormarsch.

Übertragen wird dieses Virus durch Körperkontakt, bei Verdacht auf einen positiven Befund muss das betroffene Volk isoliert und unter Quarantäne gestellt werden: "Denn Abstandsregeln kann man Bienen nicht beibringen", schmunzelt der Fachmann. Desinfektions- und Hygienemaßnahmen müssen ergriffen, Infektionsketten unterbrochen werden: "Das ist uns ja inzwischen alles bekannt", verweist Schierling einmal mehr auf Corona.

Symptome der "ansteckenden Schwarzsucht", wie die Krankheit auch genannt wird, sind der Verlust der Behaarung, Zittern und Flugunfähigkeit der Bienen. Breite sich das Virus aus, führe dies zur Schwächung des Volkes und letztlich auch zum Ertragsverlust beim Honig, warnte Schierling.

Arno Bruder, Fachberater für Imkerei des Bezirks Oberbayern, stellte als dritter Experte des Abends "Erwerbsorientiertes Imkern im Jahresverlauf" anhand seines eigenen Betriebes vor. So gab er Einblicke über geeignete Standorte für Bienenvölker, erklärte, welche Gebäude und Gerätschaften ein Imker benötigt und gab wertvolle Tipps aus der Praxis bezüglich der Arbeiten rund um die Honiglieferanten. Beispielsweise zeigte er in seiner Präsentation, wie die "Völkerwanderung" der Bienen auf dem Hänger seines Pickups zu blühenden Rapsflächen aussieht oder dass er in München sehr erfolg- und ertragreich mehrere Dächerimkereien betreibt. Auch auf die Honig-Vermarktung ging er ein und berichtete über vielfältige Möglichkeiten vom Direktvertrieb auf dem Hof bis zum Verkauf an Supermärkte und Hotels - sogar "Bienenstockluft" zum Inhalieren bietet er für Asthmatiker an.

Im Anschluss an die Vorträge hatten die Teilnehmer per Chatfunktion die Möglichkeit, Fragen zu stellen, bevor Tanja Schorer-Dremel zum Abschluss der rund zweistündigen Veranstaltung darauf hinwies, dass mehr als 50 Prozent der Neu-Imker Frauen seien und sie sich als ehemalige Lehrerin besonders freue, "dass das Imkern an Schulen immer beliebter wird".

DK

Sabine Kaczynski