Hilpoltstein
Vier Wochen lang "Kunstraum"-Außenstelle

Neue Ausstellung im Café Grimm mit Reinhard Bienert, Anneliese Raab, Gerda Nachtrab und Ingbert Heiling

22.09.2020 | Stand 23.09.2023, 14:18 Uhr
Kuratorin Uschi Heubeck präsentiert die Werke der vier Künstler Reinhard Bienert, Ingbert Heiling, Gerda Nachtrab und Anneliese Raab bei der neuen Ausstellung im Café Grimm. −Foto: Unterburger

Hilpoltstein - In einer neuen Ausstellung wird das Café Grimm in Hilpoltstein zur Außenstelle des Künstlerhauses "Kunstraum".

Einmal im Jahr lädt die Kammersteiner Künstlerin Uschi Heubeck einen ausgewählten Künstler oder eine ausgewählte Künstlerin dazu ein, dort eine Einzelausstellung zu zeigen. Seit der Eröffnung des Künstlerhauses "Kunstraum" im Jahr 2017 hatten "Ezimo" Reinhard Bienert, Anneliese Raab, Gerda Nachtrab und Ingbert Heiling die Ehre. Und mit genau diesen vier Künstlern präsentiert sich die Galerie "Kunstraum" nun bis zum 24. Oktober im Café Grimm.

Reinhard Bienert (Künstlername "Ezimo") stellt collagenartige Experimente aus, die im Juni und Juli dieses Jahres entstanden sind. In diesen Arbeiten geht es um exakte Raumkonstruktion in der Synthese mit kraftvollen afrikanischen Formen. Bienert zeigt höchst sonderbare Gebilde und Figuren aus Blasen. Auch in einer neuen Technik, in der er mit Ölfarben und Acrylfarben abwechselnd malt.

Reinhard Bienert ist 1947 in Prag geboren. Er lebt und arbeitet in Nürnberg, wo er 1966 bis 1969 Gestaltung studiert hat und seit 1972 ein Atelier als Grafiker und freier Künstler betreibt. Durch sein mehrfach preisgekröntes Corporate-Design lieferte Bienert wesentliche Impulse für die öffentliche Wahrnehmung von Institutionen, Kommunen und Verbänden in der Metropolregion. Zu seinen Auftraggebern zählten unter anderem das Fränkische Seenland, die Städteregion Nürnberg, die Wirtschaftsregion Mittelfranken, die Museen auf Burg Abenberg, der Landkreis Roth sowie die Gemeinden Spalt, Allersberg und Heideck.

Nach Erfolgen mit Kunst am Bau wandte sich Bienert zunehmend der freien Malerei und Bildhauerei zu. Ein Aufenthalt 1998 in Nigeria prägte den Künstler. Ein Medizinmann vom Stamm der Igbo verlieh ihm als besonderen Ehrenbeweis den Namen "Ezimo", mit dem er seither signiert.

Nicht mehr wegzudenken ist Bienert aufgrund seines unermüdlichen Engagements als Pädagoge und Organisator des Kunstlebens in Franken; sei es als Begründer des überregionalen Aquarellmeetings oder als Betreiber seiner privaten Kunst- und Design-Schule in Nürnberg (vormals Malschule am Rothsee), in der er Kinder, Jugendliche, Abiturienten, FOS-Praktikanten und Mappenschüler auf ihrem Weg zu einem künstlerischen Studium und Beruf begleitet.

Im Jahr 1999 hat er den Schwabacher Kunstparcours "Ortung" mit ins Leben gerufen, 2012 die Nürnberger "Südart-Ateliertage". Als Vorsitzender des Bundes Fränkischer Künstler (von 2009 bis 2012) initiierte er den zweijährlich auf der Plassenburg über Kulmbach verliehenen Fränkischen Kunstpreis. Ab 2013 war Reinhard Bienert für einige Jahre auch Vorsitzender in dem von ihm bereits 1983 angestoßenen Kunstverein Spectrum.

Als zweiter Künstler stellt Ingbert Heiling aus Abenberg im Café Grimm aus. 2009 hat der Polizeibeamte einen Schlaganfall erlitten, der ihn seitdem an den Rollstuhl fesselt. Vorbei schien damit die 2003 so verheißungsvoll begonnene Künstlerkarriere. Bis zu dem schweren Unfall hatte sich der Abenberger mit seinen Metallarbeiten schnell einen Namen gemacht. Seine "Schrägen Vögel" wurden zum Markenzeichen. Zusammengeschweißt aus Edelstahl, Auspufftöpfen, Schrauben, Muttern, Hufeisen, manchmal einfach auch nur Schrott. All das wurde durch seiner Hände Arbeit in einer Symbiose von handwerklichem Können und unbegrenzt scheinender Kreativität zu viel beachteten und überall bestaunten Kunstobjekten. Seine Liebe zur Kunst wiederentdeckt hat Ingbert Heiling nach dem Unfall bei seinen ersten linkshändigen Malversuchen. Geduld, Ausdauer und Ehrgeiz bestimmten von nun an seinen Tagesablauf. Inzwischen haben Ingbert Heilings Gemälde eine Qualität erreicht, die jeden Betrachter nur noch staunen lässt. Seine Vorbilder sind Miró, Picasso und Macke, aber auch weniger bekannte Maler wie Elvira Bach oder Birgit Lorenz prägen seinen Stil.

Als dritte Künstlerin ist Gerda Nachtrab aus Nürnberg mit Kalligraphie vertreten. Das Wort Kalligraphie kommt aus dem Griechischen und bedeutet "Kunst des schönen Schreibens" oder "Schriftkunst". Das Wort "Kunst" sagt schon aus, dass es sich hier um mehr als Schönschreiben handelt. Der Kalligraphie verschrieben hat sich Gerda Nachtrab seit fast 20 Jahren. Im Laufe der Zeit hat sie an vielen Workshops mit Dozenten aus verschiedenen Ländern teilgenommen.

Anneliese Raab aus Nürnberg stellt als vierte Künstlerin im Café Grimm aus. Sie hat im Laufe ihrer künstlerischen Tätigkeit viele Techniken erlernt. Weitergebildet hat sie sich unter anderem an der europäischen Kunstakademie Trier und an der Faber Castell Akademie in Stein. Im Moment beschäftigt sie sich mit dem großen Thema der Verarbeitung und Gestaltung von Bildmaterial jeglicher Art. Dabei bewegt sie sich in einem Raum ohne Grenzen und lotet unendliche Möglichkeiten aus. Es entstehen Werke auf und mit Papier, Metall oder Stoff. Mystische Werke zeigen ungewohnte Sichtweisen auf und regen die Betrachter zu intensiver Ursachenforschung an. Im Café Grimm zeigt sie: "Philosophen auf dem Weg. . . Ankunft ungewiss" (Collage und Zeichnung auf Papier), "Blaue Katze", "Besuch der blauen Nacht" (Collage und Acryl auf Leinwand).

HK

Robert Unterburger