Weilach (SZ) An die Bayerischen Jugendmeisterschaften, die in Nürnberg ausgespielt wurden, wird sich Daniel Schmid vom Pool-Billard-Club Hoaße Greim wohl immer erinnern. Am Ende der viertägigen Veranstaltung kehrte der 14-jährige Gymnasiast mit vier Goldmedaillen zurück nach Hause.
Eigentlich sollte es nur ein einmaliger Besuch des Billardschnupperkurses werden, zu dem die Eltern von Daniel Schmid ihren Sohn vor vier Jahren beim Ferienkalender der Gemeinde Gachenbach anmeldeten. Was dann allerdings daraus wurde, konnten zu diesem Zeitpunkt weder sie noch ihr Filius ahnen. Schon zuvor hatte sich der Sprössling immer wieder mal Billard oder auch Snooker im Fernsehen angesehen, und im Grunde hatte er sich schon da in den Sport mit den kleinen Kugeln auf dem mit feinem Stoff bezogenen Tisch verliebt. Mit der Konsequenz, dass fast vier Jahre später Billard ein wichtiger Teil im Leben des Weilachers - noch dazu ein sehr erfolgreicher - geworden ist. Den Spagat zwischen schulischen Bestleistungen und sportlichen Spitzenleistungen meistert der Youngster in sehr beeindruckender Manier. Der Weilacher sorgte in seiner Sportart schon nach kurzer Zeit für Furore. Vorläufiger Höhepunkt nun: der Gewinn jener vier Goldmedaillen bei den Bayerischen Meisterschaften in Nürnberg in allen vier Disziplinen des Pool-Billards in der Altersklasse U 16.
Ersten Kontakt mit Billard unter Wettbewerbsbedingungen bekam Daniel Schmid vor fast vier Jahren durch den Pool-Billard-Club (PBC) Hoaße Greim in dessen Domizil, dem Gasthaus Schaipp in Weilach. Bereits nach siebenwöchiger Vereinszugehörigkeit meldeten ihn die Verantwortlichen des PBC zu den ersten Meisterschaften an. Aus dem gelegentlichen Spielen wurde dann schnell mehr. Zum einen fand er immer mehr Gefallen an der Sportart, zum anderen zeigte sich bei ihm eine Tugend, die erfolgreiche Sportler auszeichnet: Schmid ist ehrgeizig. Niederlagen - und davon musste er zu Beginn seiner Karriere viele einstecken - trafen ihn bis ins Herz. Mehrmals wöchentlich trainierte er deshalb und nahm auch regelmäßig am Jugendtraining des Vereins unter Christian Seitz teil.
Diese Konsequenz beim Üben sollte sich schon ein Jahr später auszahlen. Der Gewinn einer Bronzemedaille bei den Bayerischen Meisterschaften war der Lohn seiner Mühen. Und auch erste Einladungen zu den Jugend-Kaderlehrgängen des Bayerischen Billardverbandes waren die Folge.
Ein Jahr und viele Trainingsstunden später, kurz vor den nächsten Bayerischen Titelkämpfen, war Daniel Schmid bereits fester Bestandteil des Bayernkaders. Sein Verein entschloss sich zu diesem Zeitpunkt, ihm mit Reinhold Wachall einen neuen Trainer an die Seite zu stellen, da Christian Seitz berufsbedingt den Aufwand, der mittlerweile nötig war, um den jungen Weilacher weiter entscheidend nach vorne bringen zu können, nicht mehr leisten konnte.
Ein weiterer Meilenstein in der Karriere des Gymnasiasten war dann bei den Titelkämpfen vor einem Jahr in der Altersklasse U 14 der erste Bayerische Meistertitel in seiner Paradedisziplin, dem 8-Ball. Dazu kamen drei weitere Podestplätze in den anderen Disziplinen. Warum Schmid dann von den Verantwortlichen des Bayerischen Billardverbandes nicht für die Deutschen Meisterschaften nominiert wurde, das bleibt wohl deren Geheimnis. "Ich dachte, für mich geht eine Welt unter", schildert der Neuntklässler seine damalige Situation. Über die Entscheidung zu jammern, deswegen sogar die Flinte frustriert ins Korn zu werfen - definitiv nicht sein Ding. "Meine Liebe zum Billardsport ist definitiv viel zu groß dafür", verrät er lächelnd und fügt ganz sachlich und abgeklärt hinzu: "Außerdem ist es in meinem Alter auch sehr wichtig, mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt zu werden." Nachdem der erste Schock über die Nichtnominierung erst mal verdaut war, trainierte er intensiver denn je - ein eigener Billardtisch zu Hause tat sein übriges - und auch der Aufstieg mit der zweiten Herrenmannschaft der Hoaßen Greim von der Kreisliga in die Bezirksliga förderte seinen Ehrgeiz erneut.
Und in der Tat: Die Bayerischen Titelkämpfe in Nürnberg wurden jetzt zu einem wahren Triumphzug Daniel Schmids. Sein Siegeszug begann im 14/1 Endlos, als er seine Kontrahenten nahezu überrollte. Mehr als deutliche Ergebnisse zeigten, dass er sich auf den Punkt in Bestform befand. Über Gruppenphase und Halbfinale spielte er sich ins Finale, wo er seinem bedauernswerten Gegner aus Sonthofen nicht den Hauch einer Chance ließ und mit einem überzeugenden Endergebnis von 60:20 den ersten Titel unter Dach und Fach brachte.
Am zweiten Turniertag stand die 10-Ball-Konkurrenz auf dem Programm. Daniel Schmid, den der Titelgewinn vom Vortag sichtlich entspannt in das Turnier gehen ließ, knüpfte hier an die Form vom Vortag an und spielte sich erneut über Gruppenphase, Viertelfinale und Halbfinale ins Endspiel. Und dieses Finale verlief dann auf höchstem Niveau und war über weite Strecken von Taktik geprägt. Schmid, der im vergangenen Jahr vor allem an spielerischer Cleverness zulegte, zeigte sich auch hier seinem Gegenüber überlegen. Mit 4:1 entschied der Hoaße-Greim-Spieler die Partie für sich und somit war Titel Nummer zwei in trockenen Tüchern.
Welchen Leistungssprung der 14-Jährige seit den vorigen Bayerischen Meisterschaften hingelegt hat, zeigte sich dann am dritten Tag, als mit dem 8-Ball seine Paradedisziplin auf dem Programm stand. Hier stieg sein ärgster Konkurrent vom vergangenen Jahr, Fabian Haken - der Nürnberger Lokalmatador spielte zum selben Zeitpunkt, als die ersten beiden Turniertage stattfanden, bei der deutschen Meisterschaft im Snooker um Titelwürden - in die Titelkämpfe ein. In drei der vier Disziplinen war Schmid im Vorjahr an Haken gescheitert und dementsprechend ging der Weilacher nun voll motiviert an den Start. Auch in seiner Lieblingsdisziplin konnte ihm keiner seiner Gegner entscheidend Paroli bieten. Vor allem, weil Schmid, sobald es eng wurde, einen Gang zulegen konnte und somit keine Zweifel aufkommen ließ, wer den Titel am Ende wohl erringen würde. Und wirklich: Mit einem deutlichen 4:2-Finalsieg über Fabian Haken war der Titelhattrick perfekt.
Damit war Schmid natürlich auch am letzten Turniertag Favorit. Und hier setzte er sich dann endgültig die Krone auf, als er auch noch die 9-Ball-Konkurrenz für sich entscheiden konnte. Mit einem 6:5-Finalsieg - bei diesem Endspielkrimi war erneut Fabian Haken der Gegner - machte er die Titelsammlung perfekt.
Nun richtet sich für Daniel Schmid der Blick auf den nächsten Kaderlehrgang Mitte November, wo wohl bekannt gegeben wird, welche Teilnehmer der Bayerische Billardverband für die Deutschen Meisterschaften Anfang April in Bad Wildungen melden wird. Eine erneute Nichtnominierung des Weilacher Youngsters wäre allerdings wahrlich eine bitterböse Sensation.
Das Trainingspensum steigern will der Weilacher bei einer Nominierung in jedem Falle. Schließlich soll die Medaillensammlung ja noch um Edelmetall von den Deutschen Meisterschaften erweitert werden. Gegen eine weitere Goldene hätte Schmid wohl nichts einzuwenden.
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