Schrobenhausen
Vielseitiges Programm

27.02.2011 | Stand 03.12.2020, 3:06 Uhr

Josef Kiendl, ehemaliger Leiter der städtischen Musikschule, freute sich, seine alte Truppe noch einmal vor Publikum dirigieren zu dürfen.

Schrobenhausen (tsj) Das Jahreskonzert des Blasorchesters wurde ein voller Erfolg für die Musikschule. Über 300 Zuhörer und eine illustre Schar von Honoratioren strömten am Samstagabend in die Stadthalle, um den fast 100 Musikern zu lauschen.

Alte Hasen begeisterten genauso wie der Bläsernachwuchs. "Blasorchester Schrobenhausen" prangt in großen Lettern an der Empore der Stadthalle, eingerahmt von den Wappen von Stadt und Land. Das Publikum erwartet ein Mammutprogramm, denn vier Formationen gehen als Protagonisten an den Start: Für den Hauptakt und orchestralen Rahmen zeichnet das Blasorchester der Sing- und Musikschule verantwortlich. Außerdem dabei: das Saxofonensemble des Musikbezirks Mittelbayern sowie der Bläsernachwuchs der Musikschule und die Bläserklasse der Franz-von-Lenbach-Schule.

Die glitzerbunte Schromlachia-Dekoration der Stadthalle lässt keinen Zweifel daran, dass man sich in der fünften Jahreszeit befindet. Die Umstrukturierung der Stadthalle als Ergebnis der laufenden Ballsaison lässt die Bühne zur Zuschauerloge mit Überblick werden. Die Musiker vis-à-vis am Eingang haben ihren Platz erhöht auf einem Podest.

Scheinbar der närrischen Zeit zum Trotz gibt sich das Jahreskonzert der Bläser klassisch, wenn auch das Programm das gesamte Spektrum von Literatur für Blasorchester abzudecken scheint. Von Tradition zeugt das Trachtenoutfit des Blasorchesters – Symbol für Bodenständigkeit und bayerische Wurzeln.

In martialisch orchestralem Klangvolumen gibt die fast 50-köpfige Truppe um Musikschulleiter Rainer Maier die Ouvertüre mit dem satten Konzertmarsch "Mein Regiment" von Hermann Ludwig Blankenburg. Kammermusikalische Passagen und Konzertwalzer aus dem Wiener Wald mit Karin Schusters Zithersolo finden ebenso ihren Platz wie der Ausflug zu den zeitgenössischen Chartbreakern Nena und Herbert Grönemeyer und die Hommage an die Beatles mit einem Medley.

Geradezu experimentell ist die Truppe mit der 34-jährigen Geschichte bei der Reise in "Alice’s Abenteuer im Wunderland" zu erleben. Isabella Reiter tauschte dabei ihren Platz als Querflötistin mit der Rolle der elfenhaften Erzählerin auf der Empore. Gabi Rosendorfer, Sopran mit Erfahrung, gibt als Alice die jugendliche Opernsoubrette. Die elegant schwarz gewandete Dame vermittelt dabei gewollt mit Stimme, Pose und Mimik das märchenhafte Gefühl von rosa Tutu und Puffärmelchen.

Über Nachwuchssorgen in der Blasorchestertradition kann die Musikschule nicht klagen. In die Fußstapfen der großen Musiker treten gekonnt die Jungbläser unter der Leitung von Ernst Elsner sowie die Bläserklasse der Franz-von-Lenbach-Schule, die in Kooperation mit der Städtischen Sing- und Musikschule mittlerweile im dritten Jahr besteht. Hier werden mit "Woodpeckers Parade" Zeichentrickfiguren zum Leben erweckt, da gibt es den White-Stripes-Rockklassiker "Seven Nation Army" mit gesanglicher Unterstützung von Schulbandsänger Simon Mennes.

Auch der Musikschulchef greift selbst zum Instrument im Oktett des mittelbayerischen Saxofonensembles. Der mittelalterliche Tanz von Respighi wirkt dabei, via Arrangement von Johan van der Linden auf das neuzeitliche Instrument katapultiert, genauso überzeugend wie die Jazznummer "Saxuality".

Die begeisterten Fans feiern am Ende die Musiker mit frenetischem Beifall, durchsetzt mit Bravorufen. In der Zugabenrunde übergibt Rainer Maier den Taktstock an seinen Vorgänger und Gründer des Blasorchesters Josef "Max" Kiendl. Eine größere Freude hätte man dem 78-Jährigen Senior wohl kaum machen können. Mit strahlendem Lachen dirigiert Kiendl am Ende nicht nur das Orchester, sondern auch das Publikum, das freudig mitklatscht. Nach einem fast dreistündigen Konzertabend zieht es die Musiker dann schnurstracks zur After-Show-Party in den Musikschulpavillon.