Vielschichtiges Sinngeflüster

07.10.2009 | Stand 03.12.2020, 4:36 Uhr

PantoMamo verzaubert bei der Zellkultur ganz ohne Worte. Das 8. große Kulturfest der Gehörloseneinrichtung von Regens Wagner Zell steht unter dem Motto "Sinngeflüster". - Foto: kx

Hilpoltstein (rok) Vorhang auf, die Show beginnt: Die 8. Zellkultur bei Regens Wagner in Zell öffnet am Sonntag ab 13 Uhr ihre Pforten. Thema beim großen Kulturfest der Gehörloseneinrichtung ist diesmal ein "Sinngeflüster", ein farben- und formenprächtiger Reigen aus Malerei, Bildhauerei, Theater, Ausstellung und Workshop, der sich mit allen Sinnen beschäftigt.

Nach den Gehörlosen-Kulturtagen im Vorjahr haben sich Peter Münch und Monika Stanzel diesmal dafür entschieden, wieder die Landkreisbevölkerung nach Zell einzuladen, um einen "sinnvollen" Tag mit Kultur zu verbringen. "Wir wollen die Krusten des klassischen Behindertenheims aufbrechen", sagt Peter Münch.

Zugpferde

Dazu haben die Organisatoren vier renommierte Künstler als Zugpferde geholt, die ihre Werke zum Teil zusammen mit dem Publikum gestalten. "Wir sind selbst gespannt, was rauskommt", sagt Monika Stanzel.

Roland Kühnlein und Susanne Weber, ein gehörloses Künstlerpaar wird mit Farbe und Spachtel vier zwei mal einen Meter große Keilholzrahmen füllen. "Handgemenge" heißt ihr Werk, das mit dem Publikum gemeinsam entstehen wird. Thomas Volkmar Held (TEVAUHA) treibt und lötet in seiner "Augenschmiede" ein überdimensionales Auge aus Kupfer, das später in einem Metalldreifuß auf dem Zeller Gelände aufgehängt wird.

"Ohrgeflechte" aus Holz, Baustahl und Furnier wird Clemens Heinl aus Schwabach anfertigen. Alle Kunstwerke werden vom Publikum mitgestaltet.

Alle genannten Künstler stellen am Sonntag auch im Eingangsbereich von Regens Wagner aus. Außerdem sind dort noch Bilder von Gerhard Rießbeck aus Bad Windsheim und von Roland Reymann aus Freystadt zu sehen. Künstler der Zeller Malerwerkstatt ergänzen die Ausstellung.

Eine weitere Säule der Zellkultur sind die vielen Workshops, die von 14.30 Uhr bis 17 Uhr auf dem gesamten Gelände stattfinden. Neben den professionellen Künstlern bieten hier vor allem Mitarbeiter von Regens Wagner ein buntes Bastelprogramm. Es entsteht eine Sinneswand, Sinnesvögel werden aus Ton geformt, Luftdrachen entstehen ebenso wie Schmuck aus Naturmaterialien.

Passend zum "Sinngeflüster" sind 20 mobile Stationen vom Nürnberger Erfahrungsfeld der Sinne mit einer Tastgalerie und einem Riechbaum.

Selbst Kaffee trinken und Kuchen essen werden in Zell zu einer außergewöhnlichen sinnlichen Wahrnehmung. Denn serviert wird in einem Dunkelcafé. Besucher bekommen eine Spezialbrille und sind damit kurzzeitig blind. Ganz Mutige können sich auch noch die Ohren zubinden lassen.

Dritte Säule der Zellkultur ist die Kulturbühne, die von 14 bis 17 Uhr durchgehend, aber mit mit wechselnden Vorstellungen geöffnet hat. PantoMamo, ein selbst gehörloser Arbeitserzieher aus Zell, der mit bürgerlichem Namen Marcus William heißt, eröffnet um 14 Uhr das Theaterprogramm. Clown Pepito (15 Uhr und 16.30 Uhr), alias Theaterpädagoge Andreas Schock, versucht einen Liebesbrief zu schreiben, natürlich ohne Worte. Die Gruppe "Handtheater", Bewohnerinnen und Bewohner von Regens Wagner, treten ebenfalls zweimal mit sprachfreiem Theater auf.

Sinnliche Paella

Auch das Kulinarische kommt nicht zu kurz. In der Begegnungsstätte gibt es von 13 bis 17.30 Uhr durchgehende Bewirtung mit Kaffee, Kuchentheke und kleinen Snacks.

Zum Abschluss der Zellkultur präsentieren die Künstler die Ergebnisse ihrer Workshops, Tobias Friedel, ein Neffe von Schwester Gerda, der Leiterin von Regens Wagner in Zell, wird per Beamer die Bilder des Tages zeigen, Martin Pfitzinger begleitet die Fotografien auf dem Klavier. Mit einer sinnlichen Paella zum Abendessen wird ab 18 Uhr die 8. Zellkultur beschlossen, das Ende ist allerdings so offen wie die Ergebnisse der Workshops.