Riedenburg
Vielfalt ist Trumpf

23.07.2010 | Stand 03.12.2020, 3:50 Uhr

Optischer Kontrast: Bildhauerei und Malerei wird es auch heuer teilweise in den gleichen Räumen geben.? Arch - foto: Erl

Riedenburg (DK) Malerei, Bildhauerei, Musik und Literatur – Kunst in all ihren Facetten gibt es demnächst bei der zweiten Riedenburger Kunstnacht zu bestaunen. Schon in zwei Wochen, genauer gesagt am 7. August, findet ab 18 Uhr die Fortsetzung der Schau in der Riedenburger Innenstadt statt.

Organisatorin Maria Kaffl-Höng ist derzeit im Stress. Zwar steht das Gerüst der zweiten Kunstnacht, wie sie im Gespräch mit dem DONAUKURIER erklärt. Trotzdem gebe es noch einiges zu tun. "Überraschungen und Improvisation sind aber immer mit drin." Laut Kaffl-Höng ist das Fehlen eines perfekt durchorganisierten Ablaufs allerdings nicht schlimm, "vielleicht ist das ja genau das, was den Reiz der Kunstnacht im letzten Jahr ausmachte".

 
Das Programm, das die SPD-Stadträtin für heuer zusammengestellt hat, besticht vor allem durch seine Vielfältigkeit. "Wir haben zehn Künstler", sagt sie. Dazu kämen noch zahlreiche Musiker – die meisten mit einem Bezug zur Region. "Ich versuche immer, regionale Aspekte reinzubringen", sagt Kaffl-Höng, die bereits den Auftakt des Kulturereignisses im vergangenen Jahr auf die Beine gestellt hatte.

Ganz so leicht wie damals war diese Arbeit heuer allerdings nicht – auch wegen einiger Änderungen, die unter anderem den Sonntag betreffen (siehe eigenen Bericht). Das große Problem: Das Konzept der Kunstnacht, leer stehende Geschäftsräume in der Innenstadt mit Leben zu füllen, greift heuer durch die wenigen noch vorhandenen Leerstände schlichtweg nicht mehr. Zahlreiche Flächen, die vor einem Jahr noch für Ausstellungen zur Verfügung standen, sind längst belegt. "Ich sehe das natürlich mit einem lachenden und einem weinenden Auge", sagt Kaffl-Höng. Denn: Was gut für die Riedenburger Wirtschaft ist, muss nicht zwangsläufig gut für die Kunstnacht sein. "Lange im Voraus zu planen, war deswegen natürlich nicht möglich", erklärt sie. Damit die Veranstaltung keine Eintagsfliege wird, stand eine Fortsetzung allerdings zu keinem Zeitpunkt infrage.

Und eine Lösung hat die Kunstliebhaberin auch gefunden: So teilen sich heuer kurzerhand die meisten Künstler ihren Ausstellungsraum mit einem Kollegen. Etwa im Gasthof Schwan, wo Angelika Schwinger sowie das Ehepaar Annegret Kling-Giese und Jürgen Giese ausstellen. Schwinger, eine Regensburgerin, die an der Staatlichen Realschule in Riedenburg unterrichtet, zeigt im alten Tanzsaal der Gaststätte Öl und Acryl auf Leinwand. Das Paar aus Ulm – Annegret Kling-Giese war vor rund 20 Jahren Referendarin in Riedenburg – stellt Gold- und Silberschmuck her. Und der Riedenburger Engelbert Huber wird aus seinem neuen Buch "Muren" lesen.

Ebenfalls zwei Künstler in einem Raum, beide aus Regensburg, gibt es für die Besucher in der alten Ausstellungshalle des Autohauses Bierschneider in der Austraße. Der Bildhauer Helmut Wolf zeigt Holzskulpturen, Maler Matthias Schlüter großflächige Gemälde. "Ich denke, dass die beiden sehr gut harmonieren", sagt Kaffl-Höng, "beide haben schon im letzten Jahr gemeinsam ausgestellt."

Zwei Neulinge der Kunstnacht gibt es hingegen in der ehemaligen Schreinerei Perras in der Wiesgasse zu sehen. Stefanie Dörrfuß aus Ingolstadt ist Malerin. Und Gabi Maier-Marx stellt Keramiken her. Die Beilngrieserin ist über ihren Sohn Ben Marx, der bei der Kunstnacht als Musiker auftritt, dazugekommen, wie sie erzählt. Mit im Gepäck wird sie wohl vor allem experimentelle Stücke haben. "Ich kombiniere sehr gerne Holz und Metall", erzählt sie. Auch Fotografien, Blattgold oder eingeschmolzenes Glas findet sich in den Keramikstücken der Beilngrieserin.

Ebenfalls neu mit dabei ist Klaudia Vogt, von der das Motiv des Kunstnacht-Plakats stammt. Sie werde in der Raiffeisenbank vor allem "kalligrafisch umgesetzte Zitate" zeigen, erklärt die Beilngrieserin, die vielen als Rektorin der Sandersdorfer Grundschule bekannt sein dürfte. Zur Teilnahme an der Kunstnacht hat ihr übrigens eine Ausstellung in ihrer Heimat verholfen. "Den Zeitungsbericht darüber hat Frau Kaffl-Höng gelesen." Und schon führte eines zum anderen.

Neben einigen Neulingen sind bei der diesjährigen Auflage der Kunstnacht freilich auch bewährte Kräfte am Start. Dabei nennt Organisatorin Kaffl-Höng vor allem Sidonia Reichmann, die ihre Bilder in der Galerie in der Bahnhofstraße zeigt und sich auch in die Planung der Veranstaltung mit einbringt. Ebenfalls wieder mit dabei ist der Amtmannsdorfer Hans Arnold, der an der Schiffsanlegestelle einen Brunnen installieren wird.

Besonders freut sich Kaffl-Höng darüber, dass sich erneut eine Schule an der Kunstnacht beteiligt. Zwar ist es diesmal keine der Riedenburger Einrichtungen. Die Ausstellung der Glasfachschule Zwiesel in der Reichmann-Galerie dürfte den Besuchern trotzdem gefallen. Als Absolventin der Schule steht die Riedenburger Glasdesignerin Katharina Justl Rede und Antwort. Aktuell noch keinen Ausstellungsort haben unterdessen die Filzkünstler Zwirn und Zwille aus Eichstätt. "Dass die dabei sind, hat sich so ergeben; jetzt sind wir am Suchen", meint Kaffl-Höng.

Weil es bei der Kunstnacht nicht nur etwas fürs Auge, sondern auch etwas für die Ohren gibt, tritt natürlich wieder eine Vielzahl an Musikern auf. "Ein kleines Highlight" verspricht Kaffl-Höng in der Riedenburger Stadtpfarrkirche. Sabine Boehmelt und Thomas Mayer geben dort ein Flöten- und Orgelkonzert mit klassischer Musik. Im Gasthof Schwan treten Thomas Übelacker (Klavier), der auch in die Planung involviert ist, und Sonja Wutz (Klarinette) auf. Georgina Demmer wird die Besucher der Schlüter/Wolf-Ausstellung mit Gesang unterhalten. Im Fuchsgarten steht die Formation 2unplugged auf der Bühne. An der Treppe zum Singer-Haus in der Mühlstraße spielen Brigitte Gray und Thomas Übelacker am Akkordeon. Und Ben Marx (Gitarre) sowie Marco Podobnik (Saxofon) werden im Froschgässchen auftreten. Ganz so durchorganisiert, wie es das Programm auf Anhieb erscheinen lässt, sind die Standorte allerdings nicht. "Die Künstler wechseln wohl immer wieder mal", erklärt Kaffl-Höng.

Auch die Gaukler zu Rittenburg sind wieder vor der Taverne Rabennest mit ihrer feurigen Kunst mit von der Partie. Anton Obermeyer will den Besuchern in der Mühlstraße 17 das Drechselhandwerk näherbringen. Und am Riemhofer-Parkplatz gibt es erneut ein Angebot, das sich schon bei seiner Premiere höchster Beliebtheit erfreut hatte. "Wir haben dort alte Schwarz-Weiß-Filme gezeigt", erklärt Kaffl-Höng. Dieses Jahr will sie dieses Angebot noch ausbauen. "Letztes Jahr war das Ganze nur zum Vorübergehen gedacht; jetzt machen wir es mit Bewirtung."

Bei der Eröffnung der Kunstnacht auf dem Marktplatz kann sich SPD-Stadträtin Kaffl-Höng übrigens auf die Unterstützung ihrer FW-Kollegin Ingrid Dräger verlassen. Die Didgeridoo- und Percussion-Formation Wamaluru wird den Auftakt mitgestalten.