Ingolstadt
Vielfältiges Instrument

Jubiläumskonzert des Akkordeonorchesters Ingolstadt

11.05.2014 | Stand 02.12.2020, 22:43 Uhr

Begeisterndes Spiel: Akkordeonspieler aller Altersklassen zeigten die vielen Ausdrucksmöglichkeiten ihres Instrumentes beim Jubiläumskonzert im Festsaal Ingolstadt - Foto: ech

Ingolstadt (DK) Welche Vorteile hat ein Akkordeonorchester gegenüber einem Sinfonie- oder einem Blasorchester? Die Musiker müssen sich keine Gedanken um die Intonation – also die Stimmung – machen. So lange sich niemand vergreift, klingt es immer gut – wie am Samstagabend im Festsaal.

Da feierte das Akkordeonorchester Ingolstadt seinen 30. Geburtstag. In seiner Laudatio rief Klaus Mayer, ehemaliger Rektor der Stammhamer Grundschule und einer der Wegbereiter des Orchesters: „Ihr seid Spitze.“

Für die Geburtstagsfeier gründete Leiterin Inge Schindler ein Jubiläumsorchester – bestehend aus allen Musikern, die in und um das Orchester derzeit tätig sind. So saßen für das erste Stück „Life ist Life“ der Rockband „Opus“, entstanden 1984, im Geburtsjahr des Orchesters, über 30 Musiker mit ihren mächtigen Instrumenten auf der Bühne. Im Alter von sechs bis 68 Jahren und einer Spielerfahrung zwischen sechs Monaten und 30 Jahren. Während des Stückes lief eine Diashow, die Fotos mit Namen der Musiker zeigte. Nach der etwas zu langen Umbaupause, die das Publikum unruhig machte: das wunderbare Spiel von Solistin Daniela Christmann, die eine Originalkomposition von Wolfgang Newy – die „Burleske“ vortrug, die sehr nach Paris klang.

Für das Akkordeon, im Fachjargon: Durchschlagzungenspiel, weil im Inneren des Instrumentes kleine Metallzungen infolge der Luftvibration durch eine Öffnung durchschlagen, und somit der Ton erzeugt wird, gibt es auch Arrangements von klassischen Stücken. Die große Besetzung spielte den „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saëns, der gerade bei den chromatischen Auf- und Abbewegungen der Introduktion noch kurioser als bei Sinfonieorchester klingt, da jedes Instrument für sich mehrstimmig ist. Der Elefant geriet auch sehr interessant, denn das Hauptthema wurde von einem Bassakkordeon gespielt. Das Cello-Solo des Schwans interpretierte Konzertmeisterin Bettina Kollmannsberger im einchörigen Register sehr gefühlvoll.

Eine weitere Bearbeitung bildete der „Second Waltz“ aus Dimitri Schostakowitschs Jazz-Suite. Den Tango „Triunfal“ von Astor Piazzolla gestaltete Solistin Kollmannsberger fragil, leichtfüßig und zierlich – Eigenschaften, die man dem mächtigen Instrument fast nicht zutraut. „My Way“, bekannt geworden durch Frank Sinatra, bildete das schönste Stück des Abends. Es klang, als wäre es Akkordeonorchester auf den Leib geschrieben.

Den Konzerthöhepunkt bildete Antonio Vivaldis Mandolinenkonzert in C-Dur mit Mandolinenvirtuose Klaus Wuckelt, der die drei Sätze mit seinem zarten Instrument verträumt inszenierte.

Dass das Akkordeon irgendwann so beliebt sein könnte, hätte der Wiener Orgel- und Klavierbauer Cyrillus Demian wahrscheinlich nicht gedacht, als er 1829 das Patent für das neue Instrument „Accordion“ erhielt. Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die Firma Hohner in Trossingen zur größten Musikinstrumentenfabrik der Welt. Dort wurde das erste Akkordeonorchester, das „Original Hohner-Orchester“ gegründet, dessen prägender Leiter Rudolf Würthner wesentlich dazu beitrug, das Akkordeon vom Schifferklavier zum konzertanten Instrument zu erhöhen. Von ihm stammt auch die Bearbeitung für Akkordeonorchester zur Ouvertüre der Oper „Die Stumme von Portici“ von Daniel Francois Esprit Auber, mit dem das Konzert einen würdigen Abschluss fand.