Gerolsbach
Vielfältige Verbindungen zur Stadt Schrobenhausen

Thaddäus Kaiser der vorletzte Probst von Gerolsbach

19.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:32 Uhr

Gerolsbach (SZ) Wollte man Probst in Gerolsbach über die 110 Anwesen und Höfe samt deren Grund und Boden und den dazugehörenden Waldungen werden (dazu gehörte damals auch das Gerenzhauser Gebiet), "so musste man schon wer sein", wie der Volksmund auch sagt. Thaddäus Kaiser war immerhin der Sohn "des ehrenhaften und fürnehmen Herrn Martin Kaiser, Mitglied des inneren Rates und derzeitiger Amtsbürgermeister von Schrobenhausen"; hier dürfte er außerdem eine Weinwirtschaft betrieben haben.

Auch über die Prozeduren, die zur Amtseinführung eines Gerolsbacher Probstes gehörten, wissen die historischen Quellen zu berichten. Ganz offensichtlich spielte sich dieser Akt in den Amtsräumen des Domkapitels in Freising ab: Am 2. April des Jahres 1682 wurde dem künftigen Probst für Gerolsbach der "Pürgschaftsbrief" oder das "Patent" in der Kanzlei des Domkapitels ausgestellt. Dabei hat man ihn ins "Gelübd" und in die "Pflicht" genommen. Zur Bestellung eines Probstes gehörte auch, dass man zwei renommierte Bürgen benennen konnte; diese waren bei Thaddäus Kaiser sein Vater, also Martin Kaiser, und sein Schwiegervater, "der ehrenfest und fürnehm Herr Hanns Wolf Oberpauer". Dieser hatte um Schrobenhausen verschiedene Ämter inne.

Bis 1700/1701 übte Thaddäus Kaiser sein Amt als Probst in Gerolsbach aus - eine indirekte Bestätigung dafür, dass sein Stifterbild mit den anderen Gemälden um 1695 im Langhaus von Sankt Magdalena in Eisenhut aufgebracht wurde, wie schon aus einem Baubefund anzunehmen ist. Eine andere Vermutung geht davon aus, dass die bemalte Kassettendecke erst mit der Kirchenerweiterung um 1715 angebracht wurde.

Nachfolger als Probst wurde Willibald Albert; er war der letzte Probst in Gerolsbach. Während seiner Dienstzeit wurde durch das Freisinger Domkapitel der gesamte Probsteihof neu errichtet. Zwischen 1706 und 1708 baute man zunächst alle Wirtschaftsgebäude (Stallung, Tenne und Zehentstadel) neu auf. 1715 hat man den Neubau des Probsteihauses - oft nur Probstei genannt - begonnen und 1716 vollendet. Darin befindet sich heute das Gasthaus Breitner.

Die Ursprünge der Freisinger Interessen am Gerolsbacher Raum reichen noch viel weiter zurück. Spätestens 955, im Todesjahr des bayerischen Herzogs Heinrichs des Zänkers, tritt das Freisinger Domkapitel durch ein Tauschgeschäft in den Gerolsbacher Raum ein. Auf Wunsch von Heinrich dem Zänker (951 bis 995) geben die Freisinger Domherren den sogenannten Archhof, der ihnen von der Herzogin Judith, Mutter Heinrichs des Zänkers, einst übereignet worden war, an deren Sohn zurück. Sie erhalten dafür im Tauschverfahren den Güterkomplex Gerolsbach, wie der Historiker Wilhelm Liebhart in "Schrobenhausen im Mittelalter 800 - 1447" (Hg. Max Direktor) schreibt. Nach Angaben der Historikerin Stefanie Hamann im Historischen Atlas von Bayern, Heft 42, wurde dieses Tauschgeschäft erst durch eine spätere Anmerkung aus dem Jahre 1269 bekannt. Im Zuge dieses Eigentümerwechsels wird auch der Name Keroltespach, also Gerolsbach, erstmals schriftlich erwähnt.

Seit der kontinuierlichen Besiedelung eines Gebietes sind oft schon Jahrhunderte vergangen, bis ein Ort erstmals in den schriftlichen Quellen erscheint; dies dürfte auch für Gerolsbach zutreffen. Dazu war auch eine entsprechende Entwicklung der Schreibkultur an den Dom- und Schreibschulen erforderlich, die auch als "Notariate" wirkten. Die älteste dieser Beurkundungen im Bistum Freising wurde 744 für den Ort Zolling ausgestellt. Singenbach gehört mit dem Jahre 784 zu den relativ früh genannten Orten, Gerenzhausen folgte rund zehn Jahre später und bei Gerolsbach gab es offensichtlich keinen Anlass, den Ort, wie oben angeführt, früher zu beurkunden.

Beim vorgenannten Tauschgeschäft handelte es sich im Grunde um einen Wechsel von ehemaligem Herzogsgut in Schrobenhausen gegen solches in Gerolsbach. Aus heutiger Sicht könnte man annehmen, dass dabei nur zwei Hofstellen gewechselt wurden. Unzweifelhaft geht es dabei um viel mehr, nämlich um ganze Herrengutkomplexe, auch Villikationen genannt.

Dieser Gerolsbacher Güterkomplex wird ab der Mitte des 14. Jahrhunderts als Aigen bezeichnet; unter den Bedrängnissen des 30-jährigen Krieges, von dem auch Gerolsbach mehrmals betroffen war, unterstellte man dieses Gebiet dem Schutz der Muttergottes. Von da an wurde das Gebiet "zu unserer Lieben Frawen (Frauen)" Aigen (Besitz einer geistlichen Grundherrschaft).

Erst mit der Erhebung zur geschlossenen Hofmark im Jahre 1723 nannten die Freisinger Domherren ihren Gerolsbacher Besitz das "Landguet Gerolsbach". Dies blieb so bis zur Säkularisation, die in Gerolsbach 1802 wirksam wurde. ‹ŒEnde