Ingolstadt
Viele Kunden und Geschäftsinhaber sehen die Suche nach einem Parkplatz in der Innenstadt als Problem

23.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:42 Uhr
Mit dem Auto oder besser mit dem Fahrrad in die Innenstadt? Die dortige Parkplatzsituation ruft sowohl bei Kunden als auch bei Geschäftsleuten immer wieder Diskussionen hervor. Heinz Haslinger (unten links) wünscht sich eine Möglichkeit zum Be- und Entladen vor seinem Geschäft. Mit zahlreichen Schildern ist das Parken in der Milchstraße auf Höhe der Post geregelt (unten rechts). −Foto: Lamprecht

Ingolstadt - Wer, wann, wo und wenn überhaupt, wie lange und zu welchem Preis?

 

Wer in der Ingolstädter Innenstadt nach einem Parkplatz sucht, der hat es nicht immer leicht. Das geht freilich auch zu Lasten der Geschäftsinhaber, denn wer nicht parken kann, der kauft oft mal auch nicht hier ein, geht anderswo essen oder zum Friseur. Angebote wie die Semmeltaste oder das kostenlose Parken an einigen Orten am Samstag ab Anfang September sollen die Altstadt für Kunden mit Auto wieder interessanter machen.

"Grundsätzlich ist das ja keine schlechte Idee", findet Harum Afsar, "bloß muss man dann halt auch einen Parkplatz finden und das ist manchmal echt schwierig. " Der 19-jährige Neuburger ist beim Barbershop im ZOB beschäftigt. Meist arbeitet er in der Filiale in Neuburg, manchmal, so wie an diesem Samstag, hilft er aber in Ingolstadt aus. "Für unsere Kunden ist es oft richtig schwierig, hier einen Parkplatz zu finden, und die Allermeisten kommen einfach mit dem Auto", erzählt er und fügt an, dass er selbst in guter Regelmäßigkeit mehrere Runden drehen müsse, bis er am Morgen fündig geworden sei. "Das kostet viel Zeit und nervt auch ziemlich", sagt er.

Gerade für ältere Menschen sei es schwierig, wenn der Weg vom Parkplatz zum Geschäft dann weit sei. Da, so findet er, müsse sich die Stadt etwas überlegen, um die Innenstadt wieder attraktiver zu machen. Abhilfe könnte, so findet er, ein Parkhaus an Stelle des Parkplatzes am ZOB machen, "dann wäre der Platz viel besser genutzt. " Dennoch, auch das weiß er, am ZOB sei man zumindest noch sehr nahe am Festplatzparkplatz, der von den Kunden auch rege genutzt werde. "Das bringt uns hier schon viel. "

 

Parkplätze am Rande der Altstadt, wie etwa der auf dem Festplatz, am Hallenbad oder auch die Tiefgarage am Reduit Tilly sind allerdings nur dann eine gute Lösung, wenn man nichts oder zumindest nichts Schweres zu tragen hat, erklärt Heinz Haslinger. Er betreibt seit über 40 Jahren die Musikinsel an der Milchstraße und weiß um die Not seiner Kunden: "Direkt vor meiner Haustür könnte man eigentlich parken. Man darf aber nicht", sagt er. Der Grund ist ein absolutes Halteverbot mit dem Hinweis Rettungsweg, "obwohl da in all den Jahren noch kein einziges Mal ein Rettungsfahrzeug durchgefahren ist. "

30, 40 und oft noch mehr Kilogramm wiegen die Anlagen, die Kunden bei ihm abholen, "damit kann man nicht weit gehen", sagt er und wünscht sich die Möglichkeit zumindest zum Be- und Entladen. Eine echte Lösung, die nicht nur ihm, sondern auch den anderen Geschäften in der Innenstadt helfen könnte, am Leben zu bleiben, seien aber nur mehr Parkplätze: "Natürlich sind solch kostenlose Angebote, wie wir sie jetzt haben, nicht schlecht. Aber seien wir uns ehrlich, die Semmeltaste ist viel zu kurz und die kostenlosen Parkplätze am Samstag sind den meisten Leuten einfach zu weit zum Laufen, um wirklich zu ziehen. Da muss sich die Stadt sehr bald etwas einfallen lassen. Sonst war es das nämlich mit der Innenstadt. "

Ganz ähnlich sieht das auch Max Kelbler. Er kommt aus dem Donaumoos ist ist heute seit Langem einmal wieder in der Ingolstädter Innenstadt. Sein Auto hat er nach langem Suchen am Holzmarkt abgestellt. "Das ist doch wirklich der Wahnsinn", schimpft der 73-jährige, der wegen einer leichten Gehbehinderung nur noch schlecht weite Strecken zurücklegen kann.

 

"Was hilft es mir denn, wenn ich da hinten umsonst parken kann, aber dann drei Stunden brauche, bis ich da bin, wo ich hin will? " Ein großes Problem sieht er auch in den immer breiter werdenden Fahrzeugen, "Stichwort SUV, die brauchen ja meistens zwei Parkplätze, weil sie in einen gar nicht richtig reinpassen. Und dann wundert sich die Stadt, wenn es hinten und vorne nicht mehr reicht. "

Ganz ähnlich sieht das auch eine Ingolstädterin die allerdings ohnehin lieber mit dem Fahrrad unterwegs ist. Parken in der Innenstadt, das ist für sie ein rotes Tuch, und das kommt nicht von ungefähr: Heute ist sie allein und deshalb mit dem Rad unterwegs. In den vergangenen Monaten war wegen einer besonderen Situation in der Familie aber täglich Parken in der Innenstadt angesagt, und das sei, "schlichtweg eine Katastrophe" - und das gleich aus mehreren Gründen.

Zum einen gebe es da immer mehr SUVs, die einen Parkplatz zahlen, aber zwei belegen, "dann sagt das Parkhaus, es ist noch was frei, aber tatsächlich stimmt das gar nicht". Dann sei da das Thema Festplatz, auf dem zwar meist, aber eben nicht immer geparkt werden könne: "Wenn Volksfest oder miba ist, dann ist der ja belegt und fällt damit zu einem Zeitpunkt weg, wo man eigentlich sogar mehr Parkplätze bräuchte als sonst". Und dann gibt es da noch das Thema Semmeltaste, an sich, wie sie findet, eine schöne Idee, schwierig werde es allerdings, wenn man sie auf einem beschrankten Parkplatz oder in der Tiefgarage nutzt, "wenn der vor dir trödelt, kommst du nicht mehr raus".

Alles in allem keine schöne Situation, die auch Margit Heindl nur zu gut kennt. Sie arbeitet in der Buchhandlung Stiebert und ist vom, wie sie ihn nennt, "Parkplatzsuchverkehr inklusive Schreien und Hupen" einfach nur genervt. Die Semmeltaste und auch kostenlose Angebote findet sie eine gute Idee, gleichzeitig müsste es aber auch mehr Parkplätze oder noch besser Alternativangebote geben, so dass man gar nicht erst mit dem Auto in die Stadt fährt: "Mir schweben da kleine Sammeltaxis vor, die den ganzen Tag im Kreis fahren mit kurzen Taktungen und sehr attraktiven Preisen", erklärt sie. Dauerhaft kostenloses Parken findet sie dagegen unsinnig: "Seien wir ehrlich, dann parken da die Mitarbeiter und für die Kunden ist wieder kein Platz. Wie soll denn das die Innenstadt beleben? "

DK

Susanne Lamprecht