"Viele können sich nicht mehr konzentrieren"

23.07.2009 | Stand 03.12.2020, 4:47 Uhr

Unter den kritischen Augen des Pfaffenhofener Polizei-Oberkommissars Fritz Mayr üben Viertklässler der Joseph-Maria-Lutz-Schule das richtige Verhalten als Radfahrer im Straßenverkehr. - Foto: Eibisch

Pfaffenhofen (PK) "Gegenverkehr beachten", "Handzeichen geben", "Hand an den Lenker", "Du hattest Rot an der Ampel". Immer wieder korrigiert Polizeioberkommissar Fritz Mayr Viertklässler aus der Klasse 4d. Und seine Kollegin, die Verkehrsdienstangestellte Gottfriede Pfleger, gibt weitere Hinweise: "An der Linie wird gehalten", "Hier gilt Rechts vor Links", "Abstand halten!" Die 18 Mädchen und Buben folgen respektvoll den Anweisungen der beiden Verkehrserzieher – bis zum nächsten Fehler.

Im Gespräch mit dem Pfaffenhofener Kurier betont der Klassenlehrer Claus Drexler, dass die Schulen den theoretischen Verkehrsunterricht übernehmen, die Polizei dann den praktischen Teil. Für Drexler ist dieser Unterricht ganz wichtig, denn "etliche Kinder haben einfach keine Übung im Straßenverkehr." Das komme auch davon, dass viele Mädchen und Buben mit dem Auto bis vor das Schultor gefahren werden. Dass Viertklässler nicht Fahrrad fahren können, sei eher die Ausnahme, erläutert der Klassenlehrer, der seine Schülerinnen und Schüler bis zum Pfaffenhofener Verkehrsübungsplatz hinter der Niederscheyerer Schule begleitet hat und auch immer wieder hilfsbereit eingreift.

Fritz Mayr erläutert, dass "viele Kinder sich einfach nicht mehr konzentrieren können. Fahrrad fahren können sie, aber sich sicher im Verkehr bewegen, da haben viele Schwierigkeiten, auch hier auf dem Übungsplatz, da fehlt – verständlicherweise – einfach die Erfahrung." Und genau darum gibt es ja die Verkehrserziehung in den vierten Klassen, die vom Kultusministerium vorgegeben ist.

Der Niederscheyerer Verkehrsübungsplatz mit rund 2400 Quadratmetern ist nicht der einzige seiner Art im Landkreis, einen zweiten gibt es in Vohburg – in beiden sind die Ampeln, Verkehrszeichen und Straßenmarkierungen fest installiert. In den anderen Orten, in denen Mayr auch mit seinem Geisenfelder Kollegen als Verkehrserzieher aktiv wird, werden die Straßensimulationseinrichtungen mit einem Lkw hintransportiert, aufgebaut und bleiben dann während der Ausbildungszeit der Jung-Radler an Ort und Stelle. Mayr nennt in diesem Zusammenhang die Orte Manching, Schweitenkirchen, Ilmmünster, Hohenwart und Vohburg. "Und in der kalten Jahreszeit, also im Januar und Februar, nutzen wir die Mehrzweckhalle des Marktes Wolnzach. Dort werden die Schülerinnen und Schüler aus Wolnzach und Rohrbach ausgebildet."

In den übrigen Monaten laufen die Schulungen immer im Freien, erläutert Mayr. Eine komplette Ausbildung dauert vier Blöcke zu je zwei Unterrichtsstunden und endet im Normalfall mit dem Fahrradführerschein: "Und wer durchfällt, darf noch einmal zur Prüfung antreten."

In Niederscheyern drehen die Viertklässler fleißig ihre Runden, immer beobachtet von den aufmerksamen Augen der beiden Ausbilder, die auch immer wieder korrigierend eingreifen. Gottfriede Pfleger erläutert, dass die Kinder erst feste Fahrrouten vorgeschrieben bekommen, bevor sie frei ihre Fahrwege wählen dürfen: "Meistens hängen sich die Nachfolgenden an den Vordermann an – und wenn der Vorausfahrende einen Fehler macht, dann auch alle anderen." Die häufigsten "Sünden" der Kinder sind das Nichtbeachten der Ampel, Vorfahrtsfehler und nicht korrektes Verhalten beim Linksabbiegen. Bei diesen Fehlern beweisen die Ausbilder eine Engelsgeduld, geduldig erklären sie den Kindern, welcher Fehler gerade passiert ist – und wie er sich auswirken könnte.

Zum Abschluss des Übungsvormittags erzählt Fritz Mayr von einem kleinen Schulbuben, der ihn einmal etwas kleinlaut fragte, ob er seinen Radelführerschein wieder abgeben müsse, wenn er im Fahrrad-Alltag einen Fehler machen würde. Aber da konnte Mayr den Buben beruhigen: "Nein, nein, den Radelführerschein kannst du dein Leben lang behalten."