Joshofen
Viele Ideen für ein Energiekonzept

Diskussion bei Bürgerversammlung in Joshofen zur autarken Strom- und Wärmeversorgung

16.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:08 Uhr

Diskussion über Wärme- und Stromversorgung in Joshofen: Wolfdieter von Trotha (von links), Genossenschaftsverband; Lothar Behringer, Stadtwerke Neuburg; Hans Fetzer, Maschinenring; Florian Pallmann, Jan Feldmann, Franz Lunzner, Manfred Rößle, f10; und Alfred Borgsmüller, Ortssprecher - Foto: lm

Joshofen (lm) Das Bio-Dorf Joshofen absolut autark bei Strom und Wärme – noch ist das nur eine Vision. Und vor allem eine typische Geschichte, bei der die Katze sich in den eigenen Schwanz beißen könnte, wie sich bei der Bürgerversammlung am Mittwochabend herausstellte: Die Akzeptanz hängt vom Preis ab – und dieser ganz entscheidend davon, wie viele mitmachen.

Nach der rund zweieinhalbstündigen Versammlung blieb dann auch die eher ernüchternde Frage: „Worüber diskutieren wir eigentlich“.

Vom großen Energiekonzept, von der Stadt gerade auf den Weg gebracht, ist der Ortsteil, wie bei der Breitbandversorgung oder auch dem Abwasser, durch die Donau von Natur aus abgekoppelt. Aber f10-Geschäftsführer Manfred Rößle sowie Stadtwerke-Vertreter Lothar Behringer machten deutlich: Eine eigenständige Lösung für Joshofen ist möglich. Wolfdieter von Trotha vom Genossenschaftsverband zeigte sich schon jetzt überzeugt: „Günstiger geht es nicht.“ Konkrete Zahlen indes kennt auch er nicht. Solche könne es auch noch gar nicht geben, meinte Rößle. Stadtwerke-Mann Behringer ist überzeugt: Allein ausschlaggebend sei letztlich der Kilowattstunden-Preis.

Der Ingenieur Jan Feldmann von dem Unternehmen, das auch die Vorplanung für das Fernwärmenetz in Ingolstadt betreibt, geht als kalkulatorische Größe von acht Cent für die Kilowattstunde aus; teurer dürfe auch eine örtliche Eigenversorgung nicht werden. Das klassische Modell dafür: Eine Biogasanlage wird mit einer Hackschnitzelanlage als zusätzlichem Puffer gekoppelt. Mit dem Biogas wird dann ein Blockheizkraftwerk betrieben, die thermische Leistung speist das lokale Nahwärmenetz, das natürlich auch gebaut werden muss. Die für Joshofen errechnete Biogasanlage verbrauche etwa 16 Tonnen Mais, 10 Tonnen Gras und 11 Tonnen Gülle pro Tag. Als Alternativen böten sich aber auch die beiden Stadtwerke Neuburg und Ingolstadt als Wärmelieferanten an.

Eine erste Befragung unter der Bevölkerung durch die Stadt-Tochter f10 hat bereits stattgefunden. Von 115 angefragten Haushalten zeigten sich demnach 84 grundsätzlich interessiert. „Ein Hintergrund ist dabei sicherlich auch der relativ hohe Holzbesitz“, so die Einschätzung von Rößle. Hier rechne man sehr pragmatisch gleich mal Holz gegen Strom hoch. Da die Förderrichtlinien für solche Energiekonzepte derzeit günstig wie nie seien, errechne sich mit der in Joshofen ebenfalls angedachten Dorferneuerung zusätzlich ein positives Zusammenspiel. Und mit der Grube für die Wärmeleitung bekäme man gleich auch ein Breitbandkabel – das sei ebenfalls verlockend.

„Wenn schon – dann aber eine ganze Sache: nicht nur Wärme, sondern auch den eigenen Strom!“ Dafür legte sich der lokale Alternativenergie-Vorreiter Franz Lunzner mit allem Nachdruck ins Zeug. Nicht nur von Erdöl und Erdgas müsse man sich unabhängig machen, sondern genauso von Wärmelieferanten. Modelle, sich etwa an die von Ingolstädter Stadtwerken betriebene Biogasanlage in Unterstall anzuhängen, für deren geplante Erweiterung Wärmeabnehmer gesucht werden, lehnt Lunzner ebenso entschieden ab wie eine Leitung von Ried und damit den Neuburger Stadtwerken her.

Entsprechende Anlagen-Anbieter nahmen als Referenten an der Versammlung teil: Moderne Biogasanlagen müssten keine Maisfresser mehr sein, war zu erfahren. Trockenfermentationsanlagen würden mit biogenen Reststoffen, Grüngut, aber auch mit Pferdemist arbeiten. Gülle würde dabei so gereinigt, dass sie danach sogar auf die Felder ausgebracht werden könne.

Die nächsten Schritte für Joshofens makellose Energiebilanz wurden aufgezeigt: Zuerst ist eine umfassende Bedarfsanalyse nötig. Daraus soll dann ein Konzept erstellt werden, wie man am besten zur benötigten Menge an Strom und Wärme kommen könne. Auf die Erfahrungswerte mehrjähriger Fernwärmeplanungen in Neuburg könne dabei gebaut werden. Und den eigenen Energiemanager für Joshofen bezuschusste der Staat aktuell für zwei Jahre mit bis zu 120 000 Euro. „Wir müssen da schon mal Gas geben“, erklärte Rößle. Bürgermeister hörten ihn allerdings nicht; einzig Stadträtin Elfriede Müller harrte bis zum Ende aus.