Ingolstadt
Viel Respekt, aber keine Punkte

Handball: HG-Damen nehmen Abstieg in die Landesliga gelassen - Trainer Geier hört auf

07.05.2019 | Stand 23.09.2023, 6:55 Uhr
Bewies Durchhaltevermögen: Trainer Peter Geier stand mit den Damen der HG Ingolstadt eine Bayernligasaison ohne Punktgewinn durch. Nun gibt der Coach sein Amt ab. −Foto: Rimmelspacher

Ingolstadt (DK) Mit Geschenken ist es ja so eine Sache.

In der Regel sind sie gut gemeint, oft erfreuen sie den Beschenkten, und manchmal gehen sie auch völlig daneben. Als die Handballerinnen der HG Ingolstadt vor der diesjährigen Saison die Möglichkeit bekamen, trotz sportlichen Abstiegs erneut in der Bayernliga anzutreten, da sich der TSV Ottobeuren zurückgezogen hatte, durfte man dies zunächst als großes Geschenk ansehen. Das Geschenk war eigentlich gut gewählt, und doch zeigte sich schnell, dass die HG damit wenig anfangen konnte. Nicht, weil sie nicht wollte. Sondern weil sich die Dinge schnell änderten.

Kurz vor Saisonbeginn "ging uns entscheidende Qualität verloren", erklärt HG-Trainer Peter Geier, und meint damit vor allem den Weggang der Torhüterin Luise Hesse sowie den Ausfall der Top-Torjägerin Melanie Pöschmann, die aus privaten Gründen beinahe die gesamte Saison pausieren musste und erst im Endspurt wieder einsteigen konnte. Geier sah sein Team entscheidend geschwächt, und fragte die Spielerinnen: "Wollt ihr in der Bayernliga spielen? " Die Frage wurde bejaht, und Geier war klar, dass es zu vielen Rückschlägen kommen würde. "Das müssen wir mental annehmen", wusste er schon damals, und forderte: "Dann ziehen wir es auch konsequent durch. "

Zu Rückschlägen kam es zuhauf, seien es deutliche Niederlagen wie das 19:45 beim HSV Bergtheim oder das 21:42 beim MTV Stadeln, sowie jene Spiele, in denen die Schanzerinnen am Sieg schnupperten, um am Ende doch wieder zu unterliegen - wie beim 29:35 gegen den 1. FC Nürnberg in der vergangenen Woche. Das Problem: "Nicht alle haben es durchgezogen", meint Geier, der sich abseits davon mit noch weiteren Problemen rumschlagen musste. Simone Jens etwa, die in der Vorsaison eine der Leistungsträgerinnen gewesen war, lief in dieser Spielzeit meist für die zweite Mannschaft auf und war selten für Geiers Team verfügbar. Dazu kamen Verletzungen wie etwa die von Lisa Günther, die die gesamte Rückrunde ausfiel. Als Folge blieben Geier oft wenig Wechselmöglichkeiten, häufig ging den Ingolstädterinnen in der Schlussphase der Partien die Luft aus. Es gab "viel auf und ab", resümiert der HG-Trainer die Saison nun, die die Schanzerinnen mit 491:808 Toren und null Punkten abschließen.

Dass es mit dem Klassenerhalt nichts werden würde, wurde ihm schnell klar. Spätestens, als Spiele gegen vermeintlich gleich starke Gegner wie etwa der TSV Haunstetten II, gegen den die HG am 5. Spieltag zuhause mit 22:30 unterlag, verloren gingen, kam die Erkenntnis, "dass wir keine Chance haben. Die Bayernliga war so ausgeglichen, dass wir zwar oft mithalten konnten, aber nicht über die gesamte Saison", meint Geier.

Zu den wahren Zielen der Saison entwickelten sich schnell andere Aspekte: Stets die Motivation zu behalten und als Handballstandort attraktiv zu bleiben. Dies ist durchaus gelungen, wie Geier auch im Gespräch mit Vertretern anderer Vereine herausfand: "Wir haben viel Respekt von den anderen Mannschaften bekommen, dass wir das durchziehen. "

Den Gang in die Landesliga muss die HG dennoch antreten, Geier wird dann aber nicht mehr dabei sein. Dem Verein war er schon als Spieler verbunden, auch als Trainer war Geier schon mehrere Male aktiv, zuletzt hatte er den Posten zu Beginn der Saison 2017/2018 übernommen. Nun machte er sich Gedanken, ob er den zeitlichen Aufwand neben dem Beruf weiterhin auf sich nehmen wolle, und teilte seinen Spielerinnen bereits zu Beginn der Rückrunde mit, zum Saisonende aufzuhören - unabhängig vom Saisonergebnis.

Mit der "Mission, die Saison durchzuziehen", ging Geier die letzten Spiele an und übergibt nun "eine qualitativ gute Mannschaft", wie er meint, der es bedingt durch die fehlenden Siege nur an einem fehle: Selbstvertrauen. Dass es in der Landesliga wieder mehr davon gibt, davon geht Geier aus. Die HG werde "vorne mitspielen", zumal die Mannschaft im Wesentlichen zusammenbleibt: Einzig Lea Kalthof wird den Verein nach jetzigem Stand verlassen. Hinzu kommen könnte nach Auskunft von Geier eine ausländischen Spielerin sowie eine Spielerin von einem Ligakonkurrenten.

Der neue Trainer der Schanzerinnen wird in den kommenden Wochen bekannt gegeben, Geier sieht seine Mission vorerst erfüllt. "Der Damen-Handball in der Region hat sich super entwickelt", sagt der scheidende HG-Trainer. Und das ist ja auch ein Geschenk für die hiesige Sportszene.

Marcel Bothe